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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Asiens.
    Große Kristallblöcke wurden durch die zeitlupenartig wirkende Kraft dieses Aufpralls allmählich hochgewölbt und türmten nach und nach unerbittlich Gebirge auf – höher und immer höher, bis ein riesiges Plateau durch die Atmosphäre aufragte und eine gewaltige Mauer bildete, die Luft aus dem Norden ablenkte und die südlichen Winde wie eine Tasche einfing.
    Während jeden Winters kühlte das Land unter dieser Tasche ab; es senkte sich der Luftdruck und zog mit Feuchtigkeit beladene Wolken zu den Vorbergen und ließ Monsunregen prasseln. Jeden Sommer erwärmte sich das Land wieder, der Druck stieg und trieb die Wolken zum Meer.
    Dieser regelmäßige Zyklus von feuchten und trockenen Jahreszeiten förderte die Üppigkeit der großen Alluvialebenen, die durch den vom Plateau herunterkommenden Schlamm gedüngt wurden. Als menschliche Lebewesen ankamen, um die Wälder zu roden und Feldfrüchte anzupflanzen, fanden sie ein Land von sagenhafter Fruchtbarkeit, wo sie bauen und Kultur schaffen, Kinder haben und Krieg führen konnten – und noch mehr Kinder haben und sich paaren und noch mehr Kinder haben…
    Dann kam eine Zeit – nur ein Wimpernschlag im Lauf der Äonen –, da sich das Muster änderte. Dahin waren die großen Wälder, die die Täler mit dem Atem von zehn Milliarden Bäumen gekühlt hatten. Statt dessen stieg der Ruß von Herdfeuern und Industrie zum Himmel auf wie hundert Millionen täglicher Opfer für individuelle kurzsichtige Götter.
    Nicht nur in Indien, sondern rund um die ganze Welt stiegen die Temperaturen ständig an.
    Wie es immer bei solchen Veränderungen geht, leistete das Meer Widerstand. Daher wurden die ersten großen Effekte auf dem Lande sichtbar. Die Kälte des Winters schwand dahin wie eine Erinnerung, und der sommerliche Grat hoher Temperatur blieb das ganze Jahr erhalten über einem verkrusteten Boden, der einst fruchtbare Farmen gesehen hatte.
    Tatsächlich regnete es jetzt mehr denn je. Nur blieben die Monsune jetzt da, wo sie geboren wurden… auf See.

 
• BIOSPHÄRE •
     
    Der Trick beim Lesen war, wie Nelson Grayson feststellte, daß man in den Rhythmus der Wörter glitt, ohne sich dabei durch Hören stören zu lassen. Nelson konzentrierte sich auf die Sätze, indem er im Zickzack über die Seite fuhr.
     
    (E)Obwohl viele sich eifrig bemüht haben, ihren Glauben an ein statisches, unveränderliches Universum zu bewahren, war es schon für die besten Geister vor Darwin offenkundig, daß sich die Kreaturen der Erde im Laufe der Zeit geändert hatten…
     
    Das Schlimmste beim Studieren waren, wie Nelson festgestellt hatte, Bücher. Besonders von dieser altmodischen Art, mit bewegungslosen Buchstaben in der Farbe zerquetschter Ameisen über staubiges Papier verteilt. Dennoch enthielt dieser staubige Band Kuwenezis einziges Exemplar dieses Essays. Also mußte er sich daran halten.
     
    (E)Die Evolutionisten haben selber darüber argumentiert, wie die Species sich verändert haben. Die ›natürliche Auswahl‹ von Darwin und Wallace – in der Verschiedenheit innerhalb einer Species Korn für die Mühle der Natur liefert – mußte zehntausend Tests bestehen, ehe sie letztlich über Lamarcks konkurrierende Theorie der ›Vererbung erworbener Merkmale‹ triumphierte.
    Aber selbst dann wüteten Diskussionen über wesentliche Details. Zum Beispiel – was war die Grundeinheit der Evolution?
    Jahrelang dachten viele, es wäre die Species, die sich anpaßte. Aber später stützten Beweismittel das Modell der ›selbständigen Gene‹ – wonach Individuen so wirken, daß sie Erfolg für ihre Nachkommen fördern, sich aber wenig um die Species als ganze kümmern. Beispiele von individuellem Erfolg, der Vorrang hat vor Lebensfähigkeit der Species, bieten Pfauenschwänze und Elchgeweihe…
     
    Nelson glaubte, hier zu verstehen, worauf es im Grunde ankam. Ein gutes Beispiel dafür war, wie oft Leute etwas taten, das für sie selbst gut war, auch wenn es ihrer Familie, ihren Freunden oder der Gesellschaft schadete.
    Aber was haben Pfauenschwänze damit zu tun?
    Nelson saß unter überhängenden Bougainvilleas. In der Nähe wurde die ruhige Strömung von Wasser durch den Laut springender Fische akzentuiert. Die Luft war voll schwerer Aromen; aber Nelson suchte alle diese ablenkenden natürlichen Sinnesreize zu ignorieren wegen des archaischen Lesestoffs aus Papier, den er in den Händen hielt.
    Wenn es nur ein modernes Dokument wäre, mit einem glatten Index und

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