Erben des Mondes - Grimoire lunaris
wäre ich wohl froh gewesen. Wir Männer kämpften mit unseren Laken, während Amélie schon nach wenigen Sekunden „Fertig!“ rief.
Nach dieser schweren Arbeit trafen wir uns draußen vor dem Hotel und setzten uns auf der großen Eingangstreppe in die Sonne, um die Portationsleute zu empfangen. Aurelia war die erste. Sie erschien mit einem Knall direkt neben uns, als wäre sie schon seit Stunden bei uns gesessen. Es folgten weitere Ratsmitglieder. Dann zählte ich die Sekunden und hoffte nur, dass bei Victoria nichts schief laufen würde. Es war schließlich ihre erste Portation. Ich hielt den Atem an. Aber es passierte nichts. Die Zeit kroch förmlich dahin. Dann endlich kam der befreiende Knall. Direkt vor uns stand meine Prinzessin. Sie schaute zuerst nicht zu uns. Als siesich umdrehte, hatte sie einen etwas sorgenvollen, schon leicht panischen Gesichtsausdruck, der aber sofort einem freudestrahlenden und stolzen Blick wich. Sie hatte es geschafft.
Ich rannte zu ihr die Treppe hinunter und drückte sie so fest ich konnte. Es war sehr befreiend für mich, sie wieder in meiner Nähe zu wissen. Was wäre passiert, hätte sie sich zu irgendwelchen Hexen portiert, die das Mal erkannten? Schnell strich ich diesen Gedanken und küsste sie ausgiebig, bis Amélie uns darauf aufmerksam machte, dass wir Zuschauer hatten.
Dann kamen mit einem riesigen Spektakel auch die anderen zu uns. Sofia bat um eine kurze Ruhepause. Man sah ihr an, dass diese weite Portation an ihren Kräften zehrte. Ich nutzte die Gelegenheit und zeigte Victoria unser Zimmer.
Dort erzählte sie mir auch von ihrer Vision über meinen vermeintlichen Tod. Ich würde als Märtyrer sterben. Um eine zukünftige Weiße zu retten. Welch phänomenales Ende für den Sohn eines Hexenmeisters. Die Geschichtenschreiber hätten es sich nicht besser ausdenken können. Aber mein Tod würde die dunkle Seite in Victoria gewinnen lassen. So wie sie erzählte, wurde sie nach meinem Tod so stark von genau der Wut bestimmt, die ich versuchte, in den Griff zu kriegen. Mein Vater würde sich glücklich schätzen, jemanden mit ihren Kräften bei sich zu wissen. Aber es durfte niemals so weit kommen.
Auf einmal hörte ich Aurelias Stimme in meinem Kopf. Sie bat uns, in die Lobby zu kommen. Jeder andere Neuling – außer den Mentalisten – wärevermutlich erschrocken gewesen, eine fremde Stimme im Kopf zu hören. Ich war es gewohnt. Mein Vater hielt es meist nicht für nötig, ein Wort an mich zu verschwenden. So gab es Anweisungen für mich des Öfteren auf diese Weise. Und so machten wir uns auf den Weg in die Lobby. Dort sprach Elric bereits eifrig mit Aurelia. Als wir hinzu kamen, hörte ich sie sagen:
„Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee wäre, Elric. Wir haben schließlich auch Anderwesen unter uns. Eine Familie wie deine ist, soviel ich gehört habe, nicht sonderlich gut auf die Aussteiger zu sprechen. Und es liegt nicht in unserem Interesse, dass deine Familie sich mit dem Rest der Truppe bekriegt.“
„Aber…“, versuchte Elric zu unterbrechen. Aurelia hob jedoch sofort die Hand und brachte ihn somit zum Schweigen.
„Wenn du möchtest, kann ich dein Angebot den anderen unterbreiten. Wenn die Mehrheit zustimmt, werde ich mich dieser anschließen.“
„In Ordnung.“ Elric starrte eingeschnappt hinter Aurelia her, die den Rest der Truppe zusammen trommelte.
Ich konnte mir nicht verkneifen, Elric zu fragen, mit was er denn bei Aurelia abgeblitzt war. Er schnaubte wieder arrogant und brachte gerade noch ein „wirst du gleich hören“ heraus, ehe er Aurelia folgte.
Wir versammelten uns im zukünftigen Restaurant des Hotels. Die Tische waren aber bereits umgestellt, so dass wir nun an einer großen, länglichen Tafel Platz nehmen und somit jeder an dem Gespräch teilnehmen konnte. Als niemand mehr dazu kam, zählte ich nach. Es waren elfWerwölfe, zwei Elfen, zwei Vampire und mit Aurelia, Victoria, Elric und mir insgesamt dreizehn „normale“ Mondkinder. Unsere Armee umfasste also 28 Personen – wenn das keine Glückszahl war.
Aurelia kicherte. „Genau das ist mir eben auch aufgefallen, Darian.“ Ich sah sie entsetzt an. Alle anderen starrten mich an, als hätte ich Leuchtreklame auf dem Kopf. Wie ich so was hasste.
„Entschuldige, Darian“, fuhr Aurelia fort, „aber ich würde gerne alle an deinem Gedanken teilhaben lassen. Wenn es okay für dich ist.“ Sie blickte mich fragend und bittend zugleich an. Ich konnte gar nicht anders, als
Weitere Kostenlose Bücher