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Erdbeermond: Roman (German Edition)

Erdbeermond: Roman (German Edition)

Titel: Erdbeermond: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Normalerweise waren sich alle einig, dass die Woche nach der MMB nur besser werden konnte. Diesmal jedoch nicht. Denn dies war der Tag null für Eye Eye Captain, der Tag, an dem einhundertfünfzig Mal das Eye-Eye-Captain-Werbematerial zusammengestellt und eingepackt werden musste, damit es am folgenden Tag per Kurier an alle Zeitschriften und Zeitungen geliefert werden konnte. Der Zeitpunkt war absolut wichtig: Die Werbesendungen konnten weder heute noch übermorgen geliefert werden, es musste morgen sein. Warum? Weil Lauryn eine neue Guerillataktik ausprobieren wollte. Statt den Beauty-Redakteurinnen, wie normalerweise bei einer Produkteinführung, reichlich Zeit zu geben, versuchten wir diesmal das Gegenteil. Lauryn hatte den Zeitpunkt so gewählt, dass Eye Eye Captain, kurz bevor die neue Ausgabe in den Druck ging, auf dem Schreibtisch einer jeden Beauty-Redakteurin landete. Sie hatte die Absicht, die Redakteurinnen mit einem frischen, neuen Produkt so zu blenden, dass die sich darauf stürzen und etwas anderes aus der neuen Ausgabe ihrer Zeitschrift rauswerfen würden, um für unser Produkt Platz zu machen. Zugegebenermaßen war das sehr riskant, aber Lauryn bestand darauf, es zu versuchen.
    Es könnte funktionieren, denn das Konzept war neu – ein Pflegeset für Augen und Haut in einem. Drei verschiedene Produkte, die sich gegenseitig ergänzten und in ihrer Wirkung verstärkten (so hieß es wenigstens). Es bestand aus einem Kühlgel gegen Schwellungen der Augenpartie, einem Abdeckstift, der dunkle Augenringe verdeckte, und einer schaumigen, die Haut straffenden Creme.
    Es gab nur ein kleines Problem: Die Produkte waren noch nicht aus der Fabrik in Indianapolis eingetroffen. Aber sie waren auf dem Weg. Sie würden bestimmt bald kommen. Um elf würden sie da sein. Doch es wurde elf, und sie kamen nicht. Lauryn führte ein hysterisches Telefongespräch und erhielt die Bestätigung, dass der Fahrer in Pennsylvania war und bis spätestens ein Uhr da sein würde. Aus eins wurde zwei, dann drei, dann vier. Offenbar hatte der Fahrer sich auf dem Weg nach Manhattan verfahren.
    »Verdammt«, schrie Lauryn. »Das ist doch das Allerletzte.« Dann warf sie den Telefonhörer auf die Gabel und sah mich an. Irgendwie hatte ich an allem Schuld. Weil ich die Dreistigkeit besessen hatte, einen Autounfall zu haben und zwei Monate nicht zur Arbeit zu kommen, steckten wir jetzt in dieser Zwickmühle.
    Es war nach fünf, als die Kartons ins Konferenzzimmer geschleppt wurden.
    Jeder wich den Blicken der anderen aus, alle dachten dasselbe: Wer würde – bis spät in die Nacht – bleiben und die Dinge verpacken müssen?
    Brooke ging zu einer Benefiz-Veranstaltung, wo es um die Rettung von irgendwas – von Walen, Venedig, dreibeinigen Elefanten – ging. Teenie musste zu ihrem Abendkurs (außerdem war es nicht ihr Bereich), und dass Lauryn es tun würde, war ausgeschlossen. Eher würde sie ein dreigängiges Menü essen.
    Es blieb an mir hängen. An mir allein.
    Alle waren gewohnt, dass ich lange in der Agentur blieb, und niemand fragte mich, ob ich etwas vorhätte, doch zufälligerweise wollte ich mich mit Rachel treffen. Ich hatte sie am Wochenende nicht gesehen und mich mit zu viel Arbeit entschuldigt. Und jetzt musste ich wirklich arbeiten. Ich hatte einmal zu oft »Überstunden« gerufen.
    »Hat jemand was dagegen, wenn ich meine Schwester anrufe? Um ihr abzusagen?«
    Ich klang so sarkastisch, dass alle überraschte Blicke wechselten. Es gab Momente, da brach sich heißer Zorn in mir Bahn, so heiß, dass er mich fast versengte und wütende Wörter aus meinem Mund geschleudert wurden.
    »Ehm, nein, bitte«, sagte Lauryn.
    Teenie half mir, die Kartons aufzuschneiden und die Produkte auf dem Tisch im Konferenzzimmer aufzubauen, und Brooke, das muss ich ihr lassen, hatte schon einhundertfünfzig Pressemitteilungen in einhundertfünfzig wattierte Umschläge gesteckt, obwohl sie den größten Teil des Nachmittags nicht da war, weil ihre Tante Genevieve (es war nicht ihre richtige Tante, sondern eine der extrem reichen Freundinnen ihrer Mutter) in der Stadt war und sie zu einem Lunch in einem privaten Speisesaal im Pierre eingeladen hatte.
    Und dann waren alle weg. Im Gebäude war es still, nur das Summen der Computer war zu hören. Ich warf einen Blick auf die Stapel auf dem Tisch im Konferenzzimmer und wurde von tiefem Selbstmitleid erfasst.
    Ich wette, es stinkt dir ganz schön, wie sie mich hier behandeln .
    Als Erstes legte ich die

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