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Erdbeermond: Roman (German Edition)

Erdbeermond: Roman (German Edition)

Titel: Erdbeermond: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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billig aussehende Frauen, die den Wodka direkt aus der Flasche tranken. Ich fand später heraus, dass Kent die Leute aufgefordert hatte, solche Frauen mitzubringen, die sechs Monate vor dem Entzug standen und in der Endphase ihrer alkoholischen Exzesse und ihrer Promiskuität waren. Doch auch als ich das noch nicht wusste, wusste ich, dass er ein Arschloch ist.
    »Erzähl mir was über dich, Morticia.« Drew Holmes war nicht von meiner Seite gewichen. »Was machst du?«
    Ich unterdrückte meinen Seufzer nicht. Das gleiche Spiel. Diese Party war durchsetzt von Leuten, die ihre Beziehungen aufbauten und pflegten, aber ich hatte meine Arbeit schon zwei Typen erklärt – auf ihren Wunsch hin, sollte ich noch sagen –, und sie hatten beide überhaupt nicht zugehört und nur darauf gewartet, dass ich fertig war, damit sie einen langen Monolog über sich selbst halten konnten, wie toll sie waren und so. Koks zerstört die Kunst der Unterhaltung.
    »Ich mache Testfahrten mit orthopädischen Schuhen.«
    »Aha!« Tiefes Einatmen, bevor er anhob: »Ich bin bei der blablabla … tonnenweise Geld … ich, mich, mein, ganz große Klasse, blabla, Beförderung, blabla, Bonus, harte-Arbeit-hartes-Spiel, ich, mein, gehört mir, meine teure Wohnung, mein teures Auto, meine teuren Ferien, meine teuren Ski, ich, ich, ich, ich …«
    In dem Moment traf ihn ein Partyhäppchen – es kam sehr schnell angeflogen, aber ich glaube, es war ein Mini-Burger – an der Schläfe, und als er sich mit vor Zorn hervorquellenden Augen auf die Suche nach dem Missetäter machte, schlüpfte ich davon.
    Ich beschloss zu gehen. Wieso war ich überhaupt gekommen? Na ja, warum ging man auf eine Party von jemandem, den man nicht kannte? Um Männer kennen zu lernen, natürlich. Und was immer mit den Sternen und Planeten los war, ich hatte mich in den letzten Wochen vor Männern nicht retten können. So etwas hatte ich in meinem Leben noch nicht erlebt.
    Ich war mit Jacqui zu den Acht-Minuten-Dates gegangen, von denen Nita in Roger Coasters Büro mir erzählt hatte, und landete drei Treffer: ein attraktiver, interessanter Architekt, ein rothaariger Banker aus Queens, der zwar nicht besonders aussah, aber sehr nett war, und ein junger, süßer Barkeeper, der Wörter wie »Type« verwendete. Alle drei hatten um eine Verabredung gebeten, und ich hatte allen zugesagt.
    Doch bevor jemand denkt, dass ich 1. eine Schlampe sondergleichen bin, die sich mit drei Männern gleichzeitig verabredet (es waren sogar vier, denn das mit dem Blind Date, das Teenie für mich gemacht hatte, habe ich noch gar nicht erzählt), oder 2. das ganze nur auf eine Katastrophe hinsteuern konnte und ich am Schluss allein dastehen würde, sollte ich die Regeln erklären, nach denen Verabredungen in New York getroffen werden, besonders das mit dem exklusiv/nicht-exklusiv. Ich verabredete mich zu dem Zeitpunkt auf der Basis von nicht-exklusiv – wogegen nicht das Geringste einzuwenden ist.
    In Irland treiben die Menschen zufällig in Beziehungen hinein. Es fängt so an, dass man sich ein paar Mal auf einen Drink verabredet, dann geht man zusammen ins Kino, dann trifft man sich zufällig bei einer Party eines gemeinsamen Bekannten, und irgendwann fängt man an, miteinander zu schlafen – wahrscheinlich genau zu dem Zeitpunkt. (Das Gesetz des Zufalls, die Frau trägt nicht ihre beste Unterwäsche usw.) Alles ist ganz zufällig und unbestimmt, und die Anfänge hängen von ungeplanten Begegnungen ab. Und obwohl niemand etwas über exklusiv oder nicht-exklusiv sagt, ist er eindeutig dein fester Freund. Wenn du also entdecktest, dass der Mann, mit dem du Abende vor dem Kamin verbracht und Videos geguckt hattest, zum Essen mit einer Frau ausgeht, die 1. nicht du ist und 2. keine nahe Verwandte, dann steht es dir zu, ihm dein Glas Wein ins Gesicht zu schütten und der anderen Frau zu sagen, sie könne ihn haben. Dazu ist es angemessen, mit dem kleinen Finger zu wackeln und zu sagen: »Hatte sich sowieso nicht gelohnt.«
    In New York ist das anders. Hier denkst du: »Das ist ja einer der Männer, mit denen ich mich nicht-exklusiv getroffen habe, mit einer anderen Frau in einem Restaurant, die er ebenfalls nicht-exklusiv trifft. Wie zivilisiert wir doch sind.« Niemand kriegt Wein über die Kleider gegossen, im Gegenteil, vielleicht setzt man sich dazu und trinkt ein Gläschen mit. (Nein, streichen wir das, man würde das nicht tun. Vielleicht theoretisch, aber nicht in der Wirklichkeit, und schon gar

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