Hilfe.
»Wenn für einen von euch heute jemand durchkommt, könnt ihr ihn fragen, was ich bei meiner Präsentation machen soll.«
»Was hast du bisher gemacht?«, wollte Nicholas wissen.
»Nichts. Mir ist nichts eingefallen.«
»Sagt dir das nichts?«, fragte Nicholas.
»Was soll es mir sagen?«
»Dass du nichts tun sollst.«
»Und mich feuern lassen? Das scheint mir keine gute Idee zu sein.«
»Wie kriegt man die Gans aus der Flasche?«
»Was für eine Gans?«
»Es ist was Buddhistisches. Eine Gans steckt in einer Flasche. Wie kriegt man sie wieder raus?«
»Wie ist sie denn da reingekommen?«, fragte Mitch.
Nicholas lachte. »Das ist doch egal. Und? Wie kriegt man sie raus?«
»Indem man die Flasche zerschlägt«, sagte Mitch.
Nicholas zuckte mit den Schultern. »Das ist eine Möglichkeit.« Er sah mich an. »Hat jemand einen anderen Vorschlag?«
»Man kann sie ausräuchern«, sagte Barb. »Hihihi.«
»Ich weiß es nicht.« Ich gab auf. »Sag es mir.«
»Das ist kein Rätsel. Es gibt keine klare Antwort.«
»Was soll das heißen? Dass die Gans in der Flasche bleibt?«
»Nicht unbedingt. Wenn du wartest. Wenn du lange genug wartest, ist die Gans so dünn, dass sie aus der Flasche schlüpfen kann. Oder wenn man sie füttert, ist sie eines Tages so dick, dass sie die Flasche von innen zersprengt. Aber die ganze Zeit reicht es, nichts zu tun.«
»Mein Kleiner, du bist zu weise für dein Alter«, sagte Barb.
»Ich weiß nicht«, sagte ich. »Ich hatte mir eher praktischen Rat erhofft.«
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[email protected] Thema: »Ergebnis!«
Liebe Anna, ich hoffe, es geht dir gut. Endlich haben wir die alte Frau »enttarnt«. Ich hatte die Fotos beim Golf dabei gehabt, doch niemand kannte sie, aber beim Bridge haben wir »ins Schwarze getroffen«. Dodie McDevitt konnte sie identifizieren. Als Erstes erkannte sie Zoe. Sie sagte: »Das ist Zoe O’Shea, so wahr ich Dodie heiße.« Als sie »Zoe« sagte, dachte ich, würde vom Stuhl kippen. »Ja!«, sagte ich. »Zoe, Zoe! Wem gehört sie denn?« »Nan O’Shea«, sagte sie.
Dodie konnte mir sogar die Adresse geben, Springhill Drive, gar nicht weit von hier, obwohl es ein ziemlich langer Weg für einen kleinen Hund ist. Jetzt weiß ich nicht, was ich tun soll. Vielleicht muss ich mich in die »Höhle des Löwen« wagen. Sie »zur Rede stellen«. Aber egal, wie es weitergeht, ich halte dich »auf dem Laufenden«.
Deine dich liebende Mutter
Mum
Ich hatte nichts anderes im Kopf als die Präsentation für Formel Zwölf, aber es kam mir keine einzige Idee. Noch nie hatte ich eine solche Blockade gehabt. Ich wusste, dass ich notfalls eine Präsentation geben konnte, die so ähnlich war wie die von Wendell – Privatjet nach Rio, schicke Hotels, Ausflug in die Favelas –, aber ich würde es ohne Überzeugung machen. Ich musste eine zündende Idee haben. Bisher hatte ich immer ein Kaninchen aus dem Hut zaubern können. Doch diesmal – nichts, zu meinem Entsetzen, und ich hatte nur noch sechs Tage …
… fünf Tage …
… vier Tage …
… drei Tage …
… zwei Tage …
… einen Tag …
… die Zeit war abgelaufen …
Am Tag der Präsentation trug ich mein einziges elegantes Kostüm, das, das ich an dem Tag getragen hatte, als ich Aidan zum allerersten Mal begegnete und er Kaffee über mich schüttete. Vielleicht erreichte ich so, dass ich ernst genommen wurde. Ich wäre fast tot umgefallen, als ich die normalerweise außerordentlich chic gekleidete Wendell sah. Sie trug ein gelbes Kostüm. Gelb! Mit Federn. Sie sah aus wie ein großer Kanarienvogel. Offenbar hatte sie sich ein Karneval-Thema ausgedacht. Ich sah rasch zu Lois hinüber. Sie trug eine Khakiweste mit vielen Taschen, so wie Professor Redfern. Sie würde bei ihrer Präsentation die Forscherroute abschreiten.
Um fünf vor zehn nickte Franklin Wendell und mir zu und führte uns ins Konferenzzimmer. Aus der anderen Richtung kamen Mary-Jane und Lois. Wendell und Lois trugen Schautafeln unter dem Arm. Ich kam mit leeren Händen.
Alle fünf trafen wir vor der Tür aufeinander, und Franklin und Mary-Jane musterten sich feindselig. Auf der ganzen Etage verrenkten sich die anderen die Hälse und starrten uns nach: So schlecht wie diese hochvertrauliche Präsentation war selten ein Geheimnis geheim gehalten worden.
»Kommt rein«, sagte Shannon, Ariellas Sekretärin. »Ariella erwartet euch schon. Ich werde an der Tür aufpassen.« Damit wir nicht weglaufen