habe, ist die Narbe zurückgegangen. Ich habe kurz zuvor ein Foto gemacht.« Zwar war es nach der ersten Anwendung, aber das machte nichts. »Der Unterschied ist bereits sichtbar. Ich habe Vertrauen in dieses Produkt. Vollstes Vertrauen.« Nun, ich würde versuchen, Vertrauen zu haben. »Wenn ich mit den Beauty-Redakteurinnen spreche, werde ich der lebende Beweis dafür sein, dass Formel Zwölf erstaunliche Wirkung hat.«
»Ja!« Ariella war zutiefst beeindruckt von meiner Präsentation. »Und wenn die Wirkung nicht spektakulär genug ist, dann helfen wir mit ein bisschen plastischer Chirurgie nach.«
ZWEIUNDVIERZIG
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[email protected] Thema: In den Arsch gebissen!
Gestern Abend kam Anruf von Colin. Mit der Auskunft, dass Detta Fear in Raceys schicker Villa in Dalkey war. Fantastisch! Absolut fantastisch! Vielleicht könnte ich endlich die Beweise bekommen. War in kürzester Zeit da. Aber Raceys Haus war, wie gehabt, mit ferngesteuertem Tor, hoher Mauer mit Zacken obendrauf ausgestattet. Wie kommen andere Privatdetektive irgendwo rein? Vielleicht besitzen sie kleines Gerät, um Tor außer Kraft zu setzen. Oder sie sind in ihrer Freizeit Bergsteiger, werfen ein Seil über die Zacken, steigen über die Mauer und stehen im Garten, bevor man Piep sagen kann.
Was mich auszeichnet, ist meine Unverschämtheit. Drückte auf Gegensprechanlage, wartete. Nach einer Weile, Frauenstimme, knisternd, sagte: Hallo?
Ich versuchte es auf die verzweifelte Tour: Missus, verzeihen Sie die Störung, aber ich wollte zum Druid’s Chair und habe mich verfahren, und jetzt muss ich dringend zur Toilette und habe es schon bei zwei Häusern in der Straße versucht, aber es hat mich niemand reingelassen, und ich wollte Sie bitten, ob Sie mir aus christlicher Nächstenliebe gestatten würden, Ihre Toilette zu benutzen. Ich kann kaum noch Auto fahren, so dringend ist es …
Ich hörte auf zu sprechen – das Tor öffnete sich. Ging die Einfahrt rauf, als würde ich in den Himmel einziehen. Haustür öffnete sich, rechteckiger Lichtschein erhellte die Stufen. Drinnen sah es warm und einladend aus. Hoffentlich mit Detta und Racey in verräterischer Pose. Winzige Frau an der Tür – vielleicht ein Meter zwanzig, sehr alt, bestimmt einhundertsieben Jahre. Lockiges weißes Haar, unförmiger Tweedrock und schief sitzende Strickjacke, wahrscheinlich selbst gestrickt. Racey O’Gradys Haushälterin?
Sie: Kommen Sie mal rein, Sie Arme.
Ich (ehrlich dankbar): Oh, danke, Missus.
Sie: Zum stillen Örtchen geht’s da lang.
Zeigte mir den Weg ins Untergeschoss, aber ich wollte oben sein, wo ich Detta und Racey in flagranti erwischen wollte.
Ich: Entschuldigen Sie bitte, Missus, das klingt jetzt undankbar, aber ich habe eine »Störung«.
Sie wich zurück.
Ich: Nichts Ansteckendes, keine Angst. Eher eine Art Zwangsverhalten, und deshalb kann ich nur Toiletten benutzen, die kein anderer benutzt.
Sie (mit zweifelndem Blick) : Ja, zu einem der Schlafzimmer oben gibt es eine Toilette, die nicht oft benutzt wird, können Sie die benutzen? Kommen Sie, ich zeige sie Ihnen.
Ich: Sie brauchen sich nicht zu bemühen. Ich mache Ihnen schon genug Umstände. Wenn Sie mir einfach sagen, wo es ist.
Sie: Na, gut. Oben rechts, zweite Tür.
Und dann rief sie mir nach: Und verwechseln Sie nicht die Schranktür mit dem Badezimmer, wie Racey es eines Abends gemacht hat, als er ein paar Gläser intus hatte.
Ich ging ins Bad und beschloss, die Toilette zu benutzen, wo ich schon mal da war. Schlich dann herum und machte die Türen zu vier weiteren Schlafzimmern auf. Alle leer. Wo waren Racey und Detta?
Die alte Frau wartete unten an der Treppe: Alles erledigt?
Ich: Alles erledigt.
Sie: Ein wahrer Fluch, das. Eine unzuverlässige Blase.
Ich: Und wie.
Sie: Aber es gibt richtig gute Einlagen bei Blasenschwäche. Möchten Sie einen Keks?
Betreten Küche, richtige Küche mit blauem Herd Marke Aga, unbehandeltem Holztisch, getrockneten Blumensträußen von Deckenbalken. Keks beste Qualität. Belgisch. Rundum mit Schokoladenüberzug (nicht nur eine Seite), manche in Stanniolpapier.
Ich: Die Kekse sind große Klasse.
Sie: Ja, einen kleinen Luxus muss man sich im Leben ja gönnen, finden Sie nicht? Wie heißen Sie, mein Kind?
Ich: Helen.
Sie: Helen, und dann?
Ich: Helen … ehm.
Wollte gerade »Walsh« sagen, fand aber, dass das vielleicht nicht so klug sei.
Ich: Keller.
Das war der erste Name, der mir einfiel: Helen