Erbin des Gluecks
mir die Wahrheit. Ich kann sie ertragen.“
Francesca lachte, es klang jedoch nicht heiter. „Ich wünsche mir keinen anderen Partner als dich, Bryn“, gab sie ehrlich zu. „Das müsstest du eigentlich wissen. Du liebst ‚Daramba‘ genauso wie ich.“
„Abgesehen davon, soll ich für den ganzen geschäftlichen Teil zuständig sein. Ist dir das recht?“
„Durchaus.“
Bryn stand auf und griff nach seinem Jackett. „Ich werde aber vieles verändern“, warnte er sie.
Wie schön er war! Wie männlich! Francesca liebte seine breiten Schultern, auf denen die Jacketts so gut saßen. Sie liebte seine schmale Taille, die schlanken Hüften und die langen, durchtrainierten Beine. „Tu, was du willst“, sagte sie und versuchte, nicht mehr ganz so niedergeschlagen zu wirken. „Ich habe selbst einige Ideen, die dich vielleicht interessieren.“
Bryn nickte. „Ich werde nichts tun, ohne vorher mit dir zu sprechen, Francey. Wir sind Partner.“
„Ja, Partner. Ich habe auch einen guten Geschäftssinn.“
„Das weiß ich.“ Bryn hatte sein Jackett angezogen und machte einige Schritte auf sie zu. Er bewegte sich leicht und geschmeidig. „Du bist eine kluge Frau und wirst tausend Gelegenheiten finden, um das zu beweisen.“
„Falls ich das Erbe annehme“, sagte sie langsam. „Ich brauche noch Zeit, um mich zu entscheiden. Ich würde ganz für den Konzern leben und mich dafür aufgeben. Was würde aus meiner Malerei, die mir wichtig ist? Was aus meiner Hilfe für andere Künstler?“
„Ich verstehe deine Bedenken und Zweifel“, räumte Bryn ein. „Mach es dir nur nicht unnötig schwer, indem du dein Gewissen mit Charles und Carina belastest. Sie sind reichlich bedacht worden. Dein Großvater wusste genau, was er tat. Nur ein Mensch kann die Kluft zwischen den Forsyths und Macallans schließen, und das bist du. Deshalb hat er dir den wichtigsten und vertrauensvollsten Posten zugedacht. So … und jetzt verschwinde ich.“
Er musste gehen, bevor er schwach wurde und Francesca wieder in die Arme nahm. Nichts wünschte er sich mehr, aber er wusste auch, was dann geschehen würde. Carinas Lügen hatten zu glaubhaft geklungen und Francesca so eingeschüchtert, dass es ihr unmöglich erschien, beliebter zu sein als ihre strahlende Cousine. Doch was sie auch an Einwänden vorbrachte – ihre Gefühle für ihn konnte sie nicht leugnen. Deshalb musste er ihr beistehen und sie beschützen.
Die Vorstellung, plötzlich allein zu sein, versetzte Francesca in Panik. „Ich will nicht, dass du gehst“, sagte sie. Nie hatte sie ihn mehr gebraucht als in diesem Augenblick.
„Doch, das willst du“, widersprach er. „Du darfst dich nicht zu sehr deinen Gefühlen überlassen. Gewisse Dinge muss man im Griff behalten.“
Das brachte Francesca zur Besinnung. Sie stand langsam auf und begleitete Bryn zur Tür. „Es gibt so viel zu tun und zu bedenken. Die endlosen Konferenzen, die neuen Menschen, die fremde Materie, in die ich mich einarbeiten muss …“
„Eins nach dem andern, Francey.“ Bryn hielt sich bewusst von ihr fern, um nicht doch noch ihrer verführerischen Aura zu erliegen. „Lass dich nicht in die Enge treiben. Denk immer daran, dass du nicht allein bist. Was hältst du davon, wenn wir an einem der nächsten Wochenenden nach ‚Daramba‘ fliegen? Wir brauchen dann bestimmt eine Erholungspause.“
Francescas Augen leuchteten auf. „Das wäre wunderbar.“
Bryn öffnete die Tür, ohne Francesca zum Abschied auf die Wange zu küssen. „Gut, dann bereite ich alles vor.“ Etwas scherzhaft fügte er hinzu: „Du kannst eine Anstandsdame mitnehmen, wenn du möchtest. Ich rufe dich morgen an. Jetzt muss ich mich um meine Mädchen kümmern.“
Mit den „Mädchen“ waren seine Großmutter und seine Mutter gemeint, die er öfter so bezeichnete. Sie wohnten in einer hübschen historischen Villa, mit der das bedrückende Forsyth-Kastell keinen Vergleich aushielt. Nach dem tragischen Tod ihres Mannes hatte Annette Macallan lange unter schweren Depressionen gelitten, bis sie am Ende völlig zusammengebrochen war. Sir Theodore und Lady Antonia hatten sie bei sich aufgenommen und wie ihre eigene Tochter gepflegt.
„Grüß beide von mir“, bat Francesca. „Ich melde mich bald bei ihnen. Mit Tante Elizabeth muss ich ebenfalls sprechen. Grandpa konnte sich nicht überwinden, ihr wenigstens ein Andenken zu hinterlassen.“
„Nach der Scheidung von Charles existierte sie nicht mehr für ihn, das kannst du
Weitere Kostenlose Bücher