Erben des Mondes - Grimoire lunaris
nehmen.“
Trotz der miesesten Nachrichten, die ich jemals gehört hatte, blieb Darians Stimme fest und er zeigte keinerlei Emotionen. Ich streckte meine Fühler aus und tastete in seinen Gedanken. Die Stärke kam aus der richtigen Wahl, die er getroffen hatte. Er war sich seiner so sicher, dass ihn momentan nichts erschüttern könnte. Dann war da noch ein weiterer Grund. Ich lächelte in mich hinein. Er liebte mich. Echte, wahre Liebe ist doch stärker als alles andere, oder? Bekommt man das nicht immer gesagt?
„Wärst du bereit, dich uns anzuschließen und im Falle des Falles an unserer Seite zu kämpfen? Gegen deine Familie? Du weißt Dinge über die dunkle Seite, die keiner von uns auch nur erahnen kann. Ichhabe in meinem Leben bislang nur wenige getroffen, die überhaupt Kontakt hatten. Und du bist ein Lunaer und Sohn eines Hexenmeisters. Die Chance, die ich darin sehe, ist gigantisch groß. Und vermutlich unsere einzige. Nur durch einen schnellen Schlag gegen diesen Zirkel können wir dich beschützen.“ Aurelia musste tief Luft holen, so schnell und endlos hatte sie geredet. „Und mach dir über die Frage keine Gedanken, du bist es. Ganz sicher.“
Ich fragte mich, was sie damit meinte, dachte aber, es wäre besser, eine solch unpassende Frage auf später zu verlegen.
„Ich habe keine andere Wahl, als gegen meine Sippe anzutreten, oder? Entweder sie oder ich. Und da ich im Moment glücklich bin wie nie zuvor in meinem Leben, steht mein Entschluss fest. Was müsst ihr wissen?“
„Ich würde gerne kurz eine Freundin und Mitglied des Rates kontaktieren. Meine beste Freundin seit meiner Wiedergeburt. Ich würde gerne Rückhalt von ihr haben, wenn ich in der Ratssitzung erzähle, dass ich einen Schlag gegen einen Zirkel plane. Aber mit dir in der Hinterhand dürfte der Durchführung nichts im Wege stehen. Selbst der Rat muss sich der schwerwiegenden Folgen im Klaren sein, die eine Absage nach sich ziehen würde. Würdet ihr mich kurz entschuldigen. Ihr könnt gerne nebenan im Salon Platz nehmen.“ Sie wies auf eine schmale Tür, die mir bislang noch gar nicht aufgefallen war. Wir gingen hindurch und fanden uns in einer Art Wohnzimmer wieder. Ein gemütlicher Raum mit einem Sofa, mehreren Sesseln und einem Fernseher.Nichts auffallend Durchgestyltes wie ich erwartet hatte. Richtig beruhigend. Wir setzten uns auf das Sofa und blickten uns eine gefühlte Ewigkeit lang einfach nur in die Augen.
Dann fiel es mir wieder ein: „Was meinte Aurelia damit, dass du es bist’?“ Ich konnte nichts in deinen Gedanken lesen.
„Der Gedanke kam mir eben erst. Es war wohl eine Vorahnung von ihr. Ich habe mich gefragt, ob ich das Ganze Wert bin. Zu meinem Schutz wird sie einen Krieg beginnen, der auf unserer Seite ebenso viele Verletzte zur Folge haben kann wie auf der des Zirkels.“
Er zählte sich schon zu „uns“.
Ich lächelte ihm aufmunternd zu. „Die Antwort auf diese Frage hast du ja bereits bekommen.“ Ich küsste ihn auf den Mund und er entspannte sich ein wenig.
„Ich wünschte nur, ich hätte früher verstanden.“
„Was?“
„Was du mir bedeutest. Dann hätte ich niemals meinem Vater von dem Buch erzählt und all das wäre niemals passiert.“
„Vielleicht brauchtest du die Wahl. Diese Entscheidung. Vielleicht hättest du anderenfalls nie von der Hexerei abgesehen. Außerdem geht es nicht nur um dich. Schließlich möchte keiner, dass der Zirkel deines Vaters in Besitz des Grimoires gelangt und wir in eine finstere Zukunft blicken müssen. Und noch was: Ich würde gemeinsam mit dir gegen den Rest der Welt kämpfen, wenn es sein müsste. Und zwar weil du es wert bist, geliebt zu werden.“ Ich unterbrach einen Moment und holte tief Luft. „Ich will eine Zukunft mit dir. Eine Zukunft, in derwir uns frei entscheiden können, was wir tun und lassen wollen. Denn ich liebe dich!“
Und dann brachen die Emotionen über ihm zusammen. Aus dem coolen, unnahbaren Darian eben im Büro wurde ein emotionaler Mensch, der keine Scheu hatte, seine Ängste und Zweifel mit mir zu teilen.
„Ich liebe dich auch, meine Prinzessin. Noch nie zuvor habe ich jemanden so sehr geliebt wie dich!“
Mir standen Tränen in den Augen. Doch es waren eindeutig Freudentränen. Ich glaubte an all das, was ich Darian erzählt hatte. Und ich wünschte mir so sehr, dass es sich erfüllen würde, dass es schon fast weh tat.
Nicht nur fast. Es tat tatsächlich weh. Und die Schmerzen wurden stärker. Was passierte hier
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