Erbspione vogelfrei
auf den Kontaktknopf des Notsprengsatzes schlug, ertönte eine dumpfe Explosion. Sie riß den oberen Teil des Cockpits weg. Unvermittelt schauten wir in den blauen Morgenhimmel.
Ehe ich erleichtert aufatmen konnte, zwang mich ein unbewußter Reflex zum Griff zur Waffe. Draußen erwarteten uns Leute; viel mehr, als wir angenommen hatten.
»Unsere Männer!« behauptete Hannibal monoton. Er starrte blicklos, in Trance versunken, an mir vorbei. »Sie kümmern sich um die beiden Piloten, die nur leichte Verletzungen erlitten haben. Nicht schießen, es hat doch noch geklappt.«
Ich hörte das Scharren von Schuhsohlen und keuchende Atemzüge. Augenblicke später tauchte über meinem Konturlager ein Gesicht auf, das ich nur zu gut kannte.
»He, ihr da unten, alles in Ordnung?« schrie unser Besucher.
Als ich entsagungsvoll seufzte und demonstrativ die Augen schloß, begann Dr. Framus G. Allison so breit zu grinsen, wie eigentlich nur er es konnte. Sein sommersprossiges Gesicht war verschmutzt; die kurz geschnittenen Blondhaare hingen ihm schweißverklebt in der Stirn.
»Sie dürfen jetzt aussteigen«, rief er, lebhaft gestikulierend. »Mann, wie lange, glauben Sie wohl, werden die afrikanischen Luftstreifen noch auf sich warten lassen? Sie haben einen Krach veranstaltet wie tausend Schlagzeuger mit Hunderttausendwatt-Verstärkern. Los, raus mit euch. He, Konnat, sind Sie wirklich okay?«
Echte Besorgnis klang aus seiner Stimme.
Fassungslos starrte ich ihn unverwandt an.
Gut – ich will nichts dagegen sagen, wenn ein australischer Marineoffizier und Navy-Fachwissenschaftler einen Froschmannanzug trägt; aber nicht in der Hochwüste von Abessinien! Dieser viel zu lebhafte und stets zu wagemutige Hüne erlaubte sich die tollsten Überraschungen.
»Allison, suchen Sie in diesem Tümpel nach den Schätzen der Königin von Saba? Oder haben Sie nur Ihr Gebiß verloren?« fragte ich vorsichtig an.
Unser Spezialist für funktechnische Kodifizierungsprogramme, außerdem war er noch Hochenergiephysiker, ließ meine herausfordernde Frage unbeantwortet.
Er warf mir statt dessen eine Leine zu und zwang mich – schneller als mir lieb war – das Konturlager zu verlassen.
Im Freien angekommen, sah ich mich prüfend um.
Wir waren dicht neben einer Felswand aufgeschlagen und anschließend daran nach unten geglitten.
»Glück gehabt«, sagte Allison. »Ich sah Sie schon als bessere Atomwolke. Die Kosmonauten müssen im Passagierraum warten, bis wir verschwunden sind. Hier, sofort anlegen. Wo bleibt Ihr Kollege?«
Hannibal streckte im gleichen Moment den Kopf aus dem aufgesprengten Notausstieg. Als er die im Geröll liegenden Dinge sah, hielt er zuerst einmal die Luft an. Dann meinte er bestimmt:
»Ich kündige ab sofort. Macht euren Blödsinn allein. Soll ich da etwa hineinklettern?«
Es half ihm nichts, Allison bestand darauf. Außerdem wußte niemand besser als wir, daß die Zeit drängte.
Ich vernahm Rufe. Sie erzeugten in dem vegetationslosen Felskessel, der außer dem stark salzhaltigen See keine Reize bot, ein vielfältiges Echo.
Fünfzig Meter weiter rechts sah ich einige Männer in einen startklaren Flugschrauber springen. Als seine Rotorturbinen anliefen, wurde mir klar, warum unser Mondboot bei der Landung einen solchen Lärm verursacht hatte.
Wir hatten längst die Raumanzüge vom Körper gezerrt, denn es war zwecklos, Allison widersprechen zu wollen. Wenn er in dieser Einöde Taucheranzüge für notwendig hielt, dann waren sie es.
»Gut, schnell jetzt! Flossen erst anlegen, wenn wir am Wasser sind. Der Flugschrauber dient zur Ablenkung. Wir haben den Raumpiloten überdies
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