Erben des Mondes - Grimoire lunaris
Worte. Dann verließen wir mit Mars und Lenja im Schlepptau den Raum und machten uns auf die Suche nach unserem Zimmer. Weil wir scheinbar wieder einmal im Kreis liefen, drängte sich Mars an uns vorbei und führte uns. Hätte er Gefühle gezeigt, hätte ich wetten können, dass er genervt gewesen wäre. Konnten wir vielleicht etwas dafür, dass es hier wie im Irrgarten war?
Mars betrat noch vor uns unser Zimmer, sah sich kurz um und bat uns dann, einzutreten. Alles war noch an Ort und Stelle.
Wir machten uns kurz nacheinander zurecht. Dann bat Darian die beiden Elfen, uns kurz einen Moment Privatsphäre zu geben. Die beiden waren offensichtlich nicht begeistert von dem Gedanken, verließen dann aber das Zimmer.
Neugierig starrte ich Darian an. Er zögerte einen Moment, dann setzte er sich neben mich auf das Bett und legte seinen Arm über meine Schultern. Stille. Schier endlose Stille.
„Was ist los, Darian? Ist etwas passiert?“
Immer noch nichts. Ich senkte meine Barrieren und sandte meine Gedanken prüfend zu seinen. Er verschloss sich, hatte aber nicht viel Übung darin. Ich konnte seine Verzweiflung spüren. Und Angst. Und Wut. Und Hass. Das war nicht der Darian, dessen Gedanken ich schon unzählige Male gelesen hatte. Dennoch kam mir das, was ich sah, bekannt vor. Und dann durchfuhr es mich wie ein Blitz. Ich wich aus seiner Umarmung und sprang auf. Angst durchfloss meinen Körper. Und schon im selben Augenblick stürmten Mars und Lenja das Zimmer.
Geheimnisse
Darian
I ch wusste, dass ich irgendwann auch dazu gehören würde. Ich wusste alles über die Ausbildung, den Schlaf und den Ruf. Meine Eltern haben mich bereits sehr früh aufgeklärt.
Meine Familie gehört zu den Lunaern. Jenen alten Familien, die ein Geburtsrecht darauf hatten, erwählt zu werden. Jede Generation besteht aus Kindern des Mondes. Unsere Familientreffen ähneln ein wenig den Gemeinschaftstreffen.
Eigentlich sollten die Lunaer nicht vor der Einführungszeremonie aufgeklärt werden. Aber wenn beide Eltern dazu gehören, lässt sich das gar nicht verbergen. Somit konnte ich schon üben und studieren, lange bevor ich wiedergeboren wurde.
Selena wusste über mich Bescheid. Aber meine Eltern hatten sie gebeten, meine wahre Identität nicht offen zu legen. Ich fand mein Leben bis zu diesem Punkt schon seltsam genug und hoffte, so ein wenig Normalität zu bekommen. Wenn niemand wusste, dass ich ein Lunaer war, dann konnte ich als ganz gewöhnlicher Neuling die Ausbildung durchführen.
Selena würde alles tun, um meine Eltern glücklich zu machen. Mein Vater ist wie sie Telepath und ist in der Gemeinschaft hoch angesehen. Mehr Anreiz brauchte sie wohl nicht.
Und so begann ich mein neues Leben wie jeder andere auch. Die Nacht der Wiedergeburt war zum Einschlafen. Meine Mutter hatte mich schon alsKleinkind zu einer Prophetin geschleppt, um herauszufinden, welche Gaben ich bekommen würde. Somit war das alles nicht mehr ganz überraschend für mich. Natürlich hätte sich insbesondere mein Vater einen Telepathen gewünscht, aber meine Mutter mit ihrer Begabung, das Wasser zu kontrollieren, freute sich über einen weiteren Nicht-Mentalisten. Schließlich war von ihr kaum mehr zu erwarten, als dass sie mich und meine kleine Schwester in der Badewanne mit Wellen und Strudeln unterhalten konnte.
Durch meine falsche Identität konnte ich meinen „Freunden“ natürlich viele Dinge, die ich schon von klein an wusste, nicht erzählen. Ich wusste, wie die Dinge in der Gemeinschaft liefen. Ich kannte die Aufgaben des Rates und auch die Geschichte der dunklen Magie. Dieses Wissen war von meiner Kindheit an mein treuer Begleiter. Schon mit zehn Jahren durfte ich an den Zirkeltreffen meines Vaters teilnehmen. Er war der Hexenmeister, der Mann mit den größten Fähigkeiten im Kreis. Dort wurde mir auch beigebracht, Teile meines Kopfes abzuteilen und für sämtliche Leser unerreichbar wegzusperren. Schließlich durfte niemand von einem Kind erfahren, dass sein Vater ein Hexenmeister ist. Mit dieser ganzen Vorgeschichte war ich anfangs bei den Treffen in der Mondstätte mehr als gelangweilt. Doch nach ein, zwei Wochen änderte sich alles. Eine Neue kam zu uns. Sie hieß Victoria. Sie war einfach das, was ich mir unter einer perfekten Frau vorstellte. Nach unserer Wiedergeburt versuchte ich einige Male, sie anzusprechen, aber sie schien kein Interesse an mir zu zeigen. Mike, mein Freund vonKindesbeinen an und nun Mitschüler, fand sie streberhaft.
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