Erbspione vogelfrei
der Technik geliebt. Sie hat ebenfalls keine Seele, keine menschliche Wärme und ist selten schön. Also …«
»Beherrschen Sie sich, Utan«, warnte Reling.
Es grenzte fast an ein Wunder, aber der Kleine ließ sich zu keiner weiteren Herausforderung hinreißen. Er schwieg vorerst beharrlich.
Das war hundert europäische Dukaten wert. Ich nahm mir vor, sie für das nächste Wohltätigkeitsfest zu spenden.
Reling beruhigte sich.
»Wir haben Sie im Funkrichtstrahl der Raumstation TERRA I. Der Kommandant ist informiert, einige Kybernetiker ebenfalls. Die Männer bleiben im Raum, bis Ihre Mission abgeschlossen ist. Von daher droht kein ungewollter Verrat. TERRA I holt Sie aus der Fernflugbahn, lenkt Sie ein und schaltet dann auf die Fernsteuerzentrale von Kapstadt um. Dort sind unsere Leute. Wir bringen Sie heil herunter. Bei fünfzig Kilometer Höhe schalten wir ab. Ich überspiele Ihnen einen Plan von Ostafrika. Der Landeplatz liegt im menschenleeren Hochgebirge. Wenn Sie Bruch bauen, kann ich Ihnen nicht mehr helfen. Sie finden eine ausreichend lange Rollbahn ohne größere Hindernisse vor.«
»Wie groß sind denn die kleinsten Hindernisse, Sir?« erkundigte ich mich argwöhnisch. Schließlich kannte ich Relings skurrilen Humor.
»Ihr genialer Kopf kann damit umfangmäßig kaum konkurrieren«, spöttelte er in seiner aufreizenden Art, die meinen Blutdruck emporschnellen ließ.
»Konnat, Sie werden die Rakete fliegen. Utan sondiert telepathisch die Lage. Wissen Sie bereits, wen Sie darzustellen haben?«
»Weitgehend bekannt. Frage: Wo sind unsere Originale?«
Er zögerte. Sein Verlegenheitshüsteln gefiel mir überhaupt nicht.
»Also keine«, fuhr ich fort. »Bestens, Chef! Um das wievielte Todeskommando handelt es sich eigentlich? Wissen Sie was? Wenn ich noch genug Strahlmedium in den Tanks hätte, würde ich zum Mars fliegen und dort den Robotherrscher NEWTON um ein großes Fernflugschiff bitten.«
»Er würde Sie ignorieren oder sogar töten!« belehrte er mich. »Konnat, auf dem Mars sieht es noch schlimmer aus als auf dem Mond. NEWTON greift alles an, was menschlich ist, oder was von Menschen jemals erbaut wurde. Unsere Überlebenden befinden sich auf der Flucht.«
Ich starrte wortlos auf den Bildschirm. So sah die Situation also aus!
»Junge, vertrauen Sie mir«, drängte Reling mit einer Spur von Verzweiflung in der Stimme. »Jemand hat Ihren Kodator-Einfluß überlagert. Jemand besitzt wirkungsvollere Möglichkeiten zur Steuerung der Marsroboter. In dieser Beziehung kommen Sie und Utan nicht mehr mit, auch wenn Sie die einzigen Menschen mit einem Intelligenzquotienten von über fünfzig Neu-Orbton sind. Sie werden nicht mehr anerkannt. Sie haben es selbst festgestellt.«
Ich nickte.
»Die Roboterrevolte kam für uns zu überraschend. Wir hatten keine Zeit mehr, für Sie geeignete Doubles zu suchen. Deshalb haben wir Sie erfunden. Sie können sich aber darauf verlassen, daß bereits in diesen Minuten an über hundert wichtigen Orten der Welt fingierte Studienunterlagen, Geburtsurkunden, Zeugnisse aller Art, Eltern, Geschwister, Freunde, ehemalige Mitarbeiter, Vorgesetzte und tausend andere Dinge hinterlegt und arrangiert wurden. Darauf können Sie sich berufen. Laut Planung sind Sie niemals ans Licht der Öffentlichkeit getreten. Sie haben immer anonym mit fragwürdigen Auftraggebern zusammengearbeitet. Die haben wir ebenfalls konstruiert. Sie haben lediglich Maske zu machen. Das geschieht am Landeort. Dort werden Sie von einem GWA-Team erwartet.«
Ich wechselte mit Hannibal einen Blick. Das, was Reling erklärt hatte, war einzigartige
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