Erbin des Gluecks
nicht trauen?“
Francesca antwortete nicht gleich. „Ich würde dir mein Leben anvertrauen“, sagte sie dann. „Schließlich verdanke ich es dir. Andererseits kenne ich auch deinen inneren Zwiespalt. Du sprichst mit mir nicht darüber. Du schweigst, wenn ich nach dem Grund der Feindschaft zwischen unseren Familien frage. Lady Antonia und deine Mutter, die ich beide achte und liebe, hielten meinen Großvater beide für einen Schurken.“
Bryn leerte sein Glas und ging zur Bar, um es neu zu füllen. „Was für ein Tag!“, stöhnte er. „Du hast recht. Die meisten Menschen betrachteten Francis als Schuft. Wer gegen ihn war, wurde vernichtet. Konkurrenten im Geschäft, ob Freunde oder nur Kollegen, wurden ruiniert. Man hätte ihn tausendfach verurteilen können.“
„Aber das ist nicht alles … jedenfalls nicht für dich. Du hast tiefer liegende, persönliche Gründe. Deshalb gibst du nicht auf, bevor du bei ‚Titan‘ der Chef bist.“
Bryn drehte sich zu ihr um, hellwach und angespannt wie immer. Wie verschieden er sein kann, dachte Francesca. Er konnte einschüchtern, sogar Angst machen und im nächsten Moment umwerfend lächeln. Wenn ihn etwas beschäftigte, nahm sein Gesicht einen lebhaften Ausdruck an. Manchmal, zum Beispiel jetzt, konnte er beinahe hoheitsvoll wirken. Hauteur nannten es die Franzosen. Das war keine Arroganz. Bryn war nicht arrogant. Er wusste nur, was er erreicht hatte, und das gab ihm Sicherheit.
„Darüber hat der Vorstand zu entscheiden“, sagte er, wieder ganz gefasst. „Du gehörst jetzt selbst dazu.“ Er lachte. „Wir können uns gegenseitig unsere Stimme geben.“
„Das ist nicht komisch, Bryn.“ Francesca wartete, bis er sich wieder hingesetzt hatte, und fuhr dann fort: „Es wäre eine zusätzliche Kränkung für Carrie, wenn wir ihr keinen Sitz in dem Gremium anbieten würden. Ich werde wohl nie begreifen, warum Grandpa mich und nicht sie gewählt hat.“
„Das ist leicht zu beantworten. Du bist wesentlich klüger und hast außerdem studiert. Carrie hat sich nie um eine Ausbildung bemüht. Sie spielte lieber die große Lady und gondelte durch die Welt. Glaub mir, Francey … Carrie mag durch ihre Schönheit blenden, nicht jedoch durch Verstand.“
„Ihr fantastisches Aussehen hat auch bei dir Wirkung gezeigt.“
„Das habe ich bereits zugegeben, es war allerdings schnell vorüber. Ich habe Fehler gemacht, wie jeder Mensch, aber sie wurden mir nicht zum Verhängnis. So leid es mir tut, Francey … mit Carrie stimmt etwas nicht. Ihre Neurosen haben sich verstärkt, seit ich mit ihr zusammen war. Das konnte man heute gut beobachten.“
„Sie hatte allen Grund, außer sich zu sein.“ Francesca fühlte sich immer noch verpflichtet, ihre Cousine zu verteidigen. „Meine Rolle in diesem Spiel gefällt mir gar nicht. Ich führe mein eigenes Leben und bin glücklich dabei.“
Bryn wechselte den Platz und setzte sich zu Francesca auf die Couch. Seine starke sinnliche Ausstrahlung war sofort spürbar. Oh, dieser Mann! dachte sie. Warum war seine Anziehungskraft so stark? Sein Einfluss auf sie nahm ständig zu, und es gab nichts, womit sie sich schützen konnte.
„Sieh mal, Francey.“ Bryn rückte so nah, dass er sie fast berührte. „Du bist ein zurückhaltender Mensch und scheust die Öffentlichkeit. Das ist dir bisher ganz gut gelungen, aber eigentlich steht es dir nicht zu … genauso wenig wie mir. Das ist unser Schicksal. Verantwortung für andere zu übernehmen ist gleichbedeutend mit Verlust des Privatlebens. Carrie macht das nichts aus. Sie lässt sich gern von Paparazzi verfolgen und pausenlos fotografieren. Das ist ihr Leben, und sie ist zufrieden damit. Du bist anders, aber jetzt kommen neue Aufgaben auf dich zu. Du kannst, zum Beispiel, sehr viel für andere tun. Es fehlt dir nur an Erfahrung. Alles Übrige bringst du mit, und meiner Unterstützung kannst du sicher sein. Für neue Ideen werde ich immer ein offenes Ohr haben.“
„Danke, Bryn. Ich werde deinen Rat brauchen.“
„Wir werden einander brauchen.“
„Und wenn Carrie das Testament anfechten will? Sie hat damit gedroht und ist zweifellos dazu berechtigt. Sie ist älter als ich und Onkel Charles’ einziges Kind. Sie hat ihn schon immer um den Finger gewickelt, und die restliche Familie würde sie unterstützen.“
Bryn schüttelte den Kopf. „Nein, das würde sie nicht.“
„Nein?“, fragte Francesca und sah ihn erstaunt an. „Warum bist du da so sicher?“
„Weil alle
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