Erbspione vogelfrei
Befehlserteilung ohnehin gewohnt waren.
Hannibal warf mir einen düsteren Blick zu. Sein wissendes Lächeln gefiel mir nicht. Der Kleine war wieder voll aktiv.
Ich löste meine Anschnallgurte, schubste Hannibal mit einer vorsichtigen Bewegung das unscheinbar wirkende Funkgerät zu und griff zur Waffe.
Da sie unter dem Raumanzug im Schulterhalfter steckte, mußte ich die Schutzkleidung öffnen. Hannibal folgte meinem Beispiel.
Wenn es jetzt zu einem plötzlichen Druckverlust kam, brauchten wir uns über unsere Zukunft keine Sorgen mehr zu machen. Die Leere des Raumes war gnadenlos.
Hannibal riß den Dämpfer vom Mikrophon und gab die Objektive der Kamera frei. Prüfend schaute er auf den Bildschirm. Die beiden Kosmonauten im Cockpit hatten noch nicht auf Sendung geschaltet.
Wir befolgten die Anweisungen so gewissenhaft, wie man es uns in vieljähriger Trainingsarbeit eingeimpft hatte. Wenn die GWA-Führung solche Forderungen aussprach, hatte sie ihren guten Gründe – auf keinen Fall aber solche, die gegen die Interessen der irdischen Menschheit gerichtet waren. Also konnten wir, ohne zu überlegen, handeln. Es mußte zweckentsprechend sein. Eine andere Möglichkeit konnte es nicht geben.
Ich stieß mich behutsam ab. Die als normale .222-Taruff getarnte Thermorak lag in meiner rechten Hand.
Ein Griff entriegelte das drucksichere Rundschott zum Cockpit. Ich öffnete es rasch und nahm keinerlei Rücksichten auf eventuell entstehende Geräusche.
Captain Vaneschger sprach erregt in das Mikrophon. Er hatte seinen Helm ebenfalls auf die Schultern zurückgeklappt.
»… verstehe ich nicht«, hörte ich ihn sagen. »Wieso haben Sie die Burschen nicht schon auf dem Mond festgenommen? Wenn sie bewaffnet sind, werden wir große Schwierigkeiten bekommen.«
»Das haben Sie klar erfaßt, Vaneschger«, rief ich dazwischen. Als er herumfuhr und mich fassungslos anstarrte, war ich bereits durch das enge Luk nach oben gekommen. Meine Waffe drohte unmißverständlich.
»Passagieren ist der Zutritt zu …«
»Reden Sie keinen Unsinn«, unterbrach ich ihn.
»Abschalten, sofort! Wir haben mitgehört. Oder hatten Sie angenommen, Sie könnten sich hier unbemerkt mit Erdstationen unterhalten? Vielleicht sogar über uns? Abschalten, Vaneschger, oder ich schieße. Mein Wort darauf.«
»Lassen Sie sich auf nichts ein«, schrie ein mir unbekannter, auf dem Bildschirm erkennbarer Uniformierter. Er gehörte zur Space-Force. »Die können mit dem Raumschiff nicht umgehen. Vorsicht, Captain. Auf nichts einlassen!«
»Irrtum«, berichtigte ich gelassen. »Holen Sie mich hier heraus, Colonel. Das heißt – wenn Sie können! Ich kann sehr wohl mit einem Boot dieser Größenklasse umgehen. Dazu habe ich Ihnen und den hier anwesenden Piloten lediglich zu sagen: Sie verhalten sich korrekt und desinteressiert. Nur so können die Kosmonauten ihr Leben behalten und die Space-Force das teure Raumboot. Haben Sie mich eindeutig verstanden?«
»Widerstand leisten«, forderte der SpF-Oberst. »Vaneschger, dies ist ein Bluff. Ich …«
Hinter mir klang ein Knall auf. Hannibal hatte es für richtig gehalten, die Sachlage zu dramatisieren.
Sein Geschoß schlug in den Bildschirm, zertrümmerte ihn in einer fauchendem Implosion und kam irgendwo zur Ruhe, wo es kein weiteres Unheil anrichten konnte – hoffte ich!
Die Reaktion der beiden Kosmonauten wies auf ihren hohen Ausbildungsstand hin. – Bevor sie daran dachten, den Kopf zu drehen, überflüssige Fragen zu stellen oder sich zu beschweren, setzten sie sich wieder die Helme auf. Sie rechneten mit einem Druckverlust, denn kein einigermaßen vernünftiger Mensch
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