Erben des Mondes - Grimoire lunaris

sofort mit dem Piloten sprechen“, dachte sie, ehe sie uns mit entschuldigendem Blick anlächelte, auf die Unordnung zu ihren Füßen wies und das Weite suchte.
    „Was war das denn?“, fragte Darian.
    „Sie hat das Buch gesehen und nannte es das Buch der Hexen. Sie schien voller Panik, ihre Gedanken waren das reinste Chaos, ich konnte nichts mehr entziffern. Sie informiert gerade den Piloten.“
    Kaum hatte ich dies ausgesprochen, tauchte der Pilot zusammen mit der ängstlich wirkenden Stewardess auf. Der Pilot legte sich in Gedanken gerade zurecht, wie er uns auf das Grimoire ansprechen sollte und wie er uns am einfachsten fragen könnte, wie wir an dieses so mächtige Zauberbuch gekommen waren. Ich antwortete ihm wahrheitsgemäß.
    „Es ist aus der Gemeinschaftsbibliothek.“
    Er zuckte kurz zusammen, beherrschte sich aber gleich wieder und sprach in Gedanken zu mir: „Mir war nicht bewusst, dass wir eine Telepathin an Bord haben. Es tut mir leid. Mein Name ist Tom. Wie ihr seht, bin ich euer Flugkapitän. Maja hier (er wies aufdie Stewardess) war aufgebracht, als sie das Buch bei euch sah. Wisst ihr denn überhaupt, was über dieses Buch gesagt wird?“
    „Bitte sprechen sie laut, damit auch mein Begleiter an dem Gespräch teilnehmen kann“, bat ich ihn mit einem Blick auf Darian, der den stummen Monolog des Kapitäns beobachtete. „Wir haben das Buch aus der Bibliothek, es war weder versteckt noch bewacht noch sonst was. Wir konnten es einfach aus dem Regal holen.“
    „Und wie konntet ihr es finden? Ein Zauber liegt auf dem Grimoire lunaris. So heißt es zumindest. Es kann nur von den Anführern gefunden werden. Alle zehn Jahre wird das Buch an eine andere Mondstätte weiter gegeben. Die dortige Selena bringt es dann in ihrer Bibliothek unter. Nur sie kann das Buch im Anschluss wieder weitergeben. Kein anderer hat die Macht, das Buch zu finden. Hat sie es euch gegeben?“
    Erstaunt über diese Aussage antwortete Darian: „Vic hat es mit ihrer Gabe gefunden. Es kam quasi zu ihr.“ Er deutete mit dem Kopf in meine Richtung und begann dann, die ganze Geschichte, inklusive Stonehenge-Vision zu erzählen. Eigentlich blöd, wildfremden Menschen soviel zu erzählen. Aber irgendwie hatte ich großes Vertrauen zu Tom. Beinahe so, als wäre er mir ebenfalls schon einmal begegnet, wie die gebastelten Erinnerungen an Malte. Also war es für mich in Ordnung, dass Darian alles erzählte, was es zu wissen gab.
    „Für Kinder eures Alters ist es ungewöhnlich, soviel über unsere dunkle Geschichte zu wissen. Die Kombination eurer Gaben klingt vielversprechend.Doch lasst mich kurz erklären, warum dieses Buch niemals in falsche Hände gelangen sollte. Habt ihr bereits daraus gelesen?“
    Ich nickte und fügte hinzu, dass wir bislang nur erfahren wollten, wie es nach dem Stonehenge-Tribunal weitergegangen war.
    „Dann wisst ihr bereits, dass Vampire existieren. Sie waren welche von uns und wurden aufgrund dunkler Zauberkünste zu dem, was wir heute darunter verstehen. Das Grimoire ist unsere Geschichte und zugleich eine Art Auflistung des Bösen und wie man es bekämpft. Doch müsst ihr wissen, dass in eben diesem Buch auch diese dunklen Zauber aufgeschrieben und festgehalten wurden, die die Kinder zu Monstern machten und immer noch machen können. Deshalb können selbst die Anführerinnen das Buch nicht alleine lesen. Mindestens vier von ihnen sind nötig, um die Schrift sichtbar zu machen.“
    Wieso hat uns so was eigentlich noch keiner im Unterricht erzählt. Das wäre doch mal viel spannender gewesen. Tom und Maja scheinen bessere Ansprechpartner zu sein als unsere sogenannten Mentoren.
    Das Buch lag immer noch auf meinem Schoß. Ich hatte es ja bereits durchgeblättert, aber Zaubersprüche hatte ich bisher noch keine gefunden. Ich schlug das Buch ganz hinten auf und ließ die Seiten durch meine Finger gleiten. Ungefähr 50 Seiten vor Buchende hielt ich an und überflog die Seite.
    „Hier. Seht mal her. Hier ist eine Art Inhaltsverzeichnis, eine Übersicht über etlicheZaubersprüche. Vampire, Kobolde, Werwölfe.“ Ich blickte verwundert auf, warum keiner mit las und sich mehr dafür interessierte. Selbst Darian nicht.
    „Tut mir leid, Prinzessin, aber auf der Seite steht nichts.“
    „Willst du mich veräppeln? Seht ihr das nicht?“ Ich zeigte auf die Seite. Darian schüttelte den Kopf. Auch der Pilot und Maja verneinten. Ich spürte eine wachsende Anspannung und Neugierde. Seltsamerweise waren diese