Erbin des Gluecks
Carina keinen Vorwand zu liefern, sich wie eine gereizte Raubkatze auf sie zu stürzen.
„Wirklich?“, schrie Carina. „Alles Einbildung? Das ist unmöglich nach allem, was du mir versprochen hast.“ Sie warf Francesca einen vernichtenden Blick zu. „Lass dich nicht zum Narren halten, oder hat er sein Ziel schon erreicht? Er ist ein richtiger Teufel, der mit den Menschen spielt. Gramps hat mich immer vor ihm gewarnt. Er sagte, ich müsste bei Bryn auf der Hut sein. Er hat dich in deinem Zimmer besucht, Francey. Das Hausmädchen hat es mir erzählt.“
„Die Ärmste“, meinte Bryn. „Du musst sie einem peinlichen Verhör unterzogen haben.“
„Hör auf, Carrie“, befahl Charles mit ungewohnter Autorität. „Du auch, Bryn. Es ist nicht nötig, diese persönlichen Dinge hier zu erörtern. Douglas möchte endlich fortfahren.“
„Natürlich“, giftete Carina. „Aber wenn ich etwas sagen will, tue ich es. Dies ist mein Haus.“
„Meins“, verbesserte ihr Vater sie in demselben strengen Ton. Niemand hatte ihn je so sprechen hören – am wenigsten Carina, seine Prinzessin.
„Du wirfst mich hinaus?“, fragte sie fassungslos. Dabei hielt sie schützend die Arme hoch, als würde ihr Vater sie jeden Moment durch einen Diener auf die Straße setzen lassen.
„Übertreib nicht gleich“, antwortete Charles, der zwischen Vaterliebe und Mitleid schwankte. „Natürlich bist du hier zu Hause.“
„Das will ich doch hoffen“, erklärte Carina hitzig, setzte sich aber wieder hin. „Und was bekommt er?“ Sie zeigte mit dem Finger auf Bryn. „Noch mehr Anteile von ‚Titan‘? Den Macallans gehören schon dreiundzwanzig Prozent. Also los, Douglas. Spannen Sie uns nicht länger auf die Folter.“
Der Anwalt blätterte in dem umfangreichen Dokument, das vor ihm lag. „Ah ja … da haben wir es. Bryn Barrington Theodore Macallan erhält in Anbetracht seiner überragenden Fähigkeiten, seiner Verdienste um die Entwicklung von ‚Titan‘ und in Erinnerung an seinen verstorbenen Großvater, meinen bewunderten und geliebten Freund Sir Theodore Macallan …“
„Kommen Sie zur Sache, Douglas!“, unterbrach Carina ihn ungeduldig.
Douglas kniff die Augen zusammen, sprach aber in demselben getragenen Ton weiter. „Bryn erbt fünfzig Prozent der Forsyth-Ländereien, einschließlich der Musterranch ‚Daramba‘. Francesca erhält ebenfalls fünfzig Prozent unter der Bedingung, dass sie Bryn alle geschäftlichen Entscheidungen überlässt. Sir Francis war der Ansicht, dass diese zusätzliche Aufgabe Bryn nicht belasten würde, während Francesca genug anderes zu tun hätte. Charles war nie an Land- oder Viehwirtschaft interessiert, und eine von Sir Francis’ Grundregeln lautete: Der Beste bekommt den Zuschlag.“
Bryn hatte nicht geglaubt, dass ihn nach dem jahrelangen Umgang mit den Forsyths noch etwas erschüttern könnte, jetzt kam es ihm jedoch vor, als hätte er einen heftigen Schlag in die Magengrube erhalten.
Ein Blick zu Francesca überzeugte ihn davon, dass sie genauso erschüttert war. Es war vorauszusehen, dass sie sich wieder ganz in ihr schützendes Schneckenhaus zurückziehen würde.
Carina hatte ihre Eifersucht offen herausgeschrien. Zum Teufel mit ihren Lügen! Er hatte nie an Heirat gedacht und noch weniger darüber gesprochen. Was ihn kurze Zeit mit Carina verbunden hatte, war Sex und nichts weiter gewesen. Er hatte ihr nicht mal die Unschuld genommen, nachdem sie die bereits freimütig zu Markte getragen hatte. Damit wollte sie beweisen, wie modern und unabhängig sie war.
Trotzdem würde sie ihn weiter unter Druck setzen, darauf musste er vorbereitet sein. Carina war wie ihr Großvater – sie gab niemals auf. Und was sein Vermächtnis betraf: Francis Forsyth hatte den Macallans im Lauf der Jahre bedeutend mehr weggenommen, als der Anteil an den Forsyth-Ländereien wert war.
Offenbar hatte der gute Francis doch an ein Jenseits geglaubt, vielleicht sogar an ein Wiedersehen mit seinem alten Freund Theodore und dem weisen Gulla Nolan. Nein, das war unwahrscheinlich. Man würde sie auch dort voneinander getrennt halten.
7. KAPITEL
„Ich sage nur, dass du dir Zeit nehmen sollst, um über alles nachzudenken.“ Bryn hatte die verstörte Francesca in ihr Apartment begleitet, wo sie sich endlich geborgen fühlte.
„Das Ganze ist eine Katastrophe, und das weißt du.“
Francesca hatte ihre Wohnung an diesem Morgen verlassen, ohne eine Vorstellung davon zu haben, welche Aufregungen und
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