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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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zähmen, die du verfolgst. Du wirst verhindern, daß sie Unserer Mutter schadet.«
    Sie machte eine Pause und sah ihn erwartungsvoll an. Alex überlegte, was er sagen könnte.
    »Ich bin ein unwürdiger Mensch«, antwortete er bescheiden.
    Aber die alte Frau überraschte ihn mit einem raschen, vorwurfsvollen Blick. »Es steht dir nicht an, deine Würdigkeit zu beurteilen! Du dienst so, wie der Same eines Mannes dem Weib dient, das ihn erwählt. Sogar das taniwha dient. Du würdest gut tun, Junge, die Lektion vom kleinen Kiwi-Vogel und seinem riesigen Ei zu bedenken.«
    Alex staunte. Die Anregung schien so bizarr – und die Anspannung der letzten Wochen hatte ihm so zugesetzt –, daß er sich nicht länger beherrschen konnte. Er wieherte los.
    Tantchen Kapur neigte den Kopf. »Amüsieren dich meine Vergleiche?«
    »Ich…« Er hielt besänftigend eine Hand hoch.
    »Wäre es dir lieber, wenn ich andere Ausdrücke benutzte? Daß ich dich aufforderte, die Verwandtschaft zwischen ›Zygoten‹ und ›Gameten‹ zu erwägen? Würdest du besser verstehen wenn ich von dissipativen Strukturen spräche? Oder der Methode, wie Leben, sogar inmitten einer Katastrophe, aus Chaos Ordnung schafft?«
    Alex konnte nur durch Blinzeln reagieren. Während sie wieder die Kohlen schürte, flüsterte George: »Tantchen hat einen akademischen Grad in Biophysik von der Universität in Otago. Sei nicht arrogant, Lustig!«
    Reingefallen – durch ein Kinoklischee! Alex hatte gewußt, daß eine moderne Person vor ihm saß. Aber trotzdem hatte ihre Pose – Stan Goldman würde sie ihre ›Masche‹ nennen – ihn getäuscht.
    »Du… du sagst, die Singularität wird der Erde nicht schaden? Daß sie statt dessen etwas… auslösen könnte?« Tantchen langte über die Kohlen und schlug ihn heftig auf den Handrücken. »Ich sage nichts! Es ist nicht mein Job, dir, einem ›Genie‹ zu erzählen, was du denken sollst – dir, der du viel mehr Grips hast als ich und dessen überragendes Können sogar Unsere Mutter beeindruckt. Das sind tolle Talente, aber sie dienen ihren Zwecken.
    Nein, ich stelle dir nur Fragen zu einer Zeit, da du dich offenbar viel zu eng auf dein Problem konzentrierst. Du scheinst in jeder Hinsicht von deinen eigenen Gedanken gefesselt zu sein – von der Sorge um deine Postulate! Um dich aus dem Gleichgewicht zu schubsen, biete ich dir die Weisheit von Same und Ei.
    Beachte meine Worte oder nicht! Tu, wie du willst!
    Ich habe dich verwirrt, und das genügt. Dein Unterbewußtsein wird den Rest tun.«
    Abschließend schlug sie die Trommel, legte sie dann beiseite und entließ die beiden Männer mit einer brüsken Geste. »Ich verbiete weiter zu arbeiten, bis ihr euch ausgeruht und abgelenkt habt. Ihr habt den Befehl, euch heute nacht zu betrinken. Geht jetzt!«
    Die Priesterin betrachtete schweigend die Feuergrube, als sie aufstanden. Alex ergriff seine Schuhe und folgte George aus dem Versammlungshaus in eine bestirnte Nacht. Aber zehn Fuß weiter unten auf dem Pfad blieben die beiden Männer stehen, sahen einander an und brachen gleichzeitig in Lachsalven aus. Alex klappte beinahe zusammen. Er hatte Seitenschmerzen, als George ihn grob auf den Rücken schlug. »Los!« sagte der große Maori. »Gönnen wir uns ein Bier! Oder zehn.«
    Alex grinste und rieb sich die Augen. »Ich… ich komme in einer Stunde oder so zu dir, George. Ich muß nur noch eine Simulation nachprüfen… Was ist los?«
    George machte plötzlich ein brummiges Gesicht und schüttelte den Kopf. »Nicht heute abend. Du hast gehört, was Tantchen gesagt hat: Ruhe und Zerstreuung.«
    Zum drittenmal an diesem Abend sperrte Alex den Mund auf. »Du kannst diese alte Fledermaus nicht ernst nehmen!«
    George lächelte einfältig, nickte aber auch. »Sie ist eine dilettantische Schauspielerin. Aber wenn ihre Autorität im Spiel ist, gehorche ich. Heute abend besaufen wir uns, weißer Kumpel. Du und ich, sofort. Ob du mitmachst oder nicht!«
    Alex hatte plötzlich eine Vision von diesem massigen Milliardär, wie er den Kopf unter einen Bierzapfhahn hielt und dabei hilflos spuckte und strampelte.
    Das Bild war erstaunlich glaubhaft. Noch ein Glaubender, stöhnte er innerlich. Es gab sie überall.
    »Nun… ich wollte nicht die Tradition verhöhnen…«
    »Gut!« George klopfte Alex wieder auf den Rücken und warf ihn fast um. »Und zwischen den Runden werde ich dir erzählen, wie ich einmal für den großen Makahuna eingesprungen bin, damals 2020, als die All Blacks

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