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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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seufzte. Er hätte nicht überrascht sein sollen. Wie Kalifornien vor fünfzig Jahren hatte das zeitgenössische Neuseeland allmählich seine lange aufrechterhaltene Tradition der Toleranz in einen positiven Fetisch für Exzentrizität umgewandelt. Natürlich fanden Georges Leute nichts Unverträgliches in der Vermischung alter und neuer Ideen, um ihren eklektischen Stil zu pflegen. Und wenn das Außenstehende manchmal in Erstaunen versetzte – desto besser.
    Alex lehnte es ab, George die Genugtuung zu geben. Er zuckte die Achseln und wandte sich wieder der Priesterin zu.
    Hier unter den handgeschnitzten Balken des jahrhundertealten Versammlungshauses brauchte er nur zu zwinkern, um sich in der Zeit transportiert zu denken. Selbst ihre Tätowierungen sahen echt aus… anders als solche, wie die Entertainer in Rotorua anlegten und abnahmen – so leicht wie Haar- oder Hautfarbe. Dennoch war es zweifelhaft, ob viele alte Maorifrauen, selbst Priesterinnen, das Alter Tantchens mit allen ihren Zähnen noch am Platze erreichten, wie es bei ihr der Fall war, wo sie gerade und weiß schimmerten durch ein Leben von Hygiene und regelmäßiger professioneller Pflege.
    Alex merkte, daß sie auf eine Antwort wartete. Daher nickte er leicht. »Danke, Tantchen! Ich freue mich, daß die Gottheit meine Bemühungen… angenehm gefunden hat.«
    George legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Natürlich haben sie Pele gefallen. Hat sich nicht die Erde für dich bewegt?«
    Alex stieß die Hand fort. George hatte darauf bestanden, daß sie an diesem Abend hierherkommen sollten, und angedeutet, es wäre wichtig. Inzwischen lechzte Alex nach dem Labor und seinem Computer.
    Noch eine weitere Simulation könnte ihnen aus der Klemme helfen. Vielleicht, wenn er dran bliebe und ständig versuchte…
    »Du verfolgst einen großen taniwha, der sich in Unsere Mutter gebohrt hat«, sagte die Priesterin. »Du suchst seine Natur zu erfassen. Du fürchtest, er könnte Unsere Mutter und uns selbst verschlingen.«
    Er nickte. Eine farbige Bewertung, aber sie faßte die Dinge recht gut zusammen. Ihre neuesten tomographischen Musterungen hatten das Erdinnere mit einer erstaunlichen Klarheit erhellt, die Georges Techniker verblüffte, welche die tiefen Schichten des Planeten in feiner, prickelnder und brennender Komplexität skizzierten, die alle früheren geophysikalischen Modelle überbot.
    Die Suche hatte beide ›taniwhas‹ offenkundig gemacht, die zwei Singularitäten, die nahe dem Herzen des Planeten langsam kreisten. Beide – der verschrumpelte, verdampfende Rest seines eignen Alphas und das ominöse, massive Gespenst von Beta – hatten sich als winzige, perfekte Funken im Mahlstrom erwiesen. Alles, was er über das größere Biest vermutet hatte, war auf diesen Musterungen bestätigt worden. Der kosmische Knoten wuchs – na schön! Und je näher er seine gefalteten Weltflächen untersuchte und seine gewundene Topologie zusammengekrümmter Raum-Zeit, desto schöner erwuchs er in seiner unerbittlichen Tödlichkeit.
    Leider war er der Beantwortung jeder der wirklich grundlegenden Fragen nicht nähergekommen, als wann und wo das Ding entstanden war. Oder wie es kam, daß die Suche nach ihm Erdbeben in Tausenden von Meilen Entfernung auslöste.
    Zum Teufel, er konnte nicht einmal die Umlaufbahn des Dinges herausbringen! Vor diesen neueren Scannings war er sich so sicher gewesen, die Dynamik von Beta ermittelt zu haben – die Art und Weise, wie Schwerkraft und Pseudoreibung und Zentrifugalkräfte sich in dem langsamen Wirbel um den inneren Kern das Gleichgewicht hielten. Aber die Flugbahn hatte sich nach der ersten Prüfung verschoben. Irgendein zusätzlicher Faktor mußte sie angestoßen haben. Aber welcher?
    Tantchen Kapur schlug einen gleichmäßigen Takt auf einer kleinen Zeremonialtrommel – die manche zzxjoanw nannten – und machte prophetische Äußerungen über verliebte Göttinnen und anderen abergläubischen Unsinn.
    »…Du langst tief in die verborgenen Stellen Peles hinein und berührst Ihre Geheimnisse. Das würde Sie keinem beliebigen Manne gestatten. Du bist geehrt, Neffe.«
    Gaia-Verehrung hatte viele Formen angenommen, und diese Version davon schien harmlos genug zu sein. Alex hatte sogar Jen einmal günstig über Tantchens Kult sprechen hören. Unter anderen Umständen hätte er all dies vielleicht sehr interessant gefunden und nicht als übles Ärgernis angesehen.
    »Habe keine Furcht!« fuhr sie fort. »Du wirst diese Bestie

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