Erben des Mondes - Grimoire lunaris
Betroffenheit. Sie atmete kurz durch, sammelte sich und fuhr fort. „Doch dieses dunkle Kapitel ist abgeschlossen. Der Rat achtet seither viel stärker auf die Ausbildung und die Tendenzen der Neulinge. Wessen Weg zu stark von Habgier und Neid geprägt ist, wird den Ruf niemals hören. Nichtsdestotrotz ist es nicht immer möglich, die dunkle Seite aufzuspüren, bevor es zu spät ist. Die Hexenzirkel agieren im Untergrund. Niemand wird sie gänzlich auflösen können.“ Ein langes Seufzen. „Aber das ist nicht das Problem von Neulingen. Eure Ausbildung sollte völlig unbeschattet vonstatten gehen.“
Das traf auf Darian und mich wohl nicht zu. Zwischen all dem Bösen musste es doch auch etwas Gutes geben, oder?
„Tom hat uns von den Wächtern erzählt. Was sind sie genau?“, fragte ich neugierig.
„Wächter werden diejenigen von uns, die sich nach ihrem Ruf voll und ganz dem Guten verpflichten. Sie leisten einen Eid vor unserem Herrn. Ähnlich der Nonnen in menschlichen Klöstern. Nur ist ihr Eid unwiderruflich. Sie werden zu Feen oder Elfen, je nachdem, welcher Bestimmung sie folgen. Sie werden mit schier unglaublichen Gaben beschenkt, die ihnen bei ihrem Kampf gegen das Böse helfen. Kriegerische Fähigkeiten. Sie sind wahre Meister in Verteidigung. Wer weiß, was die Zeit bringt. Vielleicht gehört auch einer von euch später dazu?“ Wieder fasste sie sich an die Schläfe und schüttelte dann beinahe unsichtbar den Kopf. Also wohl eher nicht. „Habt ihr sonst noch Fragen? Sonst würde ich nämlich gerne eine stellen.“
Ich sah sie auffordernd an. Was konnten wir ihr denn beantworten, was sie nicht aus besseren Quellen erfahren konnte?
„Wie soll es denn jetzt weitergehen? Ich denke, irgendjemand ist hinter euch und dem Buch her.“
Ich zuckte mit den Schultern. Ich hatte echt keine Ahnung. Noch nie wurde ich von irgendjemand oder etwas verfolgt. Bisher hatte ich mir keine Taktik zurechtlegen können.
„Wenn es euch recht ist, würde ich euch gerne eine Art Bodyguard zur Seite stellen. Nur für den Fall, dass ihr noch einmal angegriffen werden solltet. Ich vermute, dass ihr mit Toms Hilfe beim letzten Malsehr zufrieden wart?“ Sie lächelte uns an. Darian und ich nickten sofort eifrig. „Dann wird er euch wenn möglich begleiten – im Verborgenen natürlich. Im Ernstfall wird er dann binnen Sekunden Verstärkung rufen können. Bei dieser Gelegenheit möchte ich euch Mars und Lenja vorstellen.“ Sie blickte Richtung Tür und zwei Gestalten traten ein. Im ersten Moment konnte ich nichts erkennen. Die Beiden waren von einem starken Licht umgeben, das mich für Sekunden blendete. Langsam erkannte ich dann aber den Mann und die Frau hinter dem Licht. Beide waren wunderschön, alterslos und mit einer ledernen Kampfuniform bekleidet, wie die Gladiatoren sie trugen.
„Mars und Lenja sind Elfen“, erklärte mir Aurelia. „Sie sind die besten Kämpfer unter uns. Sie werden euch unterstützen, wo sie nur können.“
Die Elfen nickten uns freundlich, aber sehr ernst und steif zu. Wahre Krieger dürfen wohl nicht lächeln. Oder liegt das an London? Die Queen Guards vor dem Buckingham Palace lachen doch auch nie, oder?
Ich versuchte herauszufinden, was in ihren Köpfen vorging, sah aber nur schwarz. Eine schwarze Mauer, die kein Eindringen möglich machte.
„Zu der Grundausbildung der Elfen gehört auch ein mentales Training. Sie dürfen während eines Einsatzes nicht abgelenkt oder sogar übernommen werden. Das kannst du doch verstehen, oder?“
Ich war irritiert, nickte aber. Klar wäre es blöd, wenn sie jemanden beschützen und plötzlich auf ihren Schützling los gehen würden. Aber gab es wirklich solch starke Mentalkräfte unter uns? Beängstigend.
„Das hat es alles schon gegeben. Deshalb legt die Gemeinschaft bei der Ausbildung der Krieger sehr großen Wert auf eine mentale Gabe. Die ist beinahe unerlässlich. So können die Elfen ihren Schützling auch bewachen, ohne in direktem Kontakt zu stehen. Aber seid beruhigt: Ihr werdet keinesfalls ausspioniert. Mars und Lenja werden lediglich deinen Gemütszustand überwachen. Solltest du Angst bekommen, sind sie somit sofort zur Stelle.“
Wie beruhigend. Oder auch nicht. Ich wusste einfach nicht mehr so recht, was ich von der ganzen Sache halten sollte.
„Die Wahl wird in zwei Stunden stattfinden. Ihr solltet euch vorbereiten. Wir sehen uns nachher.“
„Vielen Dank, Aurelia“, sagte ich und verbeugte mich kurz.
Darian echote meine
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