Erbin des Gluecks
versöhnen. Ich möchte nicht, dass wir Feindinnen bleiben.“
Bryn stöhnte gequält auf. „Träum nur weiter, du Unschuldslamm. Carrie kümmert sich nicht um das Los der Armen. Es genügt ihr, blendend auszusehen. Sie glaubt, dass sie damit ihre gesellschaftliche Pflicht erfüllt.“
Nach und nach befreundete sich Francesca mit dem Gedanken, ihre Tante Elizabeth in den Vorstand zu berufen. Sie fühlte sich nicht mehr so sicher wie früher und brauchte Menschen, denen sie absolut vertrauen konnte. Natürlich standen viele auf ihrer Seite, aber sie hatte auch Feinde, die nur darauf lauerten, dass sie Fehler machte. Elizabeth würde ihr Sicherheit geben. Sie hatte sie aufgezogen und war immer für andere tätig gewesen. Als ordentliches Vorstandsmitglied würde sie noch viel mehr Gutes tun können.
Während eines kurzfristig arrangierten Essens erzählte sie Bryn von ihrem Plan.
„Ein interessanter Gedanke“, meinte er, „vor allem, wenn man die Spannungen in der Familie bedenkt. Du weißt, welche Mühe sich Grandma und ich gegeben haben, um meine Mutter irgendwie für den Macallan-Konzern zu interessieren, aber seit Dads Tod ist sie für nichts mehr zu gewinnen. Er war ihr Ein und Alles“, fügte er mit einem tiefen Seufzer hinzu. „Das kann ich gut verstehen.“
„Ob Annette bei mir einsteigen würde?“, fragte Francesca zu Bryns Überraschung.
Er biss von seinem Baguettebrötchen ab, verschluckte sich und trank schnell einen Schluck Mineralwasser. „Du liebe Güte, Francey!“, rief er dann und griff sich an die Kehle.
„Habe ich dich schockiert?“
„Allerdings, aber mach ruhig weiter.“
Francesca sah ihn forschend an. „Du weißt, wie gut Annette und ich uns verstehen.“
Bryn nickte. „Sie vertraut nur wenigen Menschen, und zu denen gehörst du. Sie weiß, dass du ein Geheimnis bewahren kannst.“
„Mir geht es mit ihr ebenso“, gestand Francesca. „Ich habe ihr mehr erzählt als den meisten anderen Menschen.“
„Auch über mich?“
„Ja, auch über dich.“ Ein rosiger Hauch überzog ihr Gesicht. „Aber bleib, bitte, einen Moment ernst. Ich könnte mir denken, dass sich deine Mutter durch Lady Antonias starke Persönlichkeit eingeschüchtert fühlt. Bei mir könnte sie aufatmen. Sie kennt mich seit meiner Kindheit, und was wichtiger ist … ich fange gerade erst an.“
„Tatsächlich?“ Bryn begann zu lachen. „Auf den Gedanken wäre ich nie gekommen.“ Er wurde wieder ernst und fuhr nach kurzem Nachdenken fort: „Sprich mit meiner Mutter.“
„Dann bist du einverstanden?“ Francescas Augen leuchteten auf. „Du weißt nicht, was mir das bedeutet. Natürlich wird man sich fragen, warum Annette Macallan es vorzieht, nicht für den Familienkonzern, sondern für die Forsyths zu arbeiten.“
„Lass die Leute reden.“
„Ich habe das komische Gefühl, dass es ihr Spaß machen würde.“ Der Gedanke ließ Francesca nicht mehr los. „Sie liebt ihre Schwiegermutter sehr, aber immer im Schatten einer so bedeutenden Persönlichkeit zu leben … Das könnte der Grund für ihre übertriebene Zurückhaltung sein.“
Bryn horchte auf. „Hat sie sich in diesem Sinn geäußert?“
„Nein, nein“, versicherte Francesca schnell. „So etwas würde Annette niemals sagen. Lady Antonia ist ihre zweite Mutter und besitzt ihre ganze Liebe. Es ist nur so ein Gefühl von mir. Hast du so etwas nie gedacht?“
„O Francey!“ Bryn fuhr sich mit beiden Händen durch das schwarze Haar. „Es vergeht kein Tag, an dem ich mich damit nicht beschäftige. Ich bin sehr stolz auf meine Großmutter. Was für eine Frau! Sie gibt mir viel Kraft, aber wir warten seit Jahren darauf, dass Mum etwas von ihrem alten Lebensmut zurückgewinnt. Sie war gerade neunzehn geworden, als Dad sie heiratete. Zwei Jahre später kam ich zur Welt, doch Dad blieb ihr Idol. Die beiden liebten sich zärtlich, und so blieb es bis zum Ende.
Wir waren glücklich … vielleicht zu glücklich. Man soll die Götter nicht versuchen. Mit Dads Tod starb auch etwas in meiner Mutter. Ihre eigenen Eltern – die Barringtons – überließen sie sich selbst. Eine Weile bemühten sie sich um sie, aber dann wurden sie ungeduldig, weil Mum nicht aus ihrem Tief herauskam. Sie hat es bis heute nicht geschafft. Bestimmt wird sie mit Dads Namen auf den Lippen das Zeitliche segnen.“
„Vielleicht erwartet er sie da oben“, sagte Francesca bewegt. „Viele Millionen von Menschen glauben an ein Leben danach.“
Bryn seufzte. „Wie
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