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Erdbeerkönigin

Erdbeerkönigin

Titel: Erdbeerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Schütze
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dem er gesagt hat: »Immerhin muss ich mir dann ja keine Sorgen machen.«
    »Du meinst wohl, deine alte Ehefrau kann keinen anderen Mann mehr begeistern?«
    »Eva, jetzt hör mal auf mit dem Unsinn!« Nick bleibt bei seinem Ton. »Das ist doch wohl hier nicht das Thema, sondern es stellt sich vielmehr die Frage, wann du deinen Egotrip abbrichst und wieder nach Hause kommst?«
    Obwohl mich das Wort Egotrip wütend macht, will ich es auf keinen ernsthaften Krach ankommen lassen. Also antworte ich ehrlich: »Ich weiß noch nicht, wann ich komme. Die Beisetzung ist in zwei Wochen und … und nach unserem Streit gestern habe ich den Eindruck, dass es vielleicht gut ist, wenn wir ein wenig Abstand gewinnen.« Ich klinge wie eine Figur aus einer Vorabendserie.
    »Hast du einen anderen?«
    »Wie bitte?« Ich traue meinen Ohren nicht. Also steckte hinter seiner Bemerkung, dass er sich wegen Hubertus und Theo keine Sorgen machen müsse, durchaus eine ernsthafte Befürchtung.
    Nick wiederholt: »Gibt es einen anderen Mann in deinem Leben?«
    In diesem Moment spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. Als ich mich umdrehe, steht ein Fremder vor mir. Er ist mehr als einen Kopf größer als ich, hat dunkle Locken, eine große Nase und grüne Augen. Sein Lächeln ist ansteckend, als er mit einem deutlich französischen Akzent sagt: »Essen ist fertig.« Er zeigt nach hinten. Tatsächlich sehe ich Hubertus und Theo mit Schüsseln aus dem Haus kommen. Also haben die beiden noch einen weiteren Gast.
    Ich nicke dem Fremden zu. »Ich komme gleich.«
    Dann wende ich mich wieder Nick zu. »Ich muss aufhören. Es gibt Essen.«
    Nick klingt sehr unfreundlich, als er sagt: »Dann guten Appetit. Ruf mich an, wenn du mal wieder mehr Zeit für deinen Mann hast.« Er ist sehr wütend.
    Das tut mir nun doch leid. »Ach, Nick, wir sollten das Gespräch nicht so beenden. Ich … Nick?«
    Aber er hat schon aufgelegt.
    Ernüchtert lasse ich das Handy sinken.
    »Probleme?« Der Mann mit den dunklen Locken lächelt mir mitfühlend zu.
    Ich versuche ebenfalls ein Lächeln und sage mit einer mir noch ungewohnten und deswegen vielleicht übertriebenen Ironie: »Nicht mehr als sonst. Männer bleiben eben Männer.« Ich verdrehe in gespielter Komik die Augen.
    Der Franzose zwinkert mir zu und hält mir seine Hand hin. »Ich bin übrigens Philippe. Ich arbeite in Daniels Galerie.« Sein Händedruck ist fest, seine Hand warm. Er sagt: »Wenn du dich traust, kannst du mich auch Filou nennen. Wie die anderen.«
    Er geht vor mir her zum Tisch. Kurz bevor wir dort ankommen, dreht er sich noch einmal um. Er wirft mir einen intensiven Blick zu, lässt seine Augen kurz auf meinem Ausschnitt verweilen, sieht mir auf den Mund und sagt dann: »
Die Männer
an sich gibt es gar nicht – alle sind doch wunderbare Einzelstücke.« Er lächelt charmant. »So wie ich.«
    Ich kann nicht anders, als zurückzulächeln. »Dann habe ich doch Glück, meinen Abend direkt mit drei solchen Einzelstücken verbringen zu können.« In Gedanken setze ich hinzu:
Und es ist fast schade, dass sich keiner von ihnen für mich interessiert.
»Du bist also auch ein Freund von Hubertus?«
    »Ja, seit ein paar Jahren.« Als könne er meine Gedanken lesen, fährt er fort: »Aber im Gegensatz zu ihm und Theo liebe ich Frauen. Ich bete sie an. J’adore les femmes! Die sind nämlich auch wunderbare Einzelstücke. So wie du.«
    Ich kann mich nicht gegen ihn wehren, als er seinen Arm um meine Schulter legt und gemeinsam mit mir die letzten Schritte zum Tisch macht.
     
    »Was kannst du mir von Daniel erzählen?«, frage ich Hubertus später, als Filou und Theo die Teller in die Küche tragen und noch mehr Wein holen. Hubertus erwidert nach einer Pause: »Viel zu viel. Viel mehr, als du für deine Rede benötigst. Und viel zu wenig, damit du verstehen würdest, warum sein Tod ein so unermesslicher Verlust ist. Daniel war für mich noch mehr als ein Bruder. Er war der Mensch, der mich am besten kannte. Daniel war für mich der Mensch, der mir mein Leben erklärte.«
    Er sieht über das Wasser, in seinen Augen stehen Tränen. Verlegen schaue ich fort, verfolge mit meinen Blicken ein weißes Segelboot.
    Und was war Daniel für mich? Er steht wieder vor mir, in seiner verwaschenen Jeans und dem weit geöffneten Hemd. Er streckt mir seine Hand entgegen. Und ich lege meine bedenkenlos hinein. Damals hatte ich das Gefühl, dass eine Art Magnetismus zwischen uns herrschte. Eine Spannung, ein elektrisches

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