Erbin des Gluecks
jetzt jedoch wiedergutmachen. Adieu, Francey.“
Wenn der alte Gauner geglaubt hat, die Macallans durch meinen Anteil an den Forsyth-Ländereien zu versöhnen, hat er sich verrechnet, dachte Bryn grimmig, während er die Treppe hinunterging. Francis’ Verrat hatte seinem Großvater eine tödliche Wunde zugefügt. Er war in dem Bewusstsein gestorben, sich in seinem besten Freund schwer getäuscht zu haben.
8. KAPITEL
Es folgten Tage, in denen Francesca zum ersten Mal begriff, was die Macht des Geldes wirklich bedeutete. Sie musste unzählige Bittgesuche bestätigen, sich eingehend mit ihrem Inhalt befassen und dann entscheiden, welche eine positive Antwort verdienten.
Ihr Alltag bekam ein völlig neues Gesicht. Sie wachte nicht mehr um sieben, sondern um fünf Uhr auf, durfte sich nicht noch einmal auf die andere Seite drehen, sondern musste sofort aus dem Bett springen. Abends wurde es immer später. Seltsamerweise wuchs mit der Belastung auch ihre Energie. Das gewaltige Arbeitspensum spornte sie an.
Eine große Hilfe waren die Mitarbeiter, die ihr täglich zur Verfügung standen und sich nach Kräften bemühten, ihr den Anfang zu erleichtern. Bryn sandte ständig Mails, in denen er ihr wertvolle Ratschläge gab oder sie auf Menschen hinwies, die ihr von Nutzen sein konnten. Sie lernte, einen Teil der Arbeit an andere abzugeben und sich anschließend über das Ergebnis berichten zu lassen. „Wer nicht delegieren kann, geht unter“, lautete einer von Bryns Grundsätzen, und er sprach aus Erfahrung.
Sie brauchte nicht nur eine Sekretärin, sondern mehrere – vor allem für die Medien. Ihr Einstieg beim Forsyth-Konzern hatte großes Aufsehen erregt, daher kam es darauf an, dass sie den Menschen um sich herum wirklich trauen konnte. Loyalität war oberstes Gebot.
Valerie Scott-Hartford, die schon lange für das Unternehmen arbeitete, wurde Francescas Privatsekretärin. Sie war Ende vierzig und geschieden, überaus kompetent und auffallend attraktiv. Auf ihre große, schlanke Figur war sie mit Recht stolz, und man hätte kaum sagen können, was die Männer mehr anzog: ihre dunklen Mandelaugen oder das volle tizianrote Haar. Sie kleidete sich sehr chic, trug erlesenen, nicht zu auffälligen Schmuck und sparte mit Accessoires.
Alles an ihr deutete darauf hin, dass sie aus einer alteingesessenen Familie stammte, die leider verarmt war. Die Hartfords hatten geschäftlich Pech gehabt und am Ende Bankrott gemacht. Als auch noch Valeries Ehe zerbrochen war – ihr Mann, ein erfolgreicher Börsenmakler, hatte sie wegen einer zwanzig Jahre jüngeren Rothaarigen verlassen –, hatte Sir Francis sie engagiert und ihr neben seinem Büro ein saalartiges Vorzimmer eingerichtet. Ihr Schreibtisch wies die gleichen Messingbeschläge und vergoldeten Löwentatzen auf wie der von Sir Francis.
Es hätte Francesca nicht überrascht, wenn ihr zu Ohren gekommen wäre, dass Valerie nicht nur die Assistentin ihres Großvaters gewesen war. Er hatte unzählige Affären gehabt, ohne sich jemals wirklich zu verlieben. Aus Valeries Benehmen ließ sich auf nichts schließen. Sie war höflich und zuvorkommend und erweckte den Eindruck, immer alles unter Kontrolle zu haben.
Ob das stimmte, würde die Zeit lehren. Vorläufig erwies sich Valerie als unglaublich nützlich. Francesca hatte nicht vor, ihr zu kündigen. Es widersprach ihren Grundsätzen, eine Frau zu entlassen, die allein um ihre Existenz kämpfte. Sie wollte auch nicht misstrauisch sein. Das lag nicht in ihrer Natur, aber leider lebte sie jetzt in einer Welt, in der Vorsicht angebracht war.
Es hätte Francesca die größte Freude gemacht, Carina in den Vorstand zu berufen. Eine neue Carina, die für Veränderungen offen war. Leider hörte sie nicht auf, sich bei jedem, der ihr zuhören wollte, über den erlittenen Betrug zu beklagen. Zu einer Klage bei Gericht kam es allerdings nicht. In der Öffentlichkeit war man der Ansicht, dass die richtige Erbin zur Führung des Forsyth-Konzerns berufen worden war, und die Öffentlichkeit hatte immer recht.
„Die Katze lässt das Mausen nicht“, bemerkte Bryn eines Abends in einem Telefongespräch. Sowohl er wie Francesca hatten einen so engen Terminplan, dass es schwierig war, sich zu treffen. „Oder hast du geglaubt, dass Carina sich plötzlich in Arbeit stürzen würde?“
„Es würde ihr helfen, besser mit sich selbst zurechtzukommen“, antwortete Francesca. „Vielleicht könnten wir uns auf diesem Umweg sogar wieder
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