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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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nutzlosen Angriff ausbrechen.
    Das heißt, bisweilen erfordert es den meisten Mumm, sich geordnet zurückzuziehen, um an einem anderen Tag zu kämpfen.«
    O ja, Joseph, sicher! dachte Roland. Erzähl mir davon!
    Als sein Pulsschlag sich beruhigte und das Keuchen nachließ, hörte er jetzt etwas wie Stöhnen den Tunnel herunterkommen. Kanakoa oder Schmidt, oder beide. Verwundet. Vielleicht tot.
    Wozu wäre es gut gewesen, wenn ich dageblieben wäre? Statt eines verwundeten Beines hätte er fallen können mit mehreren Kugeln im Herzen oder Gesicht, und Chang wäre davongekommen.
    Ganz gewiß, aber das schien ihm nicht zu helfen. Auch nicht die Erinnerung, daß keiner von den Burschen da hinten eigentlich sein Freund war.
    »Soldatenjunge!« Der laute Ruf hallte durch die enge Passage. »Bring die Lore zurück, oder ich erschieße dich sofort!«
    »Eine dicke Chance«, murmelte Roland. Und sogar Changs Stimme zeigte wenig Überzeugung. Gerade, wie der Tunnel war, und sogar für Querschläger geeignet, waren auch für einen Experten die Aussichten, ihn zu treffen, gering. Jedenfalls, wozu war eine Drohung gut, wenn Nachgeben sicheren Tod bedeutete?
    Der Ruf wurde nicht wiederholt. Nach allem, was der Millionär wußte, befand Roland sich schon am anderen Ende.
    »Warum habe ich überhaupt angehalten?« fragte Roland sich mit leiser Stimme. An der Endstation könnte er vielleicht ein Telephon finden, um eine Ambulanz zu rufen, anstatt hier möglicherweise zu verbluten.
    Eine Welle von Schmerzen pulsierte durch sein Bein. »Und ich dachte, ich wäre so schlau und kein Drogenabhängiger.«
    Wenn er jemals diese Grenze überschritten hätte – indem er Biofeedback benutzte, um selbststimulierte Endorphine abzuschütteln –, hätte er sicher eine Geschicklichkeit, die er hier und jetzt gebrauchen könnte! Was in Indiana Selbstbefriedigung gewesen wäre, könnte jetzt genau die richtige Erste Hilfe sein.
    Aber wiederum, wenn er ein ›Döser‹ gewesen wäre, würde er gar nicht erst hier sein. Das Corps nahm keine Drogenabhängige auf.
    Plötzlich explodierte die Höhle in einem Donnerschlag, der selbst die Wände erschütterte. Roland hielt sich die Ohren zu und erkannte Maschinengewehrfeuer. Kein Zweifel – endlich waren die richtigen Soldaten gekommen.
    Die Schüsse endeten fast sofort. Könnte es schon vorüber sein? wunderte er sich.
    Aber nein. Als die Echos nachließen, hörte er Stimmen. Eine davon gehörte Chang.
    »…wenn Sie die Granaten hinlegen. Wenn Sie also Ihre verwundeten Soldaten lebendig haben wollen, müssen Sie mit mir verhandeln!«
    Also beanspruchte Chang zwei Gefangene. Roland war betrübt sicher, daß Schmidt und Kanakoa beide gefangen genommen sein mußten – trotz seiner lauten Warnung.
    Oder vielleicht auch nicht! Würde Chang wohl zugeben, daß er einen Rekruten durch den Tunnel hatte entkommen lassen? Vielleicht hatte er nur einen der beiden und benutzte den Plural als Kriegslist. Roland klammerte sich an diese Hoffnung.
    Es dauerte einige Zeit, bis eine Autoritätsperson mit Verhandlungen anfangen konnte. Die Stimme des Offiziers war so gedämpft, daß Roland sie nicht verstehen konnte; aber er konnte Changs Teil des Wortwechsels hören.
    »Nicht gut genug! Gefängnis wäre für mich so viel wie Tod. Ich akzeptiere nichts Härteres als Hausarrest auf meinem Pingtung-Gut…«
    »Ja, natürlich will ich Kronzeuge sein. Ich schulde meinen Teilhabern nichts. Aber ich muß die Abmachung durch einen Beamten besiegelt haben – sofort!«
    Wieder waren die Worte des Offiziers undeutlich. Roland vernahm Töne von Ausflüchten.
    »Schluß mit Verzögerungen! Die Alternative ist Tod für diese jungen Soldaten!« brüllte Chang zurück.
    »Ja ja, natürlich können sie ärztlich versorgt werden… nachdem ich meine Bedingung erfüllt bekommen habe. Richtig besiegelt! Inzwischen – ein Zeichen von Trick oder Stoßzündergranate, und ich schieße sie in den Kopf und dann mich!«
    Roland merkte, wie die Beamten schwach wurden, wahrscheinlich unter Druck seitens des Stabsoffiziers. Verdammt! dachte er. Der Sieg des braven Burschen würde kompromittiert werden. Noch schlimmer - Chang hatte auf seinem Gut sicher die Mittel für eine Flucht, sogar aus staatlichem Gewahrsam.
    Gebt nicht nach! drängte er in Gedanken die Offiziere, obwohl er Gewissensbisse hatte, wenn er an Kanakoa oder sogar Schmidt dachte, die da im Sterben lagen. Wenn ihr euch handelseinig werdet, wird der Schuft wieder ganz von vorn

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