Erbin des Gluecks
…“
Eher ein elender Geizhals, dachte Bryn.
„… aber das sollte sich in Zukunft ändern. Er war ungeheuer stolz auf Francesca und die Art, wie sie ihr Leben führt. Es imponierte ihm, wie sie ihr Geld nutzt, um die Kunst der Aborigines zu fördern. Francesca ist eine junge Frau mit starkem Mitgefühl. Genau das braucht der Konzern, wenn es um zukünftige Dotationen geht.“
Nicht alle Anwesenden teilten diese Meinung. „Francey?“, flüsterte Ruth ihrer ebenso entsetzten Schwester zu. „Sie ist noch ein Kind. Was werden die Leute denken?“
„Ja, was werden die Leute denken?“, wiederholte Carina, die ausgesprochen gute Ohren hatte. „Und was bekommen Tante Ruth und Tante Regina?“ Sie nickte ihren verschreckten Großtanten zu. „Falls noch etwas da ist!“
Bryn hatte Francesca unausgesetzt beobachtet und nahm jetzt verstohlen ihre Hand. Francesca umklammerte seine daraufhin wie einen Rettungsring. Was sie gehört hatte, warf sie völlig aus der Bahn. Am wenigsten begriff sie, dass ihr Großvater stolz auf sie gewesen war. Warum hatte er das nicht einmal deutlich gesagt? Francesca, ich bin stolz auf dich. Ihr ganzes Leben hätte sich dadurch verändert.
Carina war so damit beschäftigt, ihre Großtanten gegen diese schändliche Ungerechtigkeit aufzuwiegeln, dass ihr der heimliche Händedruck entging.
„Gramps kann nicht ganz bei Trost gewesen sein“, verkündete sie mit schallendem Gelächter. „Dies ist das Testament eines sentimentalen, hirnlosen Greises. Was soll Francey eigentlich tun? Die ganze Herrlichkeit verschenken? Ich warne euch … dazu ist sie absolut fähig. Sie hat ja ein so gutes Herz!“ Die Wut ließ Carina jede Rücksicht vergessen. „Schluss jetzt! Ich will nichts mehr davon hören. Gramps betete mich an, und jetzt soll Francey die Peitsche schwingen? Dad könnt ihr vergessen. Er hat kein Rückgrat und gibt gern alles auf.“
„Onkel Charles … Carrie!“ Francesca sah unglücklich von einem zum anderen. „Ich bin mit alldem nicht einverstanden und genauso geschockt wie ihr.“
„Wer das glaubt, wird selig“, spottete Carina im Ton höchster Verachtung.
„Aber es ist wahr“, beteuerte Francesca. „Ich würde dir gern alles zurückgeben.“
„Und ich würde es gern wiederhaben … du kleine Verräterin!“
„Das genügt, Carrie!“, fuhr Bryn so scharf dazwischen, dass sogar Carina erschrocken verstummte. „Francey braucht nichts zu erklären und sich bei niemandem zu entschuldigen. Du siehst, wie verwirrt sie ist. Sie hatte von alldem keine Ahnung. Ich schlage vor, dass wir Douglas zu Ende lesen lassen. Wenn wir uns dann zurückgezogen haben, kannst du dich nach Herzenslust austoben.“
„Du ergreifst Franceys Partei gegen mich?“ Für einen Moment schien Carina wirklich fassungslos zu sein. „Dann soll ich das alles wohl stillschweigend hinnehmen? Was, zum Teufel …“ Sie unterbrach sich, denn sie hatte endlich bemerkt, dass Bryn die Hand ihrer Cousine hielt. „Seht euch das an!“ Die Wut raubte ihr völlig die Beherrschung. „Was haben wir denn da?“
„Ich leiste Francey Beistand“, antwortete Bryn ohne Zögern. „Lass die kleine Hexe sofort los!“, schrie Carina, außer sich vor Eifersucht und Hass.
Niemand erwartete, dass Bryn ihr das durchgehen lassen würde. „Es wäre besser, wenn du von jetzt an den Mund hältst, Carrie“, sagte er drohend, aber Carina war jetzt nicht mehr aufzuhalten.
„Kann ich dir noch vertrauen, Bryn?“, kreischte sie mit überschnappender Stimme. „Kann ich das, oder hast du dir schon einen hübschen kleinen Plan zurechtgelegt?“
„Schaff dir einen Schoßhund an, wenn du jemandem vertrauen willst“, spottete Bryn. Die Frontlinien waren abgesteckt. Die Feinde standen sich direkt gegenüber.
Was für ein Albtraum, dachte Francesca. Schlimmer hätte es nicht kommen können, aber Bryn hielt immer noch ihre Hand fest.
„Aha, du wendest dich jetzt Francey zu“, höhnte Carina. „Du würdest alles tun, um ‚Titan‘ in die Hand zu bekommen … das wissen wir alle. Du würdest sogar Francey den Hof machen und mich fallen lassen. Dabei hast du geschworen, dass du mich liebst und zur rechten Zeit heiraten wirst.“
„Alles Einbildung.“ Mehr sagte Bryn nicht.
Francesca dachte an seine heißen Küsse und fragte sich, wie sie zu dem Versprechen passten, das er Carina angeblich gegeben hatte. Ihr Bryn war anders. Der Bryn, den sie kannte, war anders, trotzdem entzog sie ihm vorsichtshalber ihre Hand, um
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