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Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Titel: Erbschuld: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kitty Sewell
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herum.
    Rachel sackte in eine Ecke und schloss die Augen. Nur Antons regelmäßige Wutausbrüche über den Verkehr rissen sie ab und zu hoch. Als sie an der Mautschranke für die Severn Bridge hielten, richtete sie sich auf und suchte sie auf der Karte. Mist, sie hatten noch nicht einmal die Hälfte der Strecke nach West-Wales zurückgelegt. Der Verkehr kroch über die Brücke, und sie blickte zur Flussmündung hinunter, die England von Wales trennte. Sie war noch nie in Wales gewesen, vielleicht fand sie ja doch einen Weg, sich zu entspannen und den Ausflug ein wenig zu genießen.
    CROESO Y CWMRY, stand auf einem Schild auf der anderen Seite, und darunter in kleineren Buchstaben auf Englisch: Willkommen in Wales. Aber sicher, dachte sie und fragte sich, ob Wales froh sein würde, wenn sie schließlich wieder abreisten.
    »Wohin von hier aus, Boss?«, fragte Anton über die Schulter, und ihre Blicke trafen sich im Rückspiegel.
    Sie setzte ihre Sonnenbrille auf und suchte auf der Karte nach Orten, von denen sie eventuell schon mal gehört hatte. »Wie wäre es mit Tenby?«, fragte sie. »Ich habe es mal im Fernsehen gesehen. Es ist hübsch, Sascha wird es mögen. Es ist nicht so weit wie West-Wales, und es liegt am Meer.«
    »Wie kommen wir da hin, Boss?«
    »Geradeaus weiter, ewig.«
    »Ewig? Ewig finde ich gut, Rachel«, antwortete er und nahm seine Augen erneut von der Straße, um Rachel aufmerksam im Spiegel zu mustern.
    »Ich meine, ewig diese blöde Autobahn entlang«, wehrte sie ab, »den ganzen Weg an Cardiff, Swansea und Carmarthen vorbei, dann an einem Ort namens Narbeth abbiegen. Versuch nicht romantisch zu sein, Anton, du bist scheiße darin.«
    »He!«, rief er und warf ihr einen scharfen Blick zu. »Können wir bitte an den Kleinen hier denken.«
    Aus der sicheren Entfernung ihres Rücksitzes lachte sie sarkastisch. »Ha, ha. Das klingt aus deinem Munde sehr überzeugend. Wenn man bedenkt, was der Kleine schon gesehen und gehört hat.«
    Sascha begann zu weinen.
    »Siehst du.« Anton sah sie finster an.
    Rachel streckte ihre Hand über die Rückenlehne aus, um Sascha über den Kopf zu streichen, aber der schlug ihre Hand weg. Er wusste, dass sie sich auf ihn bezogen, auf das, was er gesehen und gehört hatte. Es überraschte sie immer wieder, wie viel dieser kleine Kopf aufnahm. Selbst wenn er die Worte nicht begriff, erfasste er alles, was sich unter der Oberfläche abspielte.
    Sie suchte in ihrer Tasche nach ihren Zigaretten und steckte sich eine zwischen die Lippen. Dann ließ sie das Fenster herunter. Anton verfolgte jede ihrer Bewegungen, bis sie das Feuerzeug hob und die Flamme in Richtung Zigarette bewegte.
    »Wenn du sie anzündest, werde ich dir den nackten Hintern versohlen müssen.«
    Er zwinkerte Sascha zu. Doch der schluchzte weiter, weil er offensichtlich spürte, dass die Bemerkung seines Vaters alles andere als komisch war.
    »Mum, zünde sie nicht an«, flehte er mit einer Stimme, die ihr ins Herz schnitt.
    Sie schob die Zigarette in die Schachtel zurück.
    Obwohl die Luft draußen in der Hitze flimmerte, war es im Auto selbst kühl. Schweigend fuhren sie weiter auf der Autobahn, Stoßstange an Stoßstange mit anderen Familien, welche die gleiche Idee gehabt hatten. Rachel betrachtete sie durch das Fenster, während sie auf den beiden Spuren aneinander vorbeifuhren. Glückliche Paare, fröhliche Kinder, Fahrräder und Surfbretter auf die Dachgepäckträger geschnallt, Berge von Kühlboxen, die auf Taschen standen. Familien in Wohnwagen. Paare in aufeinander abgestimmter Lederkluft, eng aneinandergeschmiegt auf Motorrädern.
    Anton nahm nichts von alledem wahr, Sascha ebenfalls nicht. Beide starrten nach vorn, als komme es allein auf das Ziel an; als würde Tenby das Ende ihrer Probleme bedeuten; als würden sich dort die ständigen Spannungen auflösen und das Glück seinen Einzug halten.
    Alle anderen schienen ebenfalls Tenby anzusteuern. Die Autos ergossen sich in die kleine Stadt. Rachel kroch vor Angst in sich zusammen, als deutlich wurde, dass es so gut wie unmöglich war, einen Parkplatz zu finden. Sie kurvten in den engen Straßen herum und schafften es kaum, durch das Gewühl der Fußgänger zu kommen. Anton sah angespannt aus und biss die Zähne aufeinander. Auf seiner Stirn bildeten sich trotz der Kühle im Wagen Schweißperlen. Sie fragte sich, ob er wohl irgendeinen Fix brauchte. Bei Anton wusste man nie, woran man war, denn er durchlief häufig Perioden, in denen er clean

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