Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)
Situation fertigzuwerden.
»Das ist nett, Teresa, aber ich muss jetzt los. Danke für die Hilfe, auch wenn sie mich um fünfzig Dollar gebracht hat.«
»Gern geschehen, Liebes. Lass mich wissen, wenn du deine Meinung änderst.« Mit diesen Worten wandte Teresa sich wieder ihrem Schreibtisch und ihrer heißen Lektüre zu.
Unwahrscheinlich, dachte Lyra. Aber abgesehen von der anhaltenden Angst, jemand könne ihr Mal sehen, fühlte sie sich auch ein wenig erleichtert. Eigentlich war es nur ein halbes Mal, eine weitere Last, die sie allein tragen konnte und auch würde. Noch war nicht alles verloren, sie musste sich nur zusammenreißen, solange Jaden noch hier war, und die Finger von ihm lassen. Und was noch wichtiger war: Er musste die Zähne von ihr lassen.
Sie konnte nur hoffen, dass sie es nicht bereuen würde … nicht die Tatsache, dass sie mit Jaden geschlafen hatte, sondern dass sie einen Geschmack von etwas bekommen hatte, das sie nie mehr vergessen und doch nie wieder würde haben können.
17
»Also, normalerweise würde ich das ja nicht fragen, aber … ist alles in Ordnung? Also jedenfalls in Ordnung für einen Vampir? Ich weiß ja nicht, wie du sonst so bist, aber du wirkst irgendwie … abwesend.«
Jaden, der gerade ein lautstarkes Spiel beobachtete, das so etwas wie Poolbillard mit ständigem Ganzkörperkontakt zu sein schien, wandte seinem unglaublichen Begleiter den Kopf zu. Er hatte sich über die Einladung gefreut, auch wenn sie sehr unerwartet gekommen war. Lyra hatte darum gebeten, das Training an diesem Abend ausfallen zu lassen. Er hätte nicht gewusst, wie er ihr diese Bitte hätte abschlagen sollen – sie sah ganz und gar nicht gut aus. Vor allem ihre Augen wirkten glasig, und ihr Blick hatte fast schon gehetzt gewirkt. Sie hatte behauptet, sie habe Kopfschmerzen.
Aber so wie sie vor seiner Berührung zurückgescheut hatte, war ihm der Verdacht gekommen, dass das nicht alles war. Er konnte mit so ziemlich allem fertig werden, das wirklich dahintersteckte – außer sie wäre zu dem Ergebnis gekommen, dass es ein Fehler gewesen war, mit ihm zu schlafen. Denn ihr Zusammensein hatte seinen Durst nach ihr nicht gestillt, sondern eher tausendmal schlimmer gemacht. Die kratzbürstige Wölfin hatte ihm wirklich den Kopf verdreht. Wie auch immer sie das geschafft hatte – er wollte mehr.
Er zwang sich, sich auf den Mann zu konzentrieren, der mit ihm redete, statt ständig mit den Gedanken zu Lyra abzuschweifen.
»Du machst dir aber nicht deshalb Sorgen, weil ich so blass bin? Das hatten wir doch schon geklärt. Meine Blässe ist kein Zeichen von Krankheit, sondern ein Charakteristikum unserer Art.«
Simon Dale schnaubte leise und schnappte sich einen der kleinen gebratenen Fische aus der Schüssel, die in der Mitte ihres schon ziemlich ramponierten Tisches stand. Er stippte ihn in die Soße, die dazu gereicht worden war, und schob ihn sich dann in den Mund.
»Nein. Allerdings verstehe ich nicht, wieso nicht mehr Vampire ins Bräunungsstudio gehen. Dann würdet ihr lange nicht so auffallen. Nein, ich frage nur deshalb, weil Lyra schon den ganzen Tag so komisch ist, obwohl ihr gestern Nacht die Ptolemy so bravourös fertiggemacht habt, und jetzt bist du auch so missmutig.« Er grinste. »Zumindest scheinst du missmutiger als sonst zu sein. Bei dir ist das schwer zu sagen.«
Jadens Ton war eisig. »Wie witzig.«
Simon kicherte. »Gern geschehen.«
Jaden war noch immer nicht klar, was diese Einladung sollte. Simon Dale war jemand, den man einfach mögen musste. Er wirkte ein wenig wie ein übergroßer Welpe: unterhaltsam, ein bisschen frech und versessen auf alles Essbare in Reichweite. Außerdem war er der Erste aus dem Rudel, der von sich aus Jadens Gesellschaft gesucht hatte, weshalb Jaden schon aus grundsätzlichen Erwägungen heraus dazu neigte, ihn zu mögen. Dennoch – bei der Einladung, zusammen einen trinken zu gehen, ging es garantiert um mehr als nur um ein nettes Gespräch. Fürs Erste würde Jaden jedoch weiter mitspielen.
»Ich bin nicht missmutig. Ich bin ein Vampir. Und was Lyra angeht – keine Ahnung. Als ich ging, hatte sie sich gerade mit Kopfschmerzen in ihr Zimmer zurückgezogen. Wenn du meinst, dass das nicht alles ist, solltest du sie am besten selbst fragen.«
Simons Lächeln erlosch. »Das würde ich, wenn ich die Hoffnung hätte, eine ehrliche Antwort zu bekommen. Seit du hier aufgekreuzt bist, will sie über so gut wie gar nichts mehr mit mir reden – das ist
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