haben wollte, einschließlich Pressemitteilungen, Arbeitsplan, Kostenvoranschlag und einen Vertag, in dem Scarlett Johannson unterschrieben hatte, dass sie sich über alle Maßen freute, das neue Gesicht von Candy Grrrl zu sein, und dass sie das umsonst machen würde.
»Ich werde mein Möglichstes tun.« Ich eilte an meinen Schreibtisch und fing an, die Angaben zu Eye, Eye, Captain diagonal zu lesen. Erst am Nachmittag kam ich dazu, meine Mails abzurufen. Im Gegensatz zu meinen privaten Mails waren die im Büro geöffnet und beantwortet worden. Ich sah sie schnell durch und versuchte, mich auf den neuesten Stand zu bringen. Viele Mails waren von Beauty-Redakteurinnen, die um Produkte baten, die sie in ihrer Gier dann nicht in ihrer Zeitschrift erwähnten, oder von Leuten, mit denen ich Kampagnen aufgebaut hatte, oder von George (Mr. Candy Grrrl) mit seinen eigenen dummen Ideen. Plötzlich schlug mir das Herz bis zum Hals: das, was ich so sehnsüchtig erwartet hatte. In fetten, schwarzen Buchstaben – ein Zeichen, dass die Mail nicht gelesen worden war – war da eine Mail von Aidan.
An:
[email protected] Von:
[email protected] Thema: Heute Abend
Habe gerade versucht anzurufen, aber du hast gesprochen. Wollte dich erwischen, bevor ich losgehe. Bis heute Abend. Gibt nichts Besonderes, wollte nur sagen, dass ich dich liebe und immer lieben werde, was auch geschieht.
A xxxxxxxx
Ich las die Mail noch einmal. Was bedeutete das? Er würde heute Abend da sein? Dann fiel mein Blick auf das Datum: 16. Februar, und heute war der 20. April. Die Mail war nicht neu. Das ganze Adrenalin, das durch meinen Körper gerast war, hörte sofort damit auf und verzog sich angewidert. Ich war blöd und konnte nur den Drogen die Schuld geben. Die Mail musste an dem Abend vor neun Wochen angekommen sein, als ich schon gegangen war, um mich mit ihm zu treffen. Und weil sie ganz offensichtlich persönlich war, hatte das Mädchen von der Zeitarbeit sie nicht geöffnet.
NEUNZEHN
Als ich die Familie Maddox kennen lernte
»Was machst du Thanksgiving?«, hatte Aidan mich gefragt.
»Weiß nicht.« Ich hatte noch nicht drüber nachgedacht.
»Möchtest du mit nach Boston kommen, zu meiner Familie?«
»Ehm, okay, danke. Wenn du meinst.«
Eine gemäßigte Reaktion, aber ich wusste, dass es eine große Sache war. Jedoch offenbar größer, als ich gedacht hatte. Als ich es bei der Arbeit erzählte, schlugen die Leute die Hände über dem Kopf zusammen.
»Seit wann seid ihr denn exklusiv?«
»Seit Freitag.«
»Seit letztem Freitag? Meinst du, Freitag vor fünf Tagen? Das ist doch viel zu schnell!«
Nach den ungeschriebenen New Yorker Date-Regeln eilte ich den Dingen voraus, um ungefähr sieben Wochen. Es war verboten – bisher hielt man es sogar für technisch unmöglich –, direkt von der Exklusivitätserklärung zu einem Treffen mit der Familie zu kommen. Es entsprach überhaupt nicht der Ordnung. Es war völlig regelwidrig. Das würde zu nichts Gutem führen, wurde mir allseits mit bedenklichem Kopfschütteln geweissagt.
»Es sind noch vier Wochen bis dahin«, protestierte ich.
»Dreieinhalb.«
Ich brauchte die düsteren Prognosen der anderen nicht. Ich hatte meine eigenen Probleme: Aidan hatte mir von Janie erzählt.
Eigentlich hätte es ein nächtliches Bekenntnis werden sollen, aber die Umstände sorgten dafür, dass es eine morgendliche Enthüllung wurde – an dem Morgen, nachdem wir das erste Mal zusammen geschlafen hatten und er plötzlich so komisch war. Es führte dazu, dass ich zu spät zur Arbeit kam, aber das war mir egal. Ich musste Bescheid wissen.
Das ist das Wesentliche: Aidan und Janie waren seit ungefähr hundertachtundsechzig Jahren zusammen. Sie waren in der gleichen Gegend aufgewachsen und seit Ewigkeiten ein Paar, seit der Highschool. Sie gingen auf verschiedene Universitäten, und die Beziehung wurde in gegenseitigem Einvernehmen beendet, aber als beide drei Jahre später nach Boston zurückkehrten, fing alles wieder an. Viele Jahre lang waren sie ein festes Paar, und sie wuchsen in die jeweils andere Familie hinein, sodass Janie mit dem Maddox-Clan die Ferien auf Cape Cod verbrachte und Aidan mit Janies Familie nach Bar Harbor fuhr. In dieser Zeit beendeten sie ein paar Mal die Beziehung, nahmen sie aber immer wieder auf.
Die Zeit verging, sie zogen in ihre eigene Wohnung – aber nicht in eine gemeinsame –, und die Winke mit dem Zaunpfahl von ihren Familien wurden immer deutlicher, bis