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Erdbeermond: Roman (German Edition)

Erdbeermond: Roman (German Edition)

Titel: Erdbeermond: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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zerstörter Hoffnung wallte in mir auf. Anders als die gelegentlichen Ausbrüche von schrecklichem Zorn, die meistens nach einem Satz wieder vorbei waren, war ich diesmal von einer riesigen Welle heißester Wut überflutet – Wut nicht auf Neris, sondern auf Aidan.
    »Warum willst du nicht mit mir sprechen?«, kreischte ich. »Warum weichst du mir dauernd aus? Ich habe dir so viele Gelegenheiten gegeben.« Ich raufte mir die Haare. »Und warum musstest du sterben? Warum hast du dich nicht mehr angestrengt, du blöder, nutzloser SACK? Wenn du mich mehr geliebt hättest, wärst du am Leben geblieben, dann hättest du GEKÄMPFT. Du bist so unfähig, so ein Versager, einfach so zu STERBEN.«
    Ich drückte auf Wiederwahl und bekam das Besetztzeichen, was alles nur noch schlimmer machte. Das hier war kein Zufall.
    »Warum sprichst du nicht mit mir?«, schrie ich. »Weil du ein erbärmlicher FEIGLING bist, das ist es! Du hattest die WAHL, du hättest am LEBEN bleiben können, aber ich war dir nicht WICHTIG genug, du hast mich nicht genug GELIEBT, du hast immer nur dich SELBST gesehen.«
    Nach einer Weile gingen mir die Worte aus, und ich kreischte immer wieder in meine Hände und schrie mir die Kehle wund in dem Versuch, die ganze Wut aus mir rauszubrüllen.
    Ich konnte nicht in der Wohnung bleiben, sie war zu klein für meine Gefühle. Durch einen roten Nebel hastete ich zur Tür. Als ich am Computer vorbeikam, sah ich, dass eine neue Mail da war. Ich weiß nicht, worauf ich hoffte – einen neuen Termin mit Neris? –, aber sie war nur von Helen.

    An: [email protected]
    Von: [email protected]
    Thema: Volle Konfrontation

    Habe Harry die Fotos gezeigt. Colin sagte, er hätte ein Recht, sie zu sehen. Harry war am Boden zerstört. Sehr komisch. Dann sagte er zu Colin: Ich fahre jetzt nach Dalkey raus und bringe Racey O’Grady um. In ein paar Stunden, je nach Verkehrslage, bin ich wieder da. Du hältst hier die Stellung.

    Ich stand auf der Straße und wusste nicht wohin, außer ins Büro. Die Präsentation war mir schnurzpiepegal, aber wie das Leben so spielt, bekam ich sofort ein Taxi, der Verkehr floss zügig, und wir hatten grüne Welle. Ich war noch nie so schnell in der Agentur gewesen.
    Ich ließ mir Zeit für den Weg vom Aufzug zu meinem Schreibtisch, wo Franklin, Teenie und Lauryn die Köpfe zusammensteckten.
    »… falsche Ziege«, sagte Lauryn. »Wir hätten sie nie zurückkommen lassen sollen, nachdem ihr Mann …«
    Franklin war kreidebleich. Dann drehte er sich um und sah mich, und ich hätte beinahe gelacht, als ich seinen Gesichtsausdruck sah. Er war viel zu erleichtert, um wütend zu sein. »Du bist doch da!«
    »Ja. Teenie, es tut mir Leid, dass ich dich so rumschubse.«
    »Gar nicht«, sagte sie. »Es ist deine Präsentation, es ist dein Baby.« Sie küsste mich auf die Wange. »Auf geht’s.«

FÜNFZIG
    »Sie sind noch nicht da«, sagte Franklin atemlos, packte mich am Arm und schleifte mich zum Konferenzzimmer.
    »Hier ist sie!« Triumphierend führte er mich Ariella vor, und die sagte: »In letzter Minute.«
    »Ich hatte ja gesagt, dass ich einen Termin habe.«
    Die beiden wechselten Blicke: Was war nur mit ihr los? Doch dann hieß es, die Leute von Devereaux seien auf dem Weg, und wir setzten alle unsere glücklichen Gesichter auf.
    Wendell – in ihrem gelben Kanarienvogel-Kostüm – war als Erste dran und gab eine beeindruckende Präsentation. Dann war ich an der Reihe. Ich sah mir selbst zu, wie ich meine Präsentation ablieferte, fast als stünde ich außerhalb meines Körpers: Das Adrenalin rauschte in meinen Adern, meine Stimme war etwas lauter als gewöhnlich, und ich lachte ein wenig zu bitter, als ich auf meine Narbe zeigte, aber sonst passierte nichts Auffälliges.
    Ich beantwortete alle trickreichen Fragen mit Eleganz – nach den vielen Stunden des Übens hatte ich die Antworten auswendig parat. Dann war es vorbei, Hände wurden geschüttelt, und sie zogen ab.
    Sobald sich die Aufzugtüren hinter ihnen geschlossen hatten, verließ ich das Konferenzzimmer und ließ Franklin und Ariella, die mir verdutzt nachsahen, einfach stehen.
    Als ich zu meinem Schreibtisch kam, fragte Teenie: »Wie ist es gelaufen?«
    »Sie konnte es nicht machen. Sie hatte die Handwerker da.«
    »Wie bitte?«
    »Ach, die Präsentation. Gut, sehr gut.«
    »Alles in Ordnung?«
    »Alles in Ordnung.«
    »Gut. Du hast Nachrichten. Jacqui hat angerufen. Sie will es Joey heute Abend beibringen. Hat sie

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