Erben des Mondes - Grimoire lunaris
kann. Ich frage mich, was das für Wesen waren.“
„Wo ist das Grimoire?“, unterbrach ich Aurelias Schilderung. Einerseits war ich froh, dass das Buch nicht in meinen Händen war, als diese Wesen hier wüteten, doch andererseits stieg das Grauen in mir auf. Wenn diese Kreaturen schon so böse waren, was würde erst alles passieren, wenn sie die Macht des Buches in den Händen hielten? Aurelias Blick ließ meine letzte Hoffnung schwinden.
„Dort lag es, umgeben von einem doppelten Schutzkreis, von mir und meinen stärksten Magiern gelegt. Ohne den Aufhebungszauber hätte es nicht möglich sein dürfen, es zu entwenden. Ich hätte es nie aus den Augen lassen und diese Bürde Mandy allein auftragen dürfen. Niemals!“ Voller Selbstvorwürfe schluchzte Aurelia, die soselbstbewusste und starke Leiterin der Gemeinschaft in London, und Tränen flossen ihre Wangen hinunter.
Ich wusste erst nicht, wie ich mich verhalten sollte. Dann beschloss ich, dass hier sowieso kein Zauber oder Ritual helfen konnte. Also nahm ich sie in meinen Arm und tröstete sie, wie eine Mutter ihr Kind tröstet. Und ich machte mir Sorgen, große Sorgen. Nicht nur um mich, sondern um alle, die ich liebte. Wie sollten wir aus dieser Sache nur wieder herauskommen?
„Wir müssen eine Ratssitzung abhalten. Unsere Welt muss erfahren, was passiert ist und wir müssen uns gemeinsam auf einen Krieg vorbereiten.“ Mars war wieder von der Rolle des Beschützers auf die des strategischen Kriegers gewechselt.
„Darf ich noch etwas dazu sagen?“ Darian schien nicht annähernd so besorgt zu sein, wie es der Situation entsprechen würde. Dann sah ich, wie sich die dunkle Kammer in seinem Kopf für mich öffnete und seinen Gedanken in triumphierendem Ton heraus quollen. Erleichterung erfüllte mein gesamtes Inneres.
Täuschungsmanöver
Darian
H eute sollte die Wahl stattfinden. Und der Ball. Auch ohne noch einmal mit meinem Vater zu reden, wusste ich, dass der Raubzug heute stattfinden sollte. Doch ich konnte Vic nicht in Gefahr bringen, indem sie das Buch mit sich herumtragen würde. Also beschloss ich, die Sache auf meine Weise zu erledigen. Ich erzählte ihr, dass wir das Grimoire mit einem Verkleinerungszauber auf Handtaschenformat schrumpfen lassen könnten. Das wäre auch für einen absoluten Neuling kein Problem gewesen. Für meinen Plan aber reichte selbst die mir durch mein Familienerbe geschenkte Macht nicht aus. Ich musste einen Versuch wagen, ob Vic wirklich diejenige war, für die ich sie hielt. Ich bat sie also, ihre Macht mit der meinen zu verbünden und wagte es. Ich war lange genug bei den Zirkeltreffen dabei gewesen. Und ich hatte Unmengen von Büchern über die dunkle Magie studiert. So wusste ich genau, welcher Teil des Buches die Sucher anziehen würde. In Windeseile duplizierte ich das Buch und ließ die dunkle Anziehungskraft auf dem falschen Grimoire verdoppeln. Ohne den schwarzen Stein an meiner Kette, der für weiße Kinder verborgen war und uns Hexen untereinander offenbarte, wäre es mir unmöglich gewesen, diese dunkle Aura überhaupt zu spüren, geschweige denn, sie zu kontrollieren. Das Original ließ ich zu einem winzigen Klumpen schrumpfen, den ich geschickt mit einemTaschenspielertrick in der Innentasche meines Jacketts verschwinden lassen konnte. Und all das geschah, ohne dass Vic auch nur den kleinsten Zweifel daran hatte, dass der Versuch, das Grimoire lunaris schrumpfen zu lassen, missglückte. Und ich würde nie wieder an der unglaublichen Macht zweifeln, die dieses junge Mädchen hatte. Nicht nur auf mich, sondern auch über die weiße Magie.
Wie geplant ließen wir das Buch in Aurelias Obhut.
Als wir nach der Wahl an unseren Tischen saßen, konnte ich sie spüren: Die Dunkelheit, die immer näher kam. Ich konnte ihre Gegenwart spüren, riechen, beinahe hören. Doch niemand anderem schien das aufzufallen. Ich hatte bei der Wahl und beim Anstehen am Büffet, sowie bei den etlichen Smalltalks, die wir geführt hatten, nach dem Onyx Ausschau gehalten. Jenem Stein, der uns als zur dunklen Seite gehörend auswies. Oft wird er auch Hexenstein genannt. Er kann nur von einem der Unsrigen gesehen werden, für die weißen Magier ist er unsichtbar. So sehr ich mich auch bemühte - ich konnte keinen einzigen Steinträger entdecken. Und das, obwohl alle ihre Ketten heute offen trugen. Dieses Treffen schien also durch und durch gut zu sein. Oder die Dunklen unter uns wurden gewarnt, was heute hier geschehen sollte.
Ich
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