Erbin des Gluecks
Wahrheit gestehen?“
„O ja, bitte.“ Francesca konnte die Lügerei längst nicht mehr ertragen.
„Mein Leben macht mich glücklich … so, wie es ist.“ Carina tat, als wäre das die größte Neuigkeit. „Es würde mir keinen Spaß machen, mich hier einzuschließen und mit trockenem Zeug herumzuplagen. Ich weiß, wie klug du bist, aber Gramps hat deinen schmalen Schultern etwas zu viel aufgepackt. Du bist zu dünn, weißt du das? Männer mögen keine mageren Frauen, und im Geschäftsleben nehmen sie das weibliche Geschlecht sowieso nicht ernst. Bestimmt hast du da schon deine Erfahrungen gemacht.“
„Ich kann dir viele Beispiele für das Gegenteil nennen“, erwiderte Francesca. „Vielleicht bist du in dieser Hinsicht nicht ganz so gut informiert, wie du denkst. Übrigens haben mir alle bereitwillig geholfen. Ich muss natürlich noch viel lernen. Wie es jedoch aussieht, werde ich es schaffen. Ich habe Hilfe.“
„Davon bin ich überzeugt. Der Laden würde wahrscheinlich auch ohne dich laufen.“ Carina fiel für einen Moment aus der Rolle. „Zuerst musst du dir natürlich den Drachen vom Hals schaffen.“
„Wen meinst du damit?“ Francesca konnte ihrer Cousine nicht ganz folgen. „Meinst du etwa Valerie?“
„Sie und keine andere.“ Carina warf den Kopf zurück. „Ich kann sie nicht leiden. Wusstest du, dass sie eine Affäre mit Gramps hatte?“
„Wahrscheinlich nicht ganz freiwillig. Grandpa hielt sich selten an die Konventionen.“
„Ach, hör schon auf.“ Carina schien ihren Großvater verteidigen zu wollen, überlegte es sich aber anders. „Warum ausgerechnet sie?“
„Sie saß im Vorzimmer, das hat es sicher einfacher gemacht. Im Übrigen mag ich keinen Klatsch, Carrie. Valerie ist geschieden, und Grandpa war Witwer …“
„Mit einem reichen Sexleben!“ Carina verdrehte die Augen. „Wenn es einen Nobelpreis für die meisten Liebschaften gäbe, hätte Gramps ihn bekommen. Er hielt sich für Casanova, und das hat ihn am Ende umgebracht. Ob er seinen Tod geahnt hat? Es muss vorher ein anderes Testament gegeben haben.“
Francesca nickte. „Douglas hat mir davon erzählt.“
„Beschäftigst du den alten Esel immer noch?“
Francesca blieb ruhig. Sie wusste jetzt, was wahre Macht bedeutete. Das gab ihr enorme Sicherheit. „Ich vertraue ihm, Carrie“, antwortete sie. „Er hat einen untadeligen Ruf und ist ein Gentleman alter Schule.“
Carina verzog skeptisch die Lippen. „So möchte er vor der Welt gern erscheinen, aber ich wette, er kann fluchen wie wir alle.“
„Das kann ich nicht beurteilen, Carrie. Ich habe anders gelebt als du und fluche nie.“
„Nein, du bist unsere Tugendwächterin.“ Carina verhehlte ihre Verachtung nicht. „Hör endlich damit auf, liebe Cousine, oder bist du schon auf dem besten Weg? Bryn hat mir erzählt, dass ihr am Wochenende nach ‚Daramba‘ fliegt.“ Sie sagte das wie nebenbei, als müsste jeder wissen, dass sie in ständigem Kontakt mit Bryn war.
Diesmal kostete es Francesca große Mühe, sich zu beherrschen. Sie kannte Carinas pathologische Neigung zu lügen, trotzdem stellte sich die Frage: Wer wusste noch von diesem Wochenendtrip? Sie selbst hatte mit niemandem darüber gesprochen, und wie sie Bryn kannte, hatte er auch nichts verraten. Wenn es um sein Privatleben ging, war er äußerst zurückhaltend, und von einer Aussöhnung mit Carina hatte er nichts erwähnt.
„Ich wusste nicht, dass du noch mit Bryn verkehrst“, sagte sie vage.
„Ach, komm schon, Darling.“ Carina tat, als könnte sie Francesca die Gedanken von der Stirn ablesen. „Wir kennen Bryn beide seit unserer Kindheit. Glaubst du wirklich, er würde den Kontakt zu mir einfach abbrechen? Er hat sich sogar zuerst bei mir gemeldet. Sicher hat er dir davon erzählt … oder vielleicht nicht? Nein, wahrscheinlich nicht, das sagt mir mein Instinkt. Er spielt gern mit verdeckten Karten, und deshalb bin ich hier. Bryn hat mir zu dem Besuch geraten. Er hält es nicht für klug, unsere Familienfehde öffentlich oder privat fortzusetzen. Abgesehen davon, seid ihr beide die Letzten, mit denen ich Streit haben möchte. Wie soll ich sagen …“
Ihr Gesicht nahm einen ungewohnt ernsten Ausdruck an. „Ich brauche euch beide. Allen anderen kann ich nicht trauen. Sie sind alle falsch und neidisch. Du warst nie so, Francey … und Bryn war es auch nicht. Wir sind einfach zu reich, das erregt Missgunst. Geld muss bei Geld bleiben. Entweder wir oder sie.“
„Das klingt
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