vertritt. Sorg dafür, dass du das bist. Lass bitte nicht zu, dass Lauryn sich vordrängelt.«
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[email protected] Thema: Das Geheimnis ist gelüftet
Liebe Anna,
du errätst nie, wer Nan O’Shea ist. Aber versuch es, rate doch. Du kriegst es niemals raus. Ich gebe dir einen Tipp. Es ist alles deinem Vater zu verdanken. Das hätte mir längst klar sein sollen. Aber rate du mal. Ich verrate nichts. Ich will, dass du darüber ein bisschen nachgrübelst. Und wenn ich es dir sage, wirst du es nicht glauben!
Deine dich liebende Mutter
Mum
Am Abend vor der Präsentation wurden Wendell und ich ein letztes Mal in die Mangel genommen. Gegen halb sieben beendete Ariella die Sitzung.
»Okay, machen wir Schluss«, sagte sie. »Es soll frisch bleiben.«
»Bis morgen, Anna«, sagte Franklin bedeutungsvoll.
»Frisch und munter«, sagte ich.
Ich hatte mich noch nicht entschieden, ob ich nach dem Gespräch mit Neris noch auftauchen oder ob ich einfach nie wieder erscheinen würde. Für alle Fälle nahm ich das gerahmte Foto von Aidan auf meinem Schreibtisch mit, steckte es in meine Tasche und verabschiedete mich von Teenie und Brooke.
ACHTUNDVIERZIG
Es fühlte sich an wie der Abend vor dem wichtigsten Tag in meinem Leben. Ich konnte mich auf nichts konzentrieren. Ich war aufgeregt, aber auch beklommen.
Aidan, wenn du jetzt nicht durchkommst? Was mache ich dann? Wie soll ich weitermachen?
Als das Telefon klingelte, machte ich einen Satz. Es war Kevin. Ich ließ den Anrufbeantworter laufen. »Anna«, sagte er. »Ich muss mit dir sprechen, es ist ganz furchtbar wichtig, wirklich. Ruf mich an.«
Ich nahm es kaum wahr.
Nach einer Weile – ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen war – klingelte es an der Tür. Ich reagierte nicht, aber es klingelte wieder. Beim dritten Mal machte ich auf. Wer es auch war, er wollte mich offenbar ziemlich dringend sehen.
Es war Jacqui. »Du errätst es nie«, sagte sie.
»Dann erzähl es mir.«
»Ich bin schwanger.«
Ich starrte sie an, und sie starrte mich an. »Was ist?«, sagte sie.
»Wie, was ist?«
»Du hast so komisch geguckt.«
Ich fühlte mich auch komisch. Meine Gebärmutter hatte irgendwie gezuckt.
»Bist du eifersüchtig?«, fragte sie. Einfach so.
»Ja«, sagte ich. Einfach so.
»Es tut mir Leid. Dabei will ich gar nicht schwanger sein. Ist das Leben nicht beschissen?«
»Ja. Und ist es nicht ein bisschen schnell? Du hast dich eben erst verliebt.«
»Weißt du, wann es passiert ist? In der ersten Nacht. In der allerersten Nacht! Als du in den Hamptons warst. Kannst du das fassen? Das Kondom ist geplatzt, ich wollte mir die Pille danach holen, aber dann haben wir drei Tage im Bett verbracht, und dann habe ich es vergessen, und es war zu spät. Es ist erst sechs Wochen her, aber man zählt von der letzten Periode, also bin ich offiziell seit acht Wochen schwanger.«
»Weiß Joey es schon?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, und wenn ich es ihm sage, macht er Schluss.«
»Aber er ist verrückt nach dir.«
Sie schüttelte den Kopf. »Dopamin. Teenie hat es mir an deinem Geburtstag erklärt – sie weiß eine Menge – : Wenn Männer denken, sie seien verliebt, dann liegt das nur daran, dass ihr Gehirn so viel Dopamin auschüttet. Nach dem ersten Jahr lässt das normalerweise nach, was ja eine Menge erklärt. Aber wenn ich ihm eröffne, dass ich schwanger bin, hört es wahrscheinlich sofort auf.«
»Warum denn?«
»Joey will keine Verantwortung übernehmen.«
»Aber …«
»Es ist zu früh. Wir kennen uns kaum. Vielleicht, wenn es nach sechs Monaten passiert wäre, dann wären wir uns vielleicht sicher genug, um damit umzugehen.«
»Sprich mit ihm, vielleicht ist es okay.«
»Vielleicht.«
Eigentümlicherweise wollte ich es nicht sagen, aber ich zwang mich trotzdem dazu: »Es gibt auch andere Möglichkeiten.«
»Ich weiß. Ich habe schon drüber nachgedacht.« Schweigen. »Eine Schwangerschaft ist nicht die große Katastrophe, die sie vor fünf Jahren gewesen wäre. Oder noch vor drei Jahren. Damals hatte ich keine Sicherheit, kein Geld, und ich hätte auf jeden Fall eine Abtreibung machen lassen. Aber jetzt … ich habe eine Wohnung, ich habe einen gut bezahlten Job – es liegt nicht an meinen Arbeitgebern, dass ich mit dem Geld nicht auskomme –, und irgendwie gefällt mir die Idee, ein Baby zu haben.«
»… eh … Jacqui, ein Baby bedeutet eine enorme, eine grundlegende Veränderung im Leben. Es ist nicht so,