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Erdbeermond: Roman (German Edition)

Erdbeermond: Roman (German Edition)

Titel: Erdbeermond: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Aidans Firma ihn, anderthalb Jahre bevor ich ihn kennen lernte, nach New York, in die City, versetzte. (Alle sagen »die City«, wenn sie New York meinen, was ja ein bisschen komisch ist, weil Boston nicht gerade ein Dorf mit drei Häusern und einem Pub ist.)
    Es war für alle ein kleiner Schock, aber Aidan und Janie trösteten sich immer wieder damit, dass es nur eine Stunde Flug sei und sie sich jedes Wochenende sehen würden, und in der Zwischenzeit würde Aidan sich um eine Stelle in Boston bemühen, und Janie würde sich nach New York bewerben. Also zieht Aidan davon und verspricht, treu zu sein.
    »Du errätst, wie es weiterging«, sagte er.
    Ich war noch dabei, es mir zusammenzureimen. An jenem ersten Abend, als er fragte, ob ich ihn auf meine Liste setzen könnte, hatte er mir den Eindruck vermittelt, dass er verfügbar war – wenn auch auf eine nicht-exklusive Weise –, und ich war auf ihn reingefallen und hatte mich an den Mann einer anderen rangeschmissen.
    »Du hattest kaum das Taxi nach Manhattan bezahlt, als du deinen Schwanz rausgeholt hast, und dann bist du durch die Bars gezogen und hast ihn meistbietend feilgeboten?«
    Er lachte etwas traurig. »Nicht ganz, aber ja, ich habe mit anderen Frauen geschlafen.«
    Er weigerte sich, zu seiner Verteidigung den zahlreichen Verführungen von NYC die Schuld zu geben, wie den umwerfend attraktiven und dreisten Frauen, die Kurse gemacht und gelernt hatten, ihren BH über dem Kopf zu schwingen, als wollten sie einen entlaufenen Stier mit einem Lasso einfangen.
    »Es hat niemand Schuld außer mir«, sagte er unglücklich. »Ich wollte mich vor Scham auspeitschen. Diese katholischen Schuldgefühle, sie holen dich immer wieder ein. Lach bitte nicht, aber ich habe etwas gemacht, was ich seit Jahren nicht gemacht hatte: Ich bin zur Beichte gegangen.«
    »Oh. Bist du etwa … praktizierender Katholik?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ehemaliger Katholik. Aber ich fühlte mich so scheußlich, ich hätte alles versucht.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    »Janie hatte eine bessere Behandlung verdient«, sagte er. »Sie ist ein toller Mensch, ein sehr guter Mensch. Sie sieht in allem das Positive, ohne gleich übertrieben optimistisch zu sein.«
    Oje. Ich bekam es mit einer lebenden Heiligen zu tun.
    »Als wir uns das erste Mal begegneten, als das mit dem Kaffee war, hatte ich gerade einen neuen Entschluss gefasst – zum wiederholten Male –, dass ich Janie von jetzt ab treu sein würde. Ich meinte es ernst.«
    Deswegen war er so komisch gewesen, als ich ihn gefragt hatte, ob wir uns treffen könnten. Er hatte nicht gesagt: Danke, aber nein, danke. Oder: Sehr schmeichelhaft, aber … Er hatte stattdessen wortlos seine Verzweiflung kundgetan.
    »Und was dann?«, fragte ich verärgert. »Bin ich auch so ein Ausrutscher, den du anschließend bereust? Musst du wieder beichten gehen?«
    »Nein. Nein, nein, nein. Ganz und gar nicht! Ungefähr einen Monat später, als ich in Boston war, sagte Janie, wir sollten uns eine Auszeit nehmen.«
    »Aha?«
    »Ja. Und obwohl sie es nicht direkt ausgesprochen hat, hat sie doch angedeutet, dass sie das mit den anderen Frauen wusste.«
    »Aha?« Noch einmal.
    »Ja, sie kennt mich sehr gut. Sie sagte, wir haben zu lange hin und her gemacht, entweder klappt es jetzt, oder es geht auseinander. Ein letzter Versuch, um zu sehen, ob wir zueinander passen, verstehst du? Eine Auszeit, um mit anderen auszugehen, uns abzureagieren, und dann zu gucken, wo wir miteinander standen.«
    »Und?«
    »Ich hatte deine Karte in den Reißwolf geworfen. Ich hatte solche Angst, dass ich dich anrufen würde, deshalb habe ich sie noch am gleichen Tag vernichtet. Aber ich musste dauernd an dich denken. Ich hatte mir deinen Namen gemerkt und deine Firma, aber ich dachte, es sei zu spät, um noch anzurufen. Weißt du, ich wäre beinahe nicht zu der Party damals gegangen, aber als ich dich dort sah, wie du mit diesem Mistbock gesprochen hast, da habe ich an Gott geglaubt. Als ich dich sah, das war, als würde … als würde mir jemand mit dem Baseballschläger auf den Kopf hauen …« Er sah aus, als müsste er sich gleich übergeben. »Ich will dir keine Angst machen, Anna, aber noch nie in meinem Leben habe ich für einen Menschen das empfunden, was ich für dich empfinde. Nie.«
    Ich sagte nichts. Ich hatte schreckliche Schuldgefühle. Aber ich konnte nicht umhin, mich zugleich ein wenig geschmeichelt zu fühlen.
    »Ich wollte mit Janie sprechen, bevor wir

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