Erdbeermond: Roman (German Edition)

Miu?«
    Dann waren auch die Schultern draußen, und das Baby glitt auf einen sanften Ruck hin heraus. Die Hebamme zählte zehn Finger und zehn Zehen und sagte dann: »Herzlichen Glückwunsch, Jacqui, Sie haben ein wunderschönes kleines Mädchen.«
    Grummel-Joey heulte wie ein Schlosshund. Es war köstlich.
    Die Hebamme hüllte das Baby in eine Decke, und Jacqui gurrte: »Willkommen in der Welt, Treakil Pompom Vuitton Staniforth.«
    Es war ein ergreifender Moment.
    »Kann ich sie mal sehen?«, fragte Joey.
    »Noch nicht. Erst Anna«, befahl Jacqui. »Lass Anna sie halten.«
    In meine Arme wurde ein verschrumpeltes, kleines Wesen gelegt. Ein neues Leben. Seine winzig kleinen Finger streckten sich zu mir, und als in meinem Herzen die letzte Bitterkeit gegen Aidan zerschmolz, erkannte ich das Gefühl, das ich zuvor nicht hatte benennen können. Es war Liebe.
    Ich reichte Treakil an Joey weiter.
    »Ich gehe jetzt, damit ihr drei euch kennen lernen könnt«, sagte ich.
    »Warum? Was machst du?«
    »Ich fliege nach Boston.«

ZWANZIG
    Als wir auf dem Logan Airport landeten, war ich die Erste am Ausgang. Mein Mund war trocken vor Erregung, und ich folgte den Schildern zur Ankunftshalle. So schnell ich auch ging, so schnell, dass ich außer Atem geriet, der Weg dauerte trotzdem ewig. Ich stöckelte über den Linoleumfußboden und atmete schwer, Schweiß sammelte sich in meinen Achselhöhlen.
    Meine Damenhandtasche schlug mir an die Seite. Das Einzige, was mein Erscheinungsbild von Stil und Eleganz störte, war Dogly, dessen Kopf aus der Tasche ragte. Seine Ohren schwangen hin und her, und er sah aus, als guckte er sich genau um. Offenbar gefiel ihm, was er sah. Dogly kehrte zu seinen Wurzeln in Boston zurück. Ich würde ihn vermissen, aber es war richtig, ihn herzubringen.
    Dann ging ich durch die automatische Glastür und guckte über die Sperre, wo ich nach einem blonden zweijährigen Jungen Ausschau hielt. Und da war er, ein kräftiger kleiner Junge in einem grauen Sweatshirt, Blue Jeans und einer Red-Sox-Mütze, der von einer dunkelhaarigen Frau neben ihm an der Hand gehalten wurde. Ich spürte mehr, als dass ich es sah, dass die Frau lächelte. Und dann hob Jack den Blick, und obwohl er nicht wissen konnte, wer ich war, lächelte auch er und zeigte seine kleinen Milchzähne.
    Ich erkannte ihn sofort. Wie denn auch nicht? Er sah genau aus wie sein Daddy.

EPILOG
    Mackenzie heiratete irgendeinen zügellosen Erben mit einem Vermögen von hundert Millionen Dollar aus der Konservenindustrie. Er besitzt fünfundsiebzig Oldtimer, wurde wegen Trunkenheit am Steuer verurteilt und ist in mehrere Vaterschaftsklagen verwickelt. Die Hochzeit kostete eine halbe Million Dollar und wurde in allen Klatschblättern besprochen. Auf den Fotos sah Mackenzie, ungeachtet der Tatsache, dass sie den Bräutigam zu stützen schien, sehr glücklich aus.
    Jacqui und Joey und Treakil sind eine ganz moderne Familie – Joey passt auf Treakil auf, wenn Jacqui mit dem attraktiven Polizisten Karl ausgeht. Sie überlegt, ihre strengen Regeln, was federstreichlerische Männer angeht, zu revidieren, besonders da der attraktive Karl – der wirklich sehr attraktiv ist – in Treakil ebenso verknallt ist wie in Jacqui. Dennoch lässt es sich nicht leugnen, dass es zwischen ihr und Grummel-Joey auch noch erotische Spannungen gibt, es ist also noch nichts entschieden …
    Rachel und Luke sind so wie immer: ein glückliches, federstreichlerisches Softie-Paar.
    In der Agentur geht alles seinen Gang, nur dass Koo/Aroon und die anderen EarthSource-Alkoholiker mir wieder im Nacken sitzen. Ich war mit Angelo – als gutem Freund – zu einem Wohltätigkeitsball zugunsten eines Zwölf-Schritte-Reha-Zentrums gegangen, und bei dem Sprudelwasser-Empfang traf ich ein paar von ihnen.
    »Anna! Was machst du denn hier?«
    »Ich bin mit Angelo da.«
    »Angelo! Woher kennst du Angelo?«
    »Einfach … nur so.«
    Ach ja , sagten ihre Blicke, einfach nur so? Du bist eine von uns, warum gibst du es nicht einfach zu?
    Gaz lernt jetzt Reiki. Das lässt Schlimmes befürchten.
    Shake und Brooke Edison haben sich getrennt. Man munkelt, dass Mr. Edison Shake Geld gegeben hat, obwohl Shake es leugnet. Er begründet die Trennung mit »großem Arbeitsdruck«. Er musste sich auf das Finale des Luftgitarrenfestivals vorbereiten, und weil er so viel üben musste und seine Haarpflege ihn so sehr in Anspruch nahm, konnten sie sich nicht oft genug sehen, sagt er.
    Ornesto hatte einen süßen