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Erdbeermond: Roman (German Edition)

Erdbeermond: Roman (German Edition)

Titel: Erdbeermond: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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mir von ihm alles erzählen lassen können, aber das wollte ich nicht. Ich wusste es sowieso. Und ich brauchte noch ein paar Stunden, in denen ich an mein Leben mit Aidan so denken konnte, wie es meiner Meinung nach gewesen war.

ZWEIUNDFÜNFZIG
    »Anna. Anna!« Ich wurde in die Gegenwart zurückgeholt. Franklin stand vor mir und sah mich merkwürdig an.
    »Ariella will dich sprechen, sofort.«
    »Oh-kay.« Ich trottete langsam hinter ihm her. Es war mir alles so egal.
    »Machen Sie die Tür zu«, sagte Ariella.
    »Oh-kay.«
    Ich setzte mich, bevor Ariella mich dazu aufgefordert hatte. Sie warf Franklin, der hinter mir stand, einen Blick zu, der besagte: Was soll das?
    Mach schon, feure mich. Sag es schon.
    »Nun.« Ariella räusperte sich. »Wir haben Neuigkeiten für Sie, Anna.«
    »Daran zweifle ich nicht.«
    Wieder ein verdutzter Blickwechsel.
    »Devereaux nimmt unsere Präsentation an.«
    »Oh, das ist ja fantastisch«, sagte ich aufgekratzt, »Wendells oder meine?
    »Ihre.«
    »Aber Sie wollen mich rauswerfen. Also werfen Sie mich raus.«
    »Wir können Sie nicht rauswerfen. Die Devereaux-Leute fanden Sie großartig. Der Leiter des Ganzen, Leonard Daly, nannte Sie, und ich zitiere, ›beeindruckend und sehr mutig‹, und ein Naturtalent für eine Flüsterkampagne. Er sagte, Sie haben Überzeugungskraft.«
    »Das ist einfach Pech.«
    »Warum? Sie wollen nicht gehen, oder?«
    Ich dachte nach. »Nicht, wenn Sie das nicht wollen. Wollen Sie es?«
    Nun sag schon .
    »Nein.«
    »Was, nein?«
    »Nein, wir wollen nicht, dass Sie gehen.«
    »Zehntausend mehr, zwei Assistentinnen und anthrazitgraue Kostüme. Wenn nicht, dann kündige ich.«
    Ariella schluckte. »Okay, mehr Geld. Okay, zwei Assistentinnen, aber anthrazitgraue Kostüme, das kann ich nicht bewilligen. Formel Zwölf ist ein brasilianisches Produkt, wir brauchen Karneval-Farben.«
    »Anthrazitgraue Kostüme, oder ich gehe.«
    »Orange.«
    »Anthrazit.«
    »Orange.«
    »Anthrazit.«
    »Okay, anthrazit.«
    Es war eine interessante Lektion in Sachen Macht. Man hat sie nur in dem Moment wirklich, wo es einem herzlich gleichgültig ist, ob man sie hat oder nicht.
    »Gut«, sagte ich. »Ich nehme mir den Rest des Tages frei.«

    Erst zu Hause fiel mir Helen wieder ein. In ihrer letzten Mail hatte sich die Lage etwas brenzlig angehört, aber ich hatte es gar nicht richtig begriffen.

    An: [email protected]
    Von: [email protected]
    Thema: Alles in Ordnung?

    Was passiert bei dir?

    Kurz darauf bekam ich ihre Antwort.

    An: [email protected]
    Von: [email protected]
    Thema: Auflösung!

    Als ich wieder in mein Büro kam, war ein Zettel unter der Tür durchgeschoben worden, auf dem stand: »Wollen Sie wissen, wer die Nacktbilder von Detta und Racey geschickt hat? Wollen Sie wissen, was hier wirklich gespielt wird?«
    Natürlich wollte ich das!
    Dann stand da, ich soll mich abends um zehn Uhr bei einer Adresse an den Docks einfinden. Habe auf Karte nachgesehen: eine Lagerhalle. Könnte wetten, eine verlassene Lagerhalle. Warum kann die Auflösung nicht in einer schönen, bequemen Bar stattfinden?
    Drehte Radio an. Ich war in den Nachrichten! (Sozusagen.) Schusswechsel in Dalkey war die wichtigste Story. Ein Mann um die fünfzig (Harry Big) hatte »wiederholt auf einen anderen Mann geschossen« (Racey). Opfer war unverletzt davongekommen, und obwohl Polizei schnell zur Stelle war, konnte der Täter »sich der Festnahme entziehen«. Polizei warnt, man solle sich »ihm nicht nähern«.

    Das war doch lächerlich. Sie war komplett verrückt, dass sie da mitmachte. Sie begab sich in Lebensgefahr.

    An: [email protected]
    Von: [email protected]
    Thema: Auflösung!

    Helen, geh NICHT zu der Lagerhalle. Du hast das nicht im Griff. Du musst mir versprechen, dass du nicht gehst. Du musst tun, was ich will, weil mein Mann gestorben ist.

    An: [email protected]
    Von: [email protected]
    Thema: Auflösung!

    So ein Mist. Ich verspreche es.

    An: [email protected]
    Von: [email protected]
    Thema: Auflösung!

    Gut!

DREIUNDFÜNFZIG
    Ich richtete mich auf längeres Warten ein. In gewisser Weise fühlte es sich an wie eine Wiederholung des Abends zuvor, nur dass ich da voller Hoffnung gewesen war, und jetzt war ich von üblen Vorahnungen beschwert.
    Kevin rief wieder an, aber auch diesmal nahm ich nicht ab. Ich konnte nicht mit ihm sprechen. Er hatte gesagt, er würde morgen mit dem Zehn-Uhr-Flug kommen. Ich würde ihn dann

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