Erbspione vogelfrei
verhielt mich zurückhaltend und erweckte dadurch den Anschein, als wäre ich an solche absonderlichen Begebenheiten gewöhnt.
»Okay, verlassen Sie das Cockpit«, befahl ich den Piloten. »Verhalten Sie sich ruhig. Mein Freund ist etwas nervös.«
Hannibal schien aus seiner krankhaften Starre zu erwachen. Ich konnte es nicht riskieren, einen »Blick« in seinen Bewußtseinsinhalt zu werfen, um zu erfahren, weshalb er dieses Schauspiel veranstaltete.
Die Kosmonauten glitten nach unten. Hannibal hatte sie vorher auf Waffen untersucht, aber keine gefunden.
Wir schwebten zu den beiden Kontursesseln hinüber, zogen uns vorsichtig hinein und schnallten uns fest. Ein Knopfdruck schloß das Luk zum Passagierraum. Hannibal legte die Magnetsicherung vor. Sie verhinderte ein öffnen von innen. Die Männer konnten uns nicht mehr gefährlich werden.
Meine Aufmerksamkeit galt vorerst dem demolierten Funksichtgerät. Weiter rechts, nahe der Decke angeordnet, entdeckte ich das Reserveaggregat. Raumschiffe der neuen Typklasse waren grundsätzlich mit je zwei Ausführungen der lebenswichtigen Instrumente ausgestattet.
Der Zwerg grinste mich an und drückte einige Schalter nieder. Unmittelbar darauf flammte der Bildschirm des Ersatzgerätes auf.
»Dein Glück, Kleiner«, sagte ich eisig. »In normalen Flugzeugen herumzuschießen, ist schon schwerwiegend. In einem Raumschiff kostet es meistens das Leben. Ich höre! Aber schnell, wenn ich bitten darf.«
Er zuckte mit den Schultern.
»Das hat Zeit. Deine Ausrede mit dem Taschen-Elektronenrechner war Blödsinn. Kein Gerät dieser Art besitzt auch nur annähernd die Leistung, um damit eine kosmische Flugbahn berechnen zu können. Etwa fünf Millionen Fehler, die alle den Hals kosten würden, wären die Folge. Du konntest natürlich nicht wissen, daß Vaneschger und Muchtron gewissermaßen als Kronzeugen gegen uns fungieren sollen. Sie werden deine Entgleisung bloßstellen. Erfinde eine gute Ausrede und bringe sie den Männern plausibel bei, bevor wir die irdische Lufthülle berühren.«
»Kleiner, seit wann unterschätzt du mich? Siehst du diesen 84-poligen Stecker?«
Ich zog den Mikrocomputer aus der Tasche und hielt ihn MA- 23 vor die Augen. Er wurde blaß.
»Damit, mein Guter, kann man den großen Bordrechner mit Hilfe der Kabinen-Anschlüsse anzapfen, ihn programmieren und seine Daten abberufen. Die Piloten haben es gesehen! Ich habe ihnen den Überspieladapter deutlich gezeigt. Und was meine Mutmaßungen oder Kenntnisse betrifft – ich habe damit gerechnet, daß die Kosmonauten bezeugen sollen, wie brutal wir vorgingen. Okay, jetzt möchte ich deine Erklärung hören. Du hast natürlich noch während der Funkinformation in Vaneschgers Gehirn herumgeschnüffelt und dadurch erfahren, für wen er uns programmgemäß zu halten hat, oder?«
Er nickte bejahend. Warum er mich anschließend einen amputierten, grünkarierten Dackel nannte, war mir unklar; vor allem der Begriff »grünkariert«.
»Laß die Finger von der Manuellsteuerung«, warnte ich. »Mit unserem Strahlmediumvorrat sieht es düster aus. Gila-Space-Center muß sich eine exzellente Rückkehrbahn einfallen lassen, oder wir kommen nie mehr in einen Erdorbit.«
»Das wissen die auch«, murrte er. »Okay, ich habe geschnüffelt. Dienstlich, natürlich. Ich bin angeblich Doktor Vincent D. Robbens, Mars-Archäologe mit guten physikalischen Kenntnissen, Spezialist im Entziffern marsianischer Symbol-Leuchtanzeigen. Schon immer von Minderwertigkeitskomplexen geplagt; ein Mann, der wegen seiner gnomhaften Figur mit der Umwelt hadert. Man
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