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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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flottes Geschäft. Ihr Fahrer manövrierte sich an diesem Unternehmen und dem Gedränge geparkter Kajaks und Dingis darum vorbei und überwand dann eines der flachen Riffe verlassener Fahrräder, ehe er auf der Lyndon-Johnson-Avenue wieder Fahrt aufnahm.
    »Sie sollten es in diesem Zustand lassen«, bemerkte Teresa leise zu niemandem im besondern. »Es ist entzückend.«
    »Darauf ein Amen, Schwester!«
    Mit einem momentanen Ruck von Überraschung sah Teresa zu den Ra-Boys und bemerkte, was ihr vorher entgangen war, daß nämlich einer davon einen quasilegalen ›Großes Ohr‹-Verstärker trug. Er erwiderte ihre Einschätzung unternehmungslustig und berührte die Fassungen seiner Sonnenbrille, wodurch sie schnell so transparent wurde, daß Teresa seinen lüsternen Blick wahrnahm.
    »Wasser macht die alte Stadt sexy«, sagte er und schlenderte näher. »Meinen se nicht auch? Ich mag es, wie das Sonnenlicht von überall weghopst.«
    Teresa wollte nicht auf die leichte Regelwidrigkeit verweisen, daß er kein Abzeichen trug, welches auf sein Lauschgerät hinwies. Nur in ihren intimsten Gedanken – und ihrer schweren linken Tasche – hatte sie etwas zu verbergen.
    »Das würde dir gefallen, nicht wahr?« antwortete sie und bedachte ihn mit einem maßvollen Blick, den er weder als Kränkung noch als Aufforderung ansehen konnte. Das klappte nicht. Er bummelte näher, stellte einen Fuß auf den Sitz neben ihr, beugte sich vor und rieb den kurz geschnittenen Flaum, der seinen Schädel bedeckte.
    »Wasser dient der Sonne, wissen se nicht? Wir sollen es kommen, kommen, kommen lassen. Es is eine seiner Arten zu lieben, verstehen se? Bedeckt die Erde wie ein starker Mann eine Frau, sanft, unwiderstehlich… feucht.«
    Frische Flecken von rosa Haut zeigten sich, wo rezeptfreie Cremes kürzlich Stellen von Krebsvorläufern gesäubert hatten. Tatsächlich waren Ra-Boys nicht viel mehr zur Entwicklung der wirklich tiefen, unheilbaren Melanomtumore disponiert als andere Leute. Aber ihr scheckiger Teint erhöhte das Image, das sie sich wünschten – von gefährlichen Burschen ohne Respekt für Leben. Junge Hengste, die nichts zu verlieren hatten.
    Teresa merkte, wie die anderen Passagiere in Spannung gerieten. Einige wandten sich ausdrücklich den jungen Lümmeln zu und richteten ihre True-Vus auf sie wie wachsame, Verbrechen bekämpfende Helden einer früheren Ära. Für sie zeigten die Boys unbeständige und fast obligatorische Verhaltensweisen von Selbstdarstellung. Die meisten Mitfahrer wandten sich bloß ab und zogen sich hinter Schatten und dunkle Linsen zurück.
    Teresa hielt beide Reaktionen für etwas traurig. Ich höre, in den Städten des Nordens ist es noch schlimmer. Sie sind bloß Teenager, um Himmels willen! Warum können die Menschen sich nicht einfach entspannen?
    Sie selbst fand die Ra-Boys weniger erschreckend als vielmehr traurig. Sie hatte natürlich von der Marotte gehört und junge Leute so angezogen gesehen bei einigen Parties, zu denen Jason sie vor ihrem letzten Einsatz geführt hatte. Aber dies war ihre erste Begegnung mit Sonnenanbetern bei Tageslicht, welches nächtliche Angeber von dem richtigen Ding unterschied.
    »Hübsche Vergleiche«, bemerkte sie. »Bist du sicher, nicht zur Schule gegangen zu sein?«
    Schon durch die Wärme rot angelaufen, wurde der nacktschultrige Junge sogar noch einige Schattierungen dunkler, als seine beiden Freunde laut loslachten. Teresa wollte ihn nicht reizen. Einen Bürger zu verstümmeln – sogar in Selbstverteidigung –, würde ihr in ihrer heiklen Position bei der Behörde nicht helfen. Sie hielt besänftigend eine Hand hoch.
    »Wollen wir nicht darüber reden? Du scheinst anzudeuten, daß der Anstieg des Meeresniveaus durch eure Sonnengottheit bewirkt wurde. Aber jedermann weiß, daß die Eiskappen der Antarktis und von Grönland schmelzen wegen des Treibhauseffekts…«
    »Ja ja«, unterbrach der Junge. »Aber die Treibhausgase halten Wärme zurück, die mit der Sonne entsteht.«
    »Diese Gase wurden von Menschen gemacht, oder nicht?«
    Er lächelte überheblich. »Kohlendioxid und Stickoxide aus Fabriken und Autos des zwanzigsten Jahrhunderts, gewiß. Aber woher ist das alles ursprünglich gekommen? Öl! Gas! Kohle! Alles vergraben und gehortet durch Ihre Hoheit vor langer Zeit und unter Ihrer Haut versteckt wie Speck. Aber alle die Energie in Öl und Kohle – die Ursache, weshalb unsere Alten in der Alten Gaia gegraben und gebohrt haben –, die ist letztlich

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