Erbin des Gluecks
zu können.
Carina brach das Schweigen, indem sie sich direkt an den würdigen Anwalt wandte. „Nun, Douglas? Worauf warten wir? Fangen Sie endlich an!“
Bryn beugte sich zu Francesca hinüber. „Ein Befehl … noch dazu ein äußerst scharfer. Francis hätte es nicht besser machen können.“
Francesca hoffte inständig, dass Carina nicht in diesem Ton fortfahren würde. Wenn ihr Großvater ein Tiger gewesen war, so war sie eine heranwachsende Tigerin.
Douglas McFadden nahm Carinas Unhöflichkeit gelassen hin. Er hatte zu Sir Francis’ Lebzeiten ganz andere Dinge hinnehmen müssen. „Sehr wohl, Carina“, antwortete er und griff nach seiner goldgefassten Brille. Nachdem er sie umständlich aufgesetzt hatte, holte er tief Atem und begann mit der Verlesung des Letzten Willens von Sir Francis Gerard Oswald Forsyth …
Wieder war es Carina, die für die erste Unterbrechung sorgte. „Das kann nicht wahr sein!“, rief sie und sprang so plötzlich auf, dass ihr Stuhl nach hinten kippte. Das blonde Haar wirbelte ihr ums Gesicht, während sie den Anwalt mit flammendem Blick ansah. Dabei fuchtelte sie so wild mit den Armen, dass ihre vielen achtzehnkarätigen Goldarmbänder wie eine Steelband klirrten. „Was soll dieser Blödsinn?“
„Carrie, bitte …“ Charles Forsyth machte einen verspäteten Versuch, seine halsstarrige Tochter zur Vernunft zu bringen. Ruth und Regina rückten näher zusammen, um sich notfalls beistehen zu können. Die Männer starrten, die Köpfe gesenkt, auf den Perserteppich.
Bryn stand ruhig auf und stellte Carinas Stuhl wieder hin. „Setz dich, Carrie“, forderte er sie auf und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. Der Ausbruch schien keinen Eindruck auf ihn gemacht zu haben.
„Du bist hier, um mir beizustehen, Bryn!“, protestierte Carina, ohne ihren Vater eines Blicks zu würdigen.
„Setz dich, bitte, wieder hin“, wiederholte Bryn mit seiner ganzen Autorität.
Carina gehorchte. Sobald sie wieder Platz genommen hatte, fuhr sie erregt fort: „Wann soll Gramps dieses Testament gemacht haben? Ich weiß, was er wollte … wirklich wollte. Das bestimmt nicht. Es riecht geradezu nach Verschwörung.“
Douglas McFadden warf ihr einen empörten Blick zu. „Ich muss bitten, Carina.“
„Carrie … Carrie!“, flehte Charles. Sein Gesicht war stark gerötet. „Es ist alles in Ordnung. Das versichere ich dir.“
„Du hast davon gewusst?“ Carina maß ihren Vater voller Verachtung. „Wie dumm bist du eigentlich? Du verlierst dein Erbe, und es scheint dir recht zu sein. Gramps hat dich öffentlich bloßgestellt. Du bist der rechtmäßige Nachfolger. Du gehörst an die Spitze des Forsyth-Konzerns. Du musst dieses Testament anfechten. Meiner Meinung nach kannst du nur gewinnen.“
„Rechne nicht zu fest damit“, warnte Bryn.
„Aber … aber …“ Es verschlug Carina die Sprache.
„Ich werde nichts anfechten“, erklärte Charles bestimmter, als man es von ihm erwartet hätte. „Ich bin mit meinem Schicksal ganz zufrieden.“
„Wie kannst du das sein?“, schrie Carina. Eine Furie aus der tiefsten Unterwelt hätte nicht mehr Schrecken verbreiten können. „Gramps hatte recht. Du tickst nicht ganz richtig! Verstehst du nicht, was hier los ist? Du bist gedemütigt worden. Ich bin gedemütigt worden!“
„Du hast ein bedeutendes Vermögen geerbt“, hielt Bryn ihr entgegen. „Nimm dir einen Augenblick Zeit, das zu begreifen.“
Carina schoss das Blut in die Wangen. „Wie bitte? Wir sind übergangen worden!“
„Nicht wirklich, Carrie.“ Charles warf Bryn einen dankbaren Blick zu. „Was verlangst du eigentlich?“
„Jedenfalls viel mehr, als du dir vorstellen kannst.“ Carina wandte sich wieder an den Anwalt. „Man sollte Ihnen die Zulassung entziehen, Mr. McFadden. Sie sind genau so ein Dummkopf wie Dad.“
Die Großtanten hielten den Atem an. So etwas Gemeines hatten sie noch nicht gehört. Und ausgerechnet vor dem lieben Douglas!
„Ich muss mir das nicht anhören, Carina.“ Der Justiziar ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Es war nicht die erste turbulente Testamentseröffnung, die er leitete. „Ich habe die Anweisungen Ihres Großvaters buchstabengetreu befolgt. Danach soll seine Enkelin, Francesca Elizabeth Mary Forsyth, die Leitung des Forsyth-Konzerns übernehmen. Ich darf Sie daran erinnern, dass Ihr verstorbener Großvater im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war und genau wusste, was er tat.“
„Das ist unmöglich!“ Carina
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