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Erdbeermond: Roman (German Edition)

Erdbeermond: Roman (German Edition)

Titel: Erdbeermond: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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hörte, hatte ich so ein komisches, verärgertes Gefühl.
    Aber es waren keine argen Meinungsverschiedenheiten, und selbst unser schlimmster Streit entzündete sich an etwas ganz Dummem: Wir hatten darüber gesprochen, wo wir die Ferien verbringen wollten, und ich sagte, ich hätte keine besondere Lust auf Duschen im Freien. Er fragte mich, warum nicht, und ich erzählte ihm von Claire, die in einem Safari-Camp in Botswana eine Dusche im Freien benutzt hatte und bemerkte, dass ein Pavian ihr zusah und sich dabei einen runterholte.
    »Das glaub ich nicht«, sagte Aidan. »Das hat sie sich ausgedacht.«
    »Bestimmt nicht«, sagte ich. »Wenn Claire das erzählt, dann stimmt es auch. Sie ist nicht wie Helen.«
    (Ehrlich gesagt war ich mir nicht sicher, dass es so war. Claire war sich nicht zu schade, eine Geschichte auszuschmücken.)
    »Ein Pavian würde auf einen Menschen nicht so reagieren«, behauptete Aidan. »Da müsste er schon eine Pavian-Dame beobachten.«
    »Eine Pavian-Dame würde nicht duschen.«
    »Du weißt, wie ich es meine.«
    Das Ganze wurde dann etwas schäbig, und ich warf ihm vor: »Willst du damit andeuten, dass ein Pavian nicht scharf auf meine Schwester sein könnte?«, aber auch dies war am Ende einer schwierigen Woche, wir waren beide gereizt und hätten jeden kleinsten Anlass genommen, um uns zu streiten.
    Aber das waren schon, ganz ehrlich, unsere schlimmsten Auseinandersetzungen.

    Wo schon von meinen Schwestern die Rede ist, ich hatte wieder eine Mail von Helen, über ihre neue Arbeit.

    An: [email protected]
    Von: [email protected]
    Thema: Arbeit!

    Bozo Colin brachte mir eine Waffe – schwer in der Hand, aufregend. Stell dir vor, ich habe eine Waffe!
    Ich hatte viele Fragen. Die wichtigste: Wie heißt Mr. Big wirklich? (Denk daran, das ist wieder eine fast wörtliche Wiedergabe.)
    Colin: Harry Gilliam.
    Ich: Glauben Sie, zwischen Mrs. Big und diesem Racey O’Grady spielt sich was ab?
    Colin: Ja. Wahrscheinlich schon. Und wenn ja, dann trifft es Harry hart. Er ist verrückt nach Detta. Detta ist eine Dame, und Harry war immer der Meinung, dass sie zu gut für ihn ist. Aber gehen wir.
    Ich: Wohin?
    Er: Zu einem Schießstand.
    Ich: Wozu?
    Er: Damit Sie das Schießen lernen.
    Ich: Das kann doch nicht schwer sein, oder? Ich halte das Ding einfach und ziehe am Abzug.
    Er (genervt): Kommen Sie.

    Sind zu einer Art Bunker in den Dubliner Bergen gefahren, überall schmutzige Männer mit glasigen Augen, die aussahen, als führten sie in ihrem Garten das Kommando über ihre eigene paramilitärische Gruppe.
    Ich war nicht schlecht. Habe ein paar Mal getroffen. (Leider nicht meine Zielscheibe. Haha.) Aber meine Schulter tat mir verdammt weh. Niemand hat gesagt, dass es wehtut, Leute umzulegen. Also, es tut dem weh, der umgelegt wird, ist ja klar. (Haha.)
    Piss: Keine Sorge. Ich weiß, dass du nichts über Tod und Sterben hören willst, und verspreche 1. mich nicht erschießen zu lassen und 2. niemanden zu erschießen.

    Das Gerede über Waffen hatte mich beunruhigt, deswegen war ich jetzt erleichtert. Bis ich die letzte Zeile las.

    Pissss: Außer vielleicht ein paar Bösewichten.

    Trotzdem, ich hatte mich amüsiert. Wahrscheinlich war es Unsinn, sie zu ernst zu nehmen – wer weiß, wie viel davon übertrieben war. Oder schlichtweg erfunden.

VIERZEHN
    Montagmorgen. Das bedeutete die Montagmorgenbesprechung. Und da war auch schon Franklin, der in die Hände klatschte und seine Mädels einsammelte.
    Auf dem Weg zur Toilette hakte Teenie sich bei mir unter. Sie sah fast normal aus, ganz silberfarben in einem Barbarella-Kleidchen und Sneakers mit Schaft, die bis zum Knie reichten. Nur die silberfarbenen Ellbogen- und Knieschützer waren ausgeflippt.
    »Kommt zusammen, kommt alle«, sagte sie. »Holt euch eure Demütigung ab!«
    »Lasst euch vor euren Kolleginnen runterputzen«, fuhr ich fort.
    »Und von den Untergebenen in den Rücken fallen.«
    Wir hatten gut Lachen, wir standen nicht schlecht da.
    Ich hatte eine gute Pressepräsenz vorzuweisen. Keine großen Durchbrüche, aber ich hatte jeden Montag in der Besprechung etwas, das ich vorzeigen und erzählen konnte. Vielleicht hatten die Beauty-Redakteurinnen Mitleid mit mir, angesichts meines gezeichneten Gesichts und meines toten Mannes. Allerdings nutzte ich das nicht aus, denn das konnte ganz schnell nach hinten losgehen: Jemand konnte es so auslegen, dass ich Candy Grrrl mit meinem Pech und meinem entstellten Gesicht schadete.

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