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Erdbeermond: Roman (German Edition)

Erdbeermond: Roman (German Edition)

Titel: Erdbeermond: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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nicht, wenn man ihn mochte.)
    Es ist auch eine schlechte Entwicklung, und in diesen Zeiten der Nicht-Exklusivität kann man sich auch ganz schön verheddern. Man kann jede Nacht mit einem anderen Mann schlafen, ohne sich vorwerfen lassen zu müssen, dass man eine absolute Schlampe ist, aber von diesen teigigen Bruderschaftskerlen würde ich sowieso keinen anrühren, und sei das System noch so freizügig. Ich quetschte mich durch die Menge. Wo zum Teufel war Jacqui? Ich spürte Panik in mir aufsteigen, als sich mir wieder ein Mann in den Weg stellte, der auch einen verrückten Namen hatte, knapp und kurz und sehr männlich. Vielleicht war es Butch. Er zupfte an meinem Kleid und sagte nörgelnd: »Was ist denn mit diesen ganzen Sachen?«
    Ich trug ein schwarzes Wickelkleid aus Jersey und schwarze Schaftstiefel, was mir für eine Party durchaus angemessen schien.
    Dann fragte er: »Und was soll das mit der Addams-Familie bei dir?«
    Es war seltsam, aber nie zuvor in meinem Leben war ich beschuldigt worden, wie Morticia auszusehen. Warum nur, warum? Wenn er doch bloß mein Kleid loslassen würde. Es war aus dehnbarem Stoff, aber nicht mehr ganz neu, und ich fürchtete, es würde seine elastische Qualität verlieren und nie wieder zu der ursprünglichen Form zusammenschnurren. »Sag doch, Goth-Girl, was machst du, wenn du kein Goth-Girl bist?«
    Ich überlegte noch, ob ich sagen sollte, ich mache Stimmübungen mit Elefanten oder ich sei die Erfinderin des Anführungszeichens, als eine Stimme dazwischenfuhr und sagte: »Kennst du Anna Walsh nicht?«
    Butch sagte: »Wie jetzt?«
    Wie jetzt, war genau richtig. Ich drehte mich um. Da war er. Der Typ, der den Kaffee über mich geschüttet hatte, den ich dann gefragt hatte, ob er mit mir ausgehen würde und der mir einen Korb gegeben hatte. Er trug eine Wollmütze und eine Arbeiterjacke mit breiten Schultern, und er brachte die kalte Nacht mit herein, was die Luft sehr erfrischte.
    »Ja, Anna Walsh. Sie ist …« Er sah mich an und zuckte fragend die Schultern. »Zauberin?«
    »Assistentin eines Zauberers«, berichtigte ich ihn. »Ich habe alle meine Zaubererprüfungen bestanden, aber die Kleider der Assistentin sind viel cooler.«
    »Sauber«, sagte Butch, aber ich sah ihn gar nicht an. Ich sah Aidan Maddox an, der meinen Namen noch wusste, obwohl sieben Wochen seit unserer Begegnung vergangen waren. Er sah anders aus, als ich mich an ihn erinnerte. Die eng anliegende Mütze hob die Konturen seines Gesichts hervor, besonders die Wangenknochen und die klare Linie seiner Kieferknochen, und in seinen Augen war ein Funkeln, das bei unserem ersten Zusammentreffen nicht da gewesen war.
    »Sie verschwindet«, sagte Aidan, »aber dann taucht sie wieder auf – wie durch Zauberei.«
    Er hatte meine Telefonnummer, aber er hatte nicht angerufen, und jetzt machte er mich auf so plumpe Art an. Ich musterte ihn mit kühler Neugier: Was hatte er vor?
    Sein Gesicht verriet nichts, aber ich wandte meinen Blick nicht von ihm ab. Und er seinen nicht von mir. Dann – viel später, so schien es mir – sagte jemand: »Und wohin verschwindest du?«
    »Hmmm?« Der Jemand war Butch. Ich war überrascht, dass er noch da war. »Verschwinden? Wann?«
    »Wenn du dich wegzauberst. Hey presto!« Er zwinkerte mir zu.
    »Oh! Dann bin ich einfach draußen und rauche eine.« Ich wandte mich wieder Aidan zu, und als unsere Blicke sich trafen, fing meine Haut an, wie Feuer zu brennen.
    »Sauber«, sagte Butch. »Und wenn sie dich in zwei Teile zersägen, wie funktioniert das?«
    »Falsche Beine«, sagte Aidan und bewegte kaum die Lippen. Seine Augen hingen an meinem Gesicht.
    Ich konnte spüren, wie Butch das Lächeln verging. »Kennt ihr euch?« Aidan und ich sahen Butch an, dann wieder uns. Kannten wir uns? »Ja.«
    Wenn ich nicht selbst gewusst hätte, dass zwischen mir und Aidan etwas passierte, gab Butch mit seinem Verhalten ein deutliches Zeichen: Er wich zurück – dabei war klar, dass er sich normalerweise nicht vertreiben lassen würde. »Amüsiert ihr euch mal«, sagte er etwas verstört.
    Dann waren Aidan und ich allein.
    »Gefällt Ihnen die Party?«, fragte er.
    »Nein«, sagte ich, »ich finde sie furchtbar.«
    »Ja.« Er ließ seinen Blick durch den Raum gleiten, auf einer anderen Blickhöhe als ich. »Was ist hier nicht furchtbar?«
    In dem Moment stieß ein kleiner, dunkler Mann – die Sorte, die immer mein Typ war, bis ich Aidan begegnete – zu uns und fragte: »Wo warst du, mein Freund?

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