Erdbeermond: Roman (German Edition)
sagte ich zu ihr.
»Danke«, sagte sie. »Sie wollten, dass ich auch diese glänzenden Sachen anziehe, aber ich mag lieber solche Kleider.«
»Hat jemand ein Bügeleisen?«, fragte Maggie. »Ich muss Garvs Hemd bügeln.«
»Gib es mir«, sagte Claire. »Adam macht das.«
»Er ist eher wie ein Leibeigener, kein Mann!«, war Helens Stimme aus einem Schlafzimmer in der Nähe zu hören. »Wie kannst du Respekt vor ihm haben, selbst wenn sein Schwanz überdurchschnittlich groß ist?«
Vor der Quäker-Halle standen die Menschen, alle aufs Feinste zurechtgemacht: Zwölfjährige mit leuchtender Haut, ältliche, rotgesichtige Iren, größtenteils Tanten und Onkel, und sehr haarige Echte Männer, so viele, dass man denken konnte, sie seien von einer Casting-Agentur geliefert worden. In der Menge erspähte ich Angelo, ganz in Schwarz. Ich wusste, dass er kommen würde; er und Rachel hatten sich seit jenem grässlichen Tag, als ich in seiner Wohnung aufgetaucht war, näher angefreundet. Ich lächelte ihm höflich zu – ein bisschen wie das Kinnrucken meiner Mutter – und mischte mich unter die Schar meiner Schwestern und Nichten. Ich wollte nicht mit ihm sprechen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
»Ich nehme Wetten entgegen, um wie viel sie zu spät kommen werden.« Helen ging herum und sammelte Geld ein.
»Rachel kommt nicht zu spät«, sagte Mum. »Das entspricht nicht ihren Überzeugungen. Sie sagt, es lasse Respekt vermissen. Trag ein, dass ich sage, sie kommen pünktlich.«
»Das macht zehn Dollar.«
»Zehn Dollar! Oje, hier sind Mr. und Mrs. Luke. Marjorie! Brian!« Mum packte Dad beim Ärmel und segelte auf sie zu, um sie zu begrüßen. »So ein schöner Tag dafür!«
Sie hatten sich ein paar Mal gesehen, kannten sich aber nicht gut. Mum hatte sich nicht veranlasst gesehen, die Costellos näher kennen zu lernen, solange ihr Sohn sich ihrer Tochter gegenüber nicht als »anständig« erwies. Verschanzt hinter einem spröden Lächeln umkreisten sich die beiden Elternpaare, wachsam wie Hunde, die sich gegenseitig beschnüffeln, und versuchten herauszufinden, wer mehr Doppelglasfenster hatte.
Jemand rief aufgeregt: »Das ist doch nicht etwa das glückliche Paar!« Aller Köpfe wandten sich um zu einem silbergrauen Oldtimer, der auf uns zukam. »Sie sind es! Das glückliche Paar! Auf die Minute!«
»Was? Schon?«, fragten verdutzte Stimmen. »Kommt, wir sollten reingehen.« Es fand ein Ansturm auf den Saal statt, wo die Menschen mit unschicklicher Hast ihre Plätze einnahmen. Die Halle war mit Frühlingsblumen geschmückt – Osterglocken, gelben Rosen, Tulpen, Hyazinthen –, deren Duft den Raum erfüllte.
Wenige Augenblicke später schritt Luke den Mittelgang entlang nach vorn. Sein glänzendes Haar reichte bis auf den Kragen und war ordentlich gekämmt, und obwohl er einen Anzug trug, schien die Hose etwas enger geschnitten als nötig.
»Glaubst du, dass er sie sich enger machen lässt?«, fragte Mum flüsternd. »Oder kauft er sie so?«
»Weiß ich nicht.«
Sie sah mich scharf an. »Alles in Ordnung?«
»Ja.«
Es war die erste Hochzeit, auf die ich seit Aidans Tod ging. Ich hatte es niemandem gesagt, aber ich hatte große Angst davor. Doch jetzt, da es angefangen hatte, schien es nicht so schlimm.
Jetzt kamen Dad und Rachel den Mittelgang entlang. Rachel trug ein blassgelbes, schmal geschnittenes Kleid – es klingt langweilig, aber es war schlicht und elegant – und hatte einen kleinen Brautstrauß in der Hand. Blitzlichter von tausend Fotoapparaten erleuchteten ihren Weg.
»Die Krawatte deines Vaters sitzt schief«, zischte Mum.
Dad übergab Rachel an Luke und schob sich dann in unsere Reihe, und die Zeremonie begann: Jemand trug ein Gedicht über Treue vor, jemand anders sang ein Lied über das Verzeihen, dann sprach der freiberufliche Geistliche darüber, wie er Rachel und Luke kennen gelernt hatte und wie gut sie zueinander passten.
»Nun das Eheversprechen«, sagte der Geistliche. »Rachel und Luke haben ihr eigenes verfasst.«
»Hätte ich mir denken können.« Mum stieß mich mit dem Ellbogen an, damit ich ihr zugrinste, aber ich musste an mein eigenes Eheversprechen denken. »In Reichtum und in Armut, in guten wie in schlechten Zeiten, in Krankheit und Gesundheit.« Ich dachte, ich müsste ersticken, als ich mich an die Worte erinnerte: »An allen Tagen unseres Lebens.« Es war, als legte sich eine Hand um meinen Hals. Du fehlst mir , dachte ich. Aidan Maddox, du fehlst mir so
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