Erbin des Gluecks
neuen Verpflichtungen dieser Tag bringen würde. Falls sie darauf einging! Sie sehnte sich keineswegs nach einem Leben im Rampenlicht, hatte aber merkwürdigerweise das Gefühl, dass sie den Forsyth-Konzern besser leiten würde als ihr Großvater oder ihr Onkel. Die Verantwortung war gewaltig, doch sie würde die besten Berater haben. Douglas McFadden hatte deutlich zu erkennen gegeben, dass er ihr die Lösung der schwierigen Aufgabe zutraute, und auch Bryn schien die überraschende Wendung zu begrüßen. Seine Meinung war ihr am wichtigsten.
„Ich weiß nichts von einer Katastrophe“, entgegnete er. „Du bist zwar noch sehr jung für diese Aufgabe, was allerdings auch ein großer Vorteil sein kann. Die Jugend hat neue Ideen, und du bist nun mal die Beste für den Job. Was Francis auch gewesen ist … ein Narr war er nicht. Er wollte, dass das Forsyth-Vermögen erhalten bleibt und nicht verschleudert wird.“
Wie klug Bryn ist, dachte Francesca, und wie vielseitig. Macallans gegen Forsyths – Montagues gegen Capulets. Seit sie denken konnte, hatten die Familien miteinander konkurriert und sich nach Sir Theodores Tod sogar bitter bekämpft.
Bryn zog sein schwarzes, fein gestreiftes Jackett aus und warf es über eine Stuhllehne. Dann lockerte er seine Krawatte und knöpfte den Hemdkragen auf. „Ich könnte jetzt, weiß Gott, einen Whisky vertragen.“
„Bitte bedien dich.“ Francesca zeigte müde auf die Bar. „Ich kann nicht mehr aufstehen.“
„Wundert dich das? Du bist erschöpft … genau wie ich. Möchtest du auch etwas?“ Bryn ging an die Bar, die Scotch, Bourbon, Brandy und verschiedene Liköre enthielt – alles in kostbaren Kristallkaraffen und für Francescas Besucher bestimmt.
„Vielleicht einen Weißwein“, antwortete sie, denn eigentlich hatte sie auf nichts Appetit. „Im Kühlschrank steht eine Flasche Sauvignon. Du musst sie noch öffnen.“
Bryn war in wenigen Augenblicken zurück und reichte ihr ein Glas. Francesca prüfte das frische, fruchtige Bouquet und trank einen großen Schluck. „Ich bringe keinen Toast aus, obwohl ich nach Ansicht der Leute allen Grund dazu hätte“, sagte sie. „Was wissen die schon!“
„Wir sind beide in einer privilegierten Welt aufgewachsen, Francey.“ Bryn trank etwas Whisky. „Das bringt Verantwortung und Verpflichtungen mit sich.“ Er setzte sich nicht zu Francesca auf die Couch, sondern in einen Lehnstuhl aus vergoldetem Walnussholz, der mit kostbarem Brokat bezogen war. Die kräftigen Farben bildeten den idealen Hintergrund für sein schwarzes Haar und den sonnengebräunten Teint, den er den häufigen Segeltouren verdankte, die er trotz seines gedrängten Stundenplans unternahm. Es tröstete Francesca, ihn dort wie einen mittelalterlichen Prinzen sitzen zu sehen. Den Lehnstuhl hatten ihre Eltern von ihrer letzten Reise nach Paris mitgebracht.
„Carina hat nicht das bekommen, was sie erwartet hat“, fuhr er fort, „aber sie ist jetzt eine sehr reiche Frau. Unglaublich, wie sie auf den armen Douglas losgegangen ist! Manchmal hätte ich fast laut gelacht.“
„Niemand hatte die geringste Ahnung, was Grandpa im Schilde führte.“
„Niemand außer Charles“, verbesserte Bryn sie. „Was uns anderen betrifft … Wer weiß schon, was der nächste Tag bringt?“
„Hast du etwas gewusst?“ Francesca hatte die Frage nicht stellen wollen, aber sie merkte plötzlich, wie wichtig die Antwort für sie war.
„Francey!“ Bryn hob abrupt den Kopf, seine dunklen Augen blitzten. „Du kannst nicht ernsthaft glauben, ich hätte die Pläne deines Großvaters gekannt.“
„Es war nur eine Frage“, beruhigte sie ihn und wandte den Blick von ihm ab, denn seiner war so durchdringend, dass er nicht zu ertragen war.
„Nein, das war es nicht“, widersprach er heftig. „Es geht darum, ob du mir vertraust oder nicht.“ Sein Ton verriet, wie ernst er das Thema nahm.
„Merkwürdig, dass du das wissen willst“, antwortete sie ausweichend, denn ihr kamen plötzlich tausend Zweifel.
„Hast du es einen winzigen Augenblick für möglich gehalten, dass mir der Inhalt des Testaments bekannt war und ich dir nichts davon gesagt habe?“
Francesca fühlte sich zu schwach, um die Tatsache zu bestreiten. Außerdem durfte es zwischen ihr und Bryn keine Lügen geben. „Der Gedanke ist mir gekommen“, gab sie zu, „allerdings nur für einen Moment. Immerhin bist du ein Macallan.“
„Liegt es daran?“, fragte er bitter. „Kann man einem Macallan
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