Erbschuld: Psychothriller (German Edition)
hast, damit ich die dreckigen Schwänze fremder Männer im Auto lutsche? Erinnerst du dich, was du mir vor drei Wochen angetan hast? Erinnerst du dich, dass du mein Geld gestohlen hast?«
Er packte sie am Arm. »Ich war verdammt wütend auf dich, was glaubst du denn? Du verlässt London mit meinem Sohn und sagst mit keinem Wort, wo du hingehst. Und dann versuchst du auch noch, mir in meinen Schwanz zu beißen.«
»Wütend auf mich?«, konterte sie. »Gott stehe uns bei. Egal, was ich tue, immer bist du wütend auf mich. Was würdest du Sascha antun, wenn du auf ihn wütend werden würdest?«
Sie hatte ihre Stimme erhoben, und die Leute drehten sich zu ihnen um. Eine Frau am Nachbartisch starrte auf ihre Ohren.
Sie ließ ihr Haar fallen und senkte die Stimme. »Wo liegt das Problem? Hast du keine Mädchen mehr, die für dich arbeiten, oder willst du dein Revier bis nach Bath ausdehnen? Ich würde dir nicht viel nützen. Du brauchst junges Fleisch, Anton. Ich bin steinalt.«
»Sei nicht so melodramatisch, Rachel. Wo du und ich herkommen, steht das Geschäft an erster Stelle, und das läuft nicht immer schön ab. Es war ein Fehler von mir, dich arbeiten zu lassen, in Ordnung? Die Geschäfte sind schlecht gelaufen, und wir waren pleite, also musstest du deinen Teil mit beitragen. Das ist jetzt Vergangenheit. Ich habe … meine Einstellung geändert. Ich will etwas Besseres im Leben. Beispielsweise meine Frau und meinen Sohn, als Anfang.«
»Behalte dein beschissenes Gesülze für dich. Solange ich lebe, glaube ich dir kein Wort mehr.«
Er ritt nicht weiter auf dem Thema herum, und er wurde auch nicht wütend. Sie fragte sich, was zum Teufel er im Schilde führte. Je netter und vernünftiger er sich gab, desto mehr wuchs ihre Angst vor dem, was als Nächstes kam. Das Muster war immer dasselbe gewesen.
Eine hübsche Kellnerin trat an den Tisch und nahm ihre Bestellung auf. Sie wandte die Augen auch dann nicht von Anton ab, als Rachel zu ihr sprach. Rachel war daran gewöhnt, er hatte diese Wirkung auf Frauen. Er konnte jede haben, das hieß, jede, die dumm genug war, sich von ihm misshandeln zu lassen. Warum zur Hölle konnte er unter all den Frauen, die er kaufte und verkaufte, keine jüngere und schönere finden, zarter, dümmer und gefügiger? Warum war er so auf sie erpicht? Wäre es nur um Sascha gegangen, hätte er sich ihn vermutlich schon längst geschnappt.
Als sich das Mädchen zögernd von ihnen entfernte, wandte sich Anton Rachel zu und fasste sie am Kinn. »Sag mal, das Haus deines Vaters, ist das gemietet? Gehört es der Stadt oder was?«
»Ja«, log sie. »Und du ziehst da nicht ein.«
»Hast du irgendwas geerbt?«
Sie wollte den Kopf von ihm wegziehen, aber er hielt sie weiter am Kinn fest. »Mein Vater hat von einer mickrigen Rente gelebt. Er hat mir die Möbel hinterlassen. Willst du auch noch meine Möbel? Nur los, hol sie dir. Bestell morgen einen Transporter. Sie gehören dir.«
Verletzt ließ Anton ihr Kinn los. »Ach komm, Baby, entspann dich.«
Sie rieb sich das Kinn. Selbst wenn er sich wie ein normaler Mensch benehmen wollte, schaffte er es irgendwie, ihr wehzutun. »Fass mich nicht an. Nirgendwo, hörst du. Mein Gesicht ist grün und blau geschlagen, siehst du das denn nicht?«
Er wollte ihr gerade aufs Neue versprechen, sich zu bessern, als Sascha zurückgerannt kam und seinen Vater mit Fragen darüber bombardierte, wozu die Hummer im Becken seien und was mit ihnen geschehen werde. Anton speiste ihn mit einer Geschichte darüber ab, dass der Hummer die Krönung der Nahrung sei. Rachel konzentrierte sich unterdessen auf ihr Bier, und allmählich gelang es ihr, ein wenig zu entspannen. Gott, sie war wirklich ziemlich hungrig. Als das Essen schließlich serviert wurde, war es gut, und der Rest ihrer Mahlzeit verlief relativ glatt. Auch wenn die Spannung zwischen ihnen ein Gespräch unmöglich machte, empfanden sie eine gewisse gemeinsame Befriedigung darüber, Sascha so fröhlich zu erleben.
Nach dem Essen, es dämmerte bereits, gingen sie zum Hafen hinunter und setzten sich auf den Sand, um das steigende Wasser zu beobachten und zuzusehen, wie die Flut ein Fischerboot nach dem anderen umspülte. Rachel saß ein wenig abseits, und als die Nacht einbrach, legte sie sich auf den Rücken und hielt nach den Sternen Ausschau. Wann hatte sie zuletzt einen Stern gesehen? Der Sand unter ihren Armen und Beinen fühlte sich beruhigend an, herrlich weich und kühl, und sie hätte für immer so
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