Erde
diese Ingredienzien in Sauerstoff, Kohlenhydrate und Protein zu verwandeln. Im Grunde wandeln Pflanzen tierische Abfallprodukte in eben die Dinge um, die Tiere zum Leben brauchen – und umgekehrt. Jene Lektionen waren Teil seines Lehrplans seit der Vorschule gewesen, einschließlich aller Art und Weisen, wie die Industrie des Menschen das System aus dem Gleichgewicht geworfen hatte.
Aber er war sich ziemlich sicher, daß ihm niemand je von Benzen oder Hydrogenzyanid oder Ammoniak oder all den anderen bizarren Chemikalien erzählt hatte, die in Spurenmengen von Kreaturen wie er selbst abgegeben werden… Chemikalien, die – gäbe es nicht alle Arten schwerarbeitender Bakterien – die Atmosphäre erstickt und alles Leben getötet haben würden, längst, ehe Menschen jemals mit Feuer herumgespielt hatten.
Als Nelson zuerst ein Interesse zu zeigen begann, hatte Dr. B’Keli ihn gefragt: »Bist du dir über die Bedeutung von Wollmotten und Haarkäfern im klaren gewesen? Gäbe es nicht diese spezialisierten Fresser von Pelz und Haar, würden wir Säugetiere inzwischen das Land mit einer mehr als zwei Meter dicken Schicht aus Haaren bedeckt haben. Denke nächstesmal daran, wenn du Mottenkugeln auslegst, um deinen Lieblingspullover zu retten!«
Nelson schüttelte den Kopf. Er war sicher, das getan zu haben. Ich könnte eine andere Person werden; aber Dr. B’Keli ist mir immer noch unsympathisch.
Indessen hatte es ihn veranlaßt nachzudenken. Wodurch konnte das System von Zyklus und Gegenzyklus Millionen Jahre lang so gut funktionieren? Es schien für jedes Abfallprodukt da draußen eine Species zu geben, die bereit war, es zu konsumieren. Jede Pflanze und jedes Tier hing von anderen ab, und es gab andere, die von ihm abhingen.
Noch erstaunlicher war, daß diese wechselseitige Abhängigkeit sich gewöhnlich darin äußerte, daß das eine das andere fraß! Als Individuum suchte jede Kreatur streng zu vermeiden, das Mahl einer anderen zu werden. Und doch, es war all dies Fressen und Gefressenwerden, dieses Jagen und zur Beute werden, was den großen Balanceakt in Gang hielt!
Vor Monaten hätte er sich nie die vermeintliche Schwäche erlaubt, neugierig zu sein. Jetzt verzehrte sie ihn. Das Muster der Symmetrie war schon drei Millionen Jahre gelaufen; und er wollte alles darüber wissen.
Wie? Wie ist das alles zustande gekommen?
Jene besuchende Professorin vor einigen Wochen, die alte Frau aus England, hatte den Prozeß als ›Homöostase‹ bezeichnet… die Tendenz mancher spezieller Systeme, lange im Gleichgewicht zu bleiben, selbst wenn sie durch zeitweilige Rückschläge erschüttert werden.
Nelson ließ das Wort im Munde zergehen.
»Homöostase…«
Es hatte einen sinnlichen Klang. Er nahm das Buch wieder auf und fand seine Stelle darin wieder.
(E)Fast jede Kultur hat Gesetze zum Schutze von Familie, Sippe und Nation vor Anstößen seitens Individuen. In jüngeren Zeiten haben wir diese Schutzcodes so erweitert, daß sie auch Wesen ohne Familie erfassen, die Schwachen, sogar die ganz Fremden; und wir leiden darunter, daß wir diese Regeln nicht perfekt verwirklichen. Eine Art kultureller Quasi-Mitbürgerschaft ist sogar manchen unserer früher zur Nahrung dienenden Tiere gewährt worden – Walen, Delphinen und vielen anderen Kreaturen, mit denen man heute eine Art Verwandtschaft empfinden kann.
Die meisten von uns streiten endlos über Wege und Mittel und einigen sich noch auf eine Grundprämisse, ein Ideal. Wenn man uns fragen würde, wie wir uns das Paradies vorstellen, würden die meisten den Löwen beim Lamm liegen sehen wollen; und alle Leute, groß und klein, würden lieb zueinander sein.
Aber es ist wichtig, sich zu erinnern, daß das unsere Moral ist, gegründet auf unseren Hintergrund als besonders gesellige Säugetiere. Kreaturen, die eine sie aufziehende und nährende Sippe brauchen, die ohne einen Clan hilflos und verloren sind.
Wie aber, wenn Intelligenz und Technologie durch eine andere Species entdeckt worden wären – etwa Krokodile? Oder Otter? Würden sie unsere Vorstellungen fundamentaler Moral teilen? Selbst unter Menschen ist es, trotz unseres Geredes über Fürsorge für andere, allzu oft nur ›das Streben, Nummer eins zu sein‹.
Indessen möchte ich hier gern darauf hinweisen, daß der Trend von Egoismus zu Kooperation unausweichlich ist. Er entstammt Grundzügen, die die Evolution auf der Erde seit dreieinhalb Milliarden Jahren bestimmen und weiterhin unsere Welt formen
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