Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erdbeermond: Roman (German Edition)

Erdbeermond: Roman (German Edition)

Titel: Erdbeermond: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
Vom Netzwerk:
nicht funktionierte, und dann zeigte Quand-adora uns eine Technik, mit der der Geburtsvorgang verlangsamt werden konnte. Wir mussten uns auf alle viere stellen und den Po in die Luft strecken und hecheln wie ein Hund an einem heißen Tag. Alle mussten das machen, auch die, die nicht schwanger waren. Es machte sogar Spaß, besonders das Hecheln. Obwohl es nicht so schön war, mit der Nase so unmittelbar an das Hinterteil einer anderen – Celia, wenn ich mich recht erinnere – zu stoßen.
    Jacqui und ich hechelten nach Herzenslust, und als unsere Blicke sich trafen, hechelten wir umso heftiger.
    »Weißt du was?«, flüsterte sie. »Der Mistkerl weiß gar nicht, was er hier verpasst.«

ZWÖLF
    Als der Januar sich dem Ende zuneigte und der Februar begann, stand der Todestag von Aidan bevor. Er ragte auf wie ein großer Schatten. Und als die Tage vergingen, wurde der Schatten dunkler. Mein Magen krampfte sich zusammen, und ich hatte Momente echter Panik, eine ernsthafte Erwartung, dass etwas Schreckliches passieren könnte.
    Am 16. Februar ging ich zur Arbeit, so wie immer, aber mit extrem präziser Erinnerung durchlebte ich jede Sekunde des gleichen Tages vor einem Jahr. Niemand im Büro wusste, was für ein Tag es war, sie hatten es längst vergessen, und ich hatte keine Lust, es ihnen zu erzählen.
    Am Nachmittag ertrug ich es nicht länger. Ich erfand ein Interview, verließ das Büro und ging nach Hause, wo ich anfing, Wache zu halten und die Minuten und Sekunden bis zu Aidans Tod zu zählen.
    Ich überlegte, ob ich im Moment des Zusammenpralls mit dem anderen Taxi den Ruck spüren würde; eine Art psychischer Wiederholungslauf. Aber die Zeit verging, und nichts geschah, und das kam mir nicht richtig vor. Irgendetwas hatte ich wohl erwartet. Es war zu riesig, zu überwältigend, zu schrecklich, als dass ich einfach nichts empfinden konnte.
    Die Sekunden verrannen, und ich erinnerte mich, wie wir in dem zerborstenen Auto warteten, wie der Krankenwagen kam, wie wir ins Krankenhaus rasten, wie Aidan in den OP geschoben wurde …
    Immer näher rückte der Zeitpunkt, an dem er starb, und ich gebe zu, dass ich verzweifelt – ja, wie verrückt – hoffte, dass in genau dem Moment, als er seinen Körper verließ, sich ein Tor zwischen seiner und meiner Welt öffnen würde und dass er mir erscheinen würde, vielleicht sogar mit mir sprechen würde. Aber nichts geschah. Kein Ausbruch von Energie, keine plötzliche Hitzewelle, kein Windstoß. Nichts.
    Ich saß kerzengerade da, starrte ins Nichts und fragte mich: Und was passiert jetzt?

    Das Telefon klingelte, das war es, was passierte. Manche erinnerten sich daran, welcher Tag es war, und wollten hören, wie es mir ging. Mum rief aus Irland an und sagte tröstliche Dinge. »Wie geht es mit dem Schlafen?«, fragte sie.
    »Nicht sehr gut. Ich schlafe nie mehr als ein oder zwei Stunden hintereinander.«
    »Du armes Herzchen. Pass auf, ich habe gute Nachrichten für dich. Ich, dein Vater und Helen, wir kommen am ersten März nach New York.«
    »So bald schon? Das ist über zwei Wochen vor der Hochzeit.« Oh Gott.
    »Wir dachten, wir machen noch ein bisschen Ferien, wenn wir schon kommen.«
    Mum und Dad liebten New York. Dad war immer noch traurig, dass Sex and the City aufgehört hatte, er fand, es war eine »köstliche Show«, und Mums Lieblingswitz war: »Können Sie mir den Weg zur 42sten Straße zeigen, oder soll ich mich einfach ins Knie ficken?«
    »Wo wollt ihr denn wohnen?«, fragte ich.
    »Reihum. Die erste Woche können wir bei dir wohnen, und dann gucken wir mal, ob wir neue Freunde gefunden haben, die uns aufnehmen können.«
    »Bei mir? Aber meine Wohnung ist winzig.«
    »So winzig ist sie auch nicht.«
    Als sie die Wohnung das erste Mal sah, hatte sie etwas anderes gesagt. Sie hatte gesagt, es sei wie das Stockwerk siebeneinhalb in Being John Malkovich .
    »Außerdem werden wir sowieso kaum da sein. Wir gehen den ganzen Tag einkaufen.« Bei Daffy’s und Conway und all den anderen miesen Discountläden, die Jacqui und ich niemals betreten würden, selbst wenn man uns eine Pistole an die Schläfe setzte.
    »Aber wo wollt ihr schlafen?«, fragte ich.
    »Ich und Dad, wir schlafen in deinem Bett. Und Helen kann auf dem Sofa schlafen.«
    »Und was ist mit mir? Wo soll ich schlafen?«
    »Hast du mir nicht gerade erzählt, dass du sowieso kaum schläfst? Dann ist es doch nicht so wichtig, oder? Hast du einen Sessel oder so?«
    »Ja, aber …«
    »Haha, ich meine es

Weitere Kostenlose Bücher