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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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von der Sonne gekommen!«
    Er rückte näher. »Aber jetzt sind wir nicht weiter durch Ihren kostbaren Hort an gestohlenem fossilem Brennstoff versklavt. Der ist ganz in Rauch aufgegangen, wundervollen Rauch. Lebt wohl!« Er tat, als ob er den Wolken einen Kuß geben wollte. »Und jetzt kann man sich an niemand mehr wenden als an die Quelle selbst.«
    Ra-Verehrer traten natürlich für Sonnenenergie ein, während die viel zahlreicheren Gaianer statt dessen Windkraft und Konservierung vorantrieben. Als Astronautin fand Teresa, daß ihre Sympathien ironischerweise mit denen der Gruppe zusammenfielen, deren Erscheinung und Stil abstoßender waren. Wahrscheinlich würde sie diese Burschen nur wissen lassen müssen, daß sie eine Astronautin war; und die ganze Bedrohung und Angeberei würden verdunsten. Aber ehrlicherweise gefielen sie ihr besser so – laut, stürmisch, nach Testosteron und Überkompensation riechend –, denn als schweifwedelnde Bewunderer.
    »Die Stadt wird sowieso nicht mehr lange halten«, fuhr der Ra-Boy fort und zeigte auf die großen Türme, die bis zu ihren stählernen Knöcheln im Golfwasser standen. »Sie können ihre Aufschüttungen machen, Pfähle eintreiben, versuchen, die Löcher zu flicken. Aber früher oder später wird alles den Weg von Miami gehen.«
    »Fruchtbarer Dschungel wird sich ausbreiten…«, grölte einer der anderen durch einen dünnen, mit dem Mund verstärkten Synthesizer. Wahrscheinlich war das eine Zeile aus einem Schlager, obwohl sie den nicht erkannte.
    Die brummenden Motoren änderten ihren Ton, als sich der Bus einer weiteren Haltestelle näherte. Inzwischen lehnte sich der Anführer noch dichter an Teresa. »Jawoll, ätzend! Die Alte Lady bringt wieder Schwung herein. In Saskatchewan werden Löwen rumlaufen. Flamingos scharenweise in Grönland. Und alles wegen der rauhen Liebe Ras.«
    Armer Bursche! dachte Teresa. Sie erkannte hinter dieser Macho-Pose Sonnenanbeterei. Wahrscheinlich war er ein Schmusekater, und die einzige Gefahr, die er darstellte, kam aus seiner verzweifelten Angst, das nicht erkennen zu lassen.
    Der Ra-Boy runzelte die Stirn, als er in ihrem Lächeln etwas zu entdecken glaubte. In noch stärkerem Bemühen, sie aus der Fassung zu bringen, fletschte er die Zähne in einem ordinären Grinsen. »Grobe, feuchte Liebe. Das ist es, was Weiber mögen. Die Große Mama nicht weniger. Nicht?«
    Über den Mittelgang blickte eine Frau, die den Kreis des Muttergehänges trug, den Ra-Boy mürrisch an. Er merkte das, wandte sich um und steckte ihr die Zunge heraus, was ihre modisch helle Haut erröten ließ. Da sie keine True-Vus trug, sah sie schnell weg.
    Er stand auf und wandte sich an die anderen Fahrgäste. »Ra schmilzt die Gletscher! Er umwirbt sie mit seiner Wärme. Er schmilzt ihren frigiden Trichter mit warmen Wassern. Er…«
    Der Ra-Boy hielt stammelnd inne. Er wischte blinzelnd seine dunkle Brille weg und sah nach links und rechts. Er suchte Teresa.
    Schließlich entdeckte er sie, die auf dem kümmerlich erstellten Landeplatz im dritten Stock des Gibraltar-Gebäudes stand. Als der Wasserbus wieder abzog mit salzigem Gischt im Kielwasser, warf sie dem Sonnenverehrer und seinen Kameraden eine Kußhand zu. Die starrten ihr mit ihren maskierten Augen und fleckig rosa Gesichtern immer noch nach, als der Bootsfahrer beschleunigte, um bei First Street noch ein gelbes Licht zu erwischen, das er auch knapp schaffte, ehe das Signal umsprang.
    »Bis dann, Harmloser!« sagte sie dem entschwindenden Ra-Boy hinterher. Dann nickte sie dem Pförtner zu, als er sich verbeugte und sie hineingeleitete.
     
    Sie mußte vor ihrem Treffen noch einen Stop einlegen. Die Zweigstelle einer angesehenen Bank, in die man eintreten konnte, bot eine Gelegenheit, ihre Last abzulegen.
    Gewöhnlich würde eine Transaktion mit Bargeld hochgezogene Augenbrauen bewirken, aber in diesem Fall war das üblich. Der lächelnde Diensttuende nahm ihre frischen Fünfziger entgegen und führte sie zu einer Anonymitätskabine, wo Teresa sich prompt einschloß. Sie holte einen dünnen Sensor aus einer Tasche und stöpselte ihn in eine Buchse an der Seite ihrer Brieftasche ein, die dann als tragbare Konsole diente, während sie jeden Winkel der Kabine nach Lecks absuchte. Natürlich gab es keine. Befriedigt setzte sie sich hin und trennte den Sensor ab. Während sie das tat, strich ihre Hand beiläufig über die abgewetzte Noppe der persönlichen Holoskala ihrer Brieftasche und ließ damit ein

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