Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)

Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)

Titel: Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
Vom Netzwerk:
dem breiten Gang standen, und schlug es an einer Stelle auf, die etwa zu Beginn des letzten Viertels lag. Mit ihren kleinen Händen blätterte sie rasch und dennoch unglaublich sorgfältig die Seiten um. Lyra sah fasziniert zu. Sie hatte Teresa schon immer gern bei der Arbeit zugesehen, auch weil sie wusste, dass sie selbst für diesen Job völlig ungeeignet gewesen wäre. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie sie eine Seite nach der anderen zerknitterte …
    »Und … wie ist das damals ausgegangen?«, fragte sie und stellte sich neben Teresa, um mitlesen zu können. Die Wölfe hatten – im Gegensatz zum damaligen Adel – immer in der Umgangssprache geschrieben, daher konnte Lyra alles gut verstehen, auch wenn manche Wörter ziemlich seltsam waren.
    Teresa warf ihr einen schelmischen Blick zu. »Schlecht, wie zu erwarten, deshalb ist es ja auch immer noch verboten. Hier, das war der Anfang. Eine Wölfin vom Rudel der Thorn, Elizabeth Thatcher, hat sich mit einem Vampir von den Rakshasa eingelassen. Das waren übrigens Löwengestaltwandler. Soweit ich gehört habe, hat irgendeine andere Vampirdynastie sie gejagt, bis alle ausgerottet waren, aber wer weiß? Und die halten uns für gewalttätig! Wie auch immer, die beiden zogen zusammen los, um das Tanzbein zu schwingen, und stellten dann fest, dass Wolf und Vampir sich wahrhaftig paaren können. Hier steht ein kleines Gedicht darüber, siehst du?« Sie kicherte. »Damals gab es häufig Wölfe, die gern in Gedichtform schrieben.«
    Lyra beugte sich vor, um den Abschnitt zu lesen, auf den Teresa deutete.
    »Wenn des Werwolfs Biss den Vampir ereilt«, murmelte sie, während sie das kurze Gedicht überflog. Nett gereimt, ansprechend … und außerordentlich informativ. Wenigstens wusste sie jetzt, warum sie nur ein ganz blasses Mal hatte und Jaden vermutlich keins. Sie hatten das Ritual nicht bis zum Ende vollzogen. Und wenn es nach ihr ging, würden sie das auch nicht tun … egal wie sehr die einfachen Worte, mit denen die ewige Verbindung mit einem Vampir beschrieben wurde, ihren Magen in Aufruhr versetzten und Feuerwerkskörper durch ihre Adern jagten.
    Es
war
möglich. Die Vereinigung war schon einmal vollzogen worden.
    Das könnte wiederholt werden, wenn es erlaubt wäre. Was es natürlich nicht war. »Nicht erlaubt« war eher noch eine Beschönigung. Und dennoch … dennoch …
    Ihr drehte sich der Kopf, als sie versuchte, das Gelesene zu verarbeiten. Sie war nicht die Erste! Auch andere waren einem Vampir in die Arme gesunken, nur um dann festzustellen …
    »Schlimm, was damals passiert ist. Der Vamp hatte schon zehn Wölfe ausgesaugt, bevor sie ihn gekriegt haben. Daraufhin haben sie ihn und seine Partnerin …« Sie verzog das Gesicht und klappte das Buch zu.
    »Nun ja, die ekligen Einzelheiten haben sie auch nie ausgelassen«, fuhr Teresa fort. »Übrigens muss ich jetzt, glaube ich, zu meiner Dreiecksgeschichte zurück. Mein Gehirn muss dringend durchgepustet werden. Was hatten die im Mittelalter bloß immer mit Metallspitzen?«
    Bei dem Gedanken, was den unglücklichen Liebenden angetan worden war, wurde Lyra ganz blass. »Ja. Meine Frage ist beantwortet. Mehr will ich gar nicht wissen.«
    »Das verstehe ich«, erwiderte Teresa und lächelte sie freundlich an. Oha, dachte Lyra. Sie ahnte, was kommen würde.
    »Weißt du, Gerry und ich haben in letzter Zeit oft über dich geredet. Ich will dir ja keinen Druck machen, Lyra, aber … willst du wirklich bei der Prüfung antreten? Ich weiß, dass du dich mit deinem Cousin nicht verstehst, aber wie ich schon zu Gerry gesagt habe: Meine Cousine gehört zum Rudel der Shadowed Path, und ihr Sohn wäre geradezu
ideal
für dich. Der geborene Anführer, sage ich immer. Ihr wärt das ideale Paar, um die Thorn anzuführen!«
    Ich ziehe mich jetzt ganz langsam zurück
, dachte Lyra und versuchte, Teresa nicht in den Genuss ihres berüchtigten mordlüsternen Blicks kommen zu lassen. Sie wusste, die Frau meinte es gut mit ihr. Wirklich gut. Aber noch ein derartiges Gespräch, und ihr Kopf würde in Flammen aufgehen. Und gleichzeitig würde sie vermutlich schreien: »Ich habe schon einen Mann oder jedenfalls so was Ähnliches! Er ist ein Vampir! Da habt ihr eure Führungsqualitäten!«
    Stattdessen gelang es ihr, ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern, während sie sich so schnell sie konnte rückwärts auf die Treppe zubewegte. Es war schon witzig, dass ihr ausgerechnet Jadens Anweisungen so gut halfen, mit dieser

Weitere Kostenlose Bücher