Erbin des Gluecks
und diese Unterstützung brauchte sie auch noch als erwachsene Frau. Wenn Bryn sie auch nur einen Augenblick begehrt hatte, war es damit vorbei. Dann lag eine dunkle und ungewisse Zukunft vor ihnen.
„Es tut mir leid, Francey“, sagte er, denn er spürte ihre Seelenqual. „Das war zu viel für dich.“
„Und außerdem ein Schritt in die falsche Richtung, das weißt du genau. Er könnte Folgen haben.“
„Sei nicht albern!“, fuhr er auf. „Du tust ja so, als müsstest du für immer verschwinden.“
„Wie Gulla Nolan?“ Der Name kam ihr spontan über die Lippen. Warum musste sie ihn gerade jetzt erwähnen? Welche geheimnisvolle Macht trieb sie dazu?
Ein Schatten glitt über Bryns Gesicht. „Wie kommst du auf Gulla Nolan?“
„Das weiß der Himmel.“ Sie fand endlich die Kraft, sich aus seinen Armen zu lösen. „Ich weiß es jedenfalls nicht.“ Sie sah ihn mit tränenfeuchten Augen an. „Ich möchte auf keinen Fall unsere Freundschaft gefährden, Bryn. Sie bedeutet mir alles.“
„Ich bin viel mehr als dein Freund, Francey.“
„Dann brich mir und Carrie nicht das Herz. Ich bitte dich für uns beide.“
„Das soll wohl heißen, dass du dein kleines sicheres Versteck immer noch nicht verlassen willst?“, fragte er verächtlich.
Ihre Wangen glühten, als hätte sie einen Schlag ins Gesicht erhalten. „Nenn es, wie du willst. Ich muss vergessen, was hier geschehen ist, und das wirst du auch tun. Es steht zu viel auf dem Spiel.“
„Was, zum Beispiel?“
Sie hob hilflos die Hände. „Du kennst die Antwort auf diese Frage. Was erwartest du von mir, Bryn? Welche Absichten hast du?“ Tränen traten ihr in die hellen Augen. „Wenn deine Küsse nichts bedeutet haben, verzeihe ich dir nie.“
„Ich bin nicht der Einzige, der den Kopf verloren hat“, verteidigte er sich. „Ich wusste schon immer, welche Leidenschaft sich hinter dem unschuldigen Madonnengesicht verbirgt.“
„Ich bin nicht gerade stolz auf mich“, bekannte sie. „Du bist ein sehr sinnlicher Mann, Bryn, bei dem man leicht die Kontrolle verliert. Das wird hoffentlich nicht zur Gewohnheit werden.“
Was Francesca so heiß ersehnt hatte, flößte ihr jetzt nur noch Angst ein. Sie lebte in einer gefährlichen Welt – der Welt der Forsyths und Macallans. Sie besaßen genug Macht und Geld, um ganz nach ihren Wünschen zu handeln. Wer so reich war, schützte sich mit einem undurchdringlichen Panzer. Auch Carina würde nicht zu besiegen sein.
„Ich werde mich vorläufig um Zurückhaltung bemühen“, erklärte Bryn mit beißendem Spott. „Und dabei wollen wir es belassen.“ Er wandte sich zur Tür. „Dieses Gespräch führt zu nichts.“
„Weil das unmöglich ist.“
„Nein, sondern weil du noch immer das kleine Mädchen bist, das nicht aus dem Schatten der übermächtigen Cousine heraustreten will.“
Francesca hörte ihm an, wie zornig er war. „Das sind hässliche Worte, Bryn“, sagte sie leise.
Er lachte hart und abweisend. „Die Wahrheit ist oft hässlich, Francey, aber ich will dich nicht länger quälen … zumindest heute nicht. Nur noch so viel. Es wird höchste Zeit, dass du aufwachst und deine Gespenster verscheuchst. Du übertriffst alle Forsyths an Charakter und Klugheit. Mach dir das endlich klar.“
„Es tut mir leid, Bryn“, lenkte sie ein. Offenbar war er der Ansicht, dass sie diese Moralpredigt verdient hatte. „Das wollte ich nicht.“
„In meinen Armen tat es dir nicht leid“, erinnerte er sie so unbarmherzig, dass sie errötete. „Wie auch immer … vergiss alles. Was vorbei ist, ist vorbei.“
„Es tut mir leid“, sagte sie noch einmal. Sie wollte ihn nicht im Zorn gehen lassen und suchte verzweifelt nach einem neuen Thema. „Darf ich dich noch etwas fragen, bevor du mich verlässt? Die Sache hat mich immer beschäftigt. Ich meine Gulla Nolans Verschwinden …“
Bryn kam noch einmal zurück. Hatte er nicht selbst jahrelang darüber nachgegrübelt? Seltsam, dass Francey gerade jetzt darauf zu sprechen kam. Aber so war sie. Sie konnte Dinge sagen, die ihn verblüfften und zum Nachdenken brachten.
„Da gibt es nicht viel zu erzählen“, meinte er. „Niemand weiß etwas Genaues. Die sorgfältige Suchaktion blieb erfolglos, und Gullas Stammesgefährten hatten nichts zu berichten.“
„Vielleicht wussten sie etwas und behielten es lieber für sich“, gab Francesca zu bedenken, denn sie kannte die Scheu der Eingeborenen. „Wer hätte ihnen auch geglaubt? So, wie die Dinge lagen
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