Erben des Mondes - Grimoire lunaris
Buchstaben geschriebenen Titel erkennen:
Grimoire lunaris – Kinder des Mondes
Genau das, was ich gesucht hatte, oder? Darian sah mich erstaunt und fragend an. Ich musste nicht seine Gedanken lesen, um zu sehen, was er wissen wollte. „Ich hab mir irgendwie gewünscht, das Buch zu finden. Auf einmal sah ich eine Linie, eine hauchdünne Schnur vor mir, der ich gefolgt bin. Sie hat mich direkt zu dem Buch geführt. Cool, was?“
„Das gehört bestimmt auch zu deinen Fähigkeiten. Wärst du schon älter, wäre das Buch wohl angeflogen gekommen?“ Er grinste. Wenigstens war er über das „du bist viel cooler und mächtiger wie ich“ hinaus gekommen. „Aber wieso heißt das Buch Grimoire? Ich dachte, du wolltest etwas zur Geschichte erfahren und nicht nur Zaubersprüche. Grimoires sind doch Zauberspruch-Sammlungen, oder?“
„Ich habe mir im Kopf die Frage gestellt, wo die ganze Geschichte der Kinder des Mondes steht oder ob es ein Buch über die Geschichte des Bösen gibt. Dieses Buch hier muss die Antwort sein. Also schauen wir mal nach.“
Ich schlug das Buch auf. Auf der ersten Seite wurde der Titel noch einmal in goldenen Lettern wiederholt. Darüber war eine Art Wappen zu sehen. Es trug selbstverständlich ein Mondsymbol in sich. Ich blätterte zur nächsten Seite. Das Inhaltsverzeichnis war in altdeutscher Schrift geschrieben. Dann entdeckte ich wieder den silbernen Faden, der wie ein Lesezeichen zwischen den Seiten steckte. Ich hob ihn an, um zu der gewünschten Seite zu kommen. Das Kapitel hier handelte von dem „Tribunal bei Stonehenge“ – also war die Eulen-Erinnerung tatsächlich war? Wow. Und ohne Darians Hilfe hätten wir das nie herausgefunden.
Aber dann mal los. Die Seiten waren links oben datiert, um der Chronologie gerecht zu werden. Das Tribunal fand vor 42159 Monden statt. Geteilt durch 12… also irgendwann vor über 3500 Jahren. Hui, ganz schön lange her. Aber änderte sich die Zeitangabe denn jeden Monat, also immer wenn ein neuer Monat vorüber war? Wie die Besucherzähler im Internet? Den Gedanken verschob ich auf später. Jetzt gab es Wichtigeres zu tun. Ich überflog den Teil, den ich schon kannte und las begierig, was nach dem Tribunal folgte.
Das Prüfungskomitee setzte sich aus zehn mächtigen Telepathen zusammen, deren Name ich teilweise nicht einmal aussprechen konnte. Sie fanden sich inder Nacht nach dem Tribunal ebenfalls in Stonehenge zusammen. Hier war ein heiliger Ort, der unter anderem für Zeremonien und die Vorhersage der Mond-, Sonnen- und auch Sternenkonstellationen benutzt wurde. Der Mond war hier also stets gegenwärtig.
Neben dem Opfer von Helena war auch ein frischer Mensch vor Ort, an dem experimentiert werden sollte. Vorher untersuchten sie das Opfer jedoch genauer. Das große schwarze Loch, das er in seinen Erinnerungen hatte, fiel den Untersuchern sofort auf. Auch hatte er an den Handgelenken minimale Spuren einer scheinbar älteren Schnittverletzung, direkt an den Pulsadern. Aber ansonsten war nichts zu entdecken. Dem Menschen ging es auch gut, wie er behauptete. Die Schnittverletzung sei aber in der Nacht passiert, in der „etwas Großartiges mit ihm geschah“. Die Prüfer vermuteten, dass Helena ein Ritual vollzogen hatte, wofür sie das Blut des Mannes benötigt hatte. Aber sie lagen falsch.
Das Prüfungskomitee benötigte einen ganzen Monat Zeit und verschiedenste „Freiwillige“, um hinter Helenas Geheimnis zu kommen. Mit einem Zauber wurde die Energie, die Lebensenergie des Mannes, in den Puls und somit in sein Blut gelegt. Von diesem Blut entnahm Helena bis zu einem halben Liter und veredelte es mit ein paar magischen Kräutern und einem Zauber. Danach belegte sie das Opfer mit einem Bann, damit es sich nicht mehr erinnern konnte.
„Klingt ja ganz nach Vampiren“, grinste ich Darian an.
„Du glaubst gar nicht, wie recht du hast“, seine Stimme schockierte mich. Er wies auf den letzten Absatz der Seite und las laut vor. „Helena wurde des Verrats angeklagt und dem Tribunal vorgeführt. Sie wurde zum Tode verurteilt. Von ihren Gefolgsleuten konnten jedoch nicht alle aufgefunden werden und somit wurde das Ritual weiter verbreitet. Hinweise verdichteten sich, dass die Blutaufnahme bei manchen Kindern zu Anomalien führen konnte, zu unerklärlicher Aggressivität, auch der eigenen Gruppe gegenüber. Ihre Kraft wuchs ständig und das Bedürfnis nach Blut wurde immer größer. In Griechenland wurden sie von den Menschen als Lamien
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