Erdbeermond: Roman (German Edition)
Freund, einen Australier, der Pat hieß. Es schien bestens zu laufen, besonders da Pat Ornesto nicht schlug und ihm auch nicht seine Kochtöpfe stahl, doch dann bekam Ornesto seine Telefonrechnung, die sich auf über tausend Dollar belief, und da stellte sich heraus, dass Pat täglich mit seinem Exfreund in Coober Pedy telefoniert hatte. Ornesto war am Boden zerstört – mal wieder –, tröstete sich aber mit seinem Gesang. Er hat jetzt ein Engagement im Duplex, wo er »Killing Me Softly« singt und Frauenkleider trägt.
Eugene, der über Ornesto wohnt, hat eine »spezielle« Freundin gefunden. Sie heißt Irene und ist warmherzig und freundlich, und manchmal gehen sie zusammen ins Duplex, wo Ornesto singt.
Helen arbeitet an einem neuen Fall, was sehr aufregend ist. Von Colin und Detta gibt es keine Nachrichten, seit sie sich nach Marbella abgesetzt haben. Harry Big wurde nie dafür verhaftet, dass er auf Racey O’Grady geschossen hatte, und Racey hat die Finger von ihm gelassen. Anscheinend sind beide, wie eh und je, gesichert in ihrer Position als Anführer ihres jeweiligen Imperiums, womit in der Verbrechensszene Dublins alles beim Alten ist.
Fast jeden Sonntag gehe ich mit Mitch zum Bingo. Es macht viel Spaß, besonders weil sich herausgestellt hat, dass der neue Mitch – oder ist es der alte Mitch? – das Spiel sehr ernst nimmt. Er tanzt umher, wenn er gewinnt, und schmollt, wenn er verliert, und das ist sehr lustig, besonders wenn er schmollt.
Leon und Dana erwarten ein Kind. Dana beschwert sich, dass alle Symptome der Schwangerschaft »gräääßlich« sind, und Leon ist begeistert, weil er jetzt mehr Dinge als je zuvor hat, über die er sich Sorgen machen kann.
Das Angebot an Labradoodles hat endlich die Nachfrage eingeholt, nur dass jetzt die modebewussten New Yorker schon eins weiter sind. Der derzeit angesagte Hund ist ein Cockerterrier, eine Mischung aus Cockerspaniel und Foxterrier. So einer lässt sich für kein Geld der Welt auftreiben.
Vor ein paar Wochen stand etwas in der Zeitung über – wer hätte das gedacht – Barb! Sie hatte das Gemälde ihres Mannes (vielmehr eines ihrer Männer), Wolfgang, zum Verkauf angeboten, was zu einem großen Eklat in der Kunstwelt führte. Offenbar gehörte das Gemälde zu einer zeitlich sehr begrenzten, aber einflussreichen Bewegung der sechziger Jahre, »Asshole School« genannt. Der Grund, dass die Strömung so schnell vorbei war, lag darin, dass sich ihre Hauptvertreter alle umbrachten oder vom Balkon fielen oder sich gegenseitig in trunkenen Auseinandersetzungen über Frauen erschossen. Barb war ihre Muse gewesen und damit der Hauptgrund für die Selbstmorde sowie die in Trunkenheit abgefeuerten Schüsse. Allerdings behauptete sie, nichts mit irgendwelchen Balkonstürzen zu tun gehabt zu haben. Zurzeit wird sie von den Medien umschwärmt und mit Geld überschüttet; die Interviewer wollen herausfinden, mit wie vielen Männern sie gleichzeitig sexuelle Beziehungen unterhalten hat, doch Barb möchte ausschließlich darüber sprechen, wie entsetzlich es ist, dass man nirgendwo in der Öffentlichkeit rauchen darf.
Mum und Dad geht es gut. Das Hundedreckdrama hat sich nicht wiederholt. Dad war sehr aufgeregt, als Desperate Housewives anfing, aber dann war er enttäuscht. Er sagt, Teri Hatcher hält dem Vergleich mit Kim Cattrall nicht stand.
Nells seltsame Freundin nimmt jetzt andere Medikamente und ist längst nicht mehr so seltsam wie vorher. Bei schwachem Licht könnte sie sogar als normal durchgehen.
Ich treffe mich regelmäßig mit Nicholas. Ich ging mit ihm zu Treakils »Willkommen in der Welt, kleines Mädchen«-Party, und er war ganz in seinem Element und sprach mit den anwesenden Gästen über die unterschiedlichsten Themen, angefangen bei Fassbinder-Filmen (Nicholas, ein Film-Freak? Wer hätte das gedacht!) bis hin zu Gerüchten, dass kodierte Botschaften über den Einkaufs-Fernsehsender an Al Quaida weitergeleitet werden. Alle waren sich einig, dass er »obersüß!« sei, und die Echten Männer haben ihn zu ihrem Maskottchen erklärt.
Neulich kam ich nach meinem Pilates-Kurs nach Hause. Es war ein warmer Nachmittag, und ich rollte mich an einem Ende des Sofas zusammen, dort, wo die Sonne hinschien. Ich fühlte mich schläfrig und schlummerte, und die Grenze zwischen Wachen und Schlafen war so schmal, dass ich, als ich einschlief, träumte, ich sei wach. Ich träumte, ich säße auf dem Sofa in meinem Wohnzimmer, wo ich ja wirklich war.
Es
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