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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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weitermachen. Jedes Boot wird einen Führer haben, der am Bug steht und Sie voranbringt, indem er an Seilen zieht, die längs der Decke angebracht sind.«
    Als sich ihre Augen anpaßten, stellte Teresa bald hier und da Flecke fest – der Rand des Docks und einige längs daran festgemachte kleine Fahrzeuge mit der Silhouette eines Mannes oder einer Frau am Bug. Sie glaubte sogar, ein Gewebe von Kabeln an dem Fels über ihr zu erkennen.
    »Eine interessante Transportweise«, bemerkte Pedro, als sie zusahen, wie das erste Boot abfuhr. Man half weiteren Touristen in das nächste, und die Schlange rückte vor.
    »Wenn jedes Boot die Krümmung da vorn umrundet«, fuhr der Hauptführer fort, »werden Sie die letzte Beleuchtung hinter sich lassen. Ihr Pilot wird nur nach Gedächtnis und Gefühl manövrieren. Aber keine Sorge, wir verlieren nur eine bis zwei Bootsladungen im Jahr.«
    Ein billiger Scherz; aber er löste nervöses Kichern aus.
    »Noch ein paar Kurven, und Sie werden zur Hauptgrotte kommen, wo unsere berühmten Würmer ihre einzigartige Show für Sie veranstalten werden – das Zentralstück der Waitomo-Höhlen. Dann wird man Sie auf einer anderen Route nach hier zum Landeplatz zurückbringen. Wir hoffen, Sie genießen Ihren Besuch der Wunder des Waikato.«
    Na ja, Wunder. Bis jetzt hatte Teresa noch nichts besonders Eindrucksvolles gesehen. Viel größere Höhlen wurden regelmäßig im Netzmagazin des National Geographic behandelt.
    Die Touristen unmittelbar vor ihnen bestiegen ein Boot. Im Heck war noch Platz übrig, aber ihr Führer hielt eine Hand davor, um Manella anzuhalten. »Sie, Sir, sehen ein bißchen zu gewichtig aus, um hier dazuzukommen. Ich werde Sie selbst in das letzte Boot nehmen.«
    Während Pedro unwirsch schnaufte, half ihm der Führer in das letzte Boot. Dann begab er sich zum Bug und legte ab. Das schwache restliche Licht verschwand hinter ihnen, als er Hand über Hand an den Seilen unter der Decke zog und sie um eine Kurve in pechschwarze Finsternis tauchten.
    Teresa versuchte, durch Biofeedback ihre Anpassung an das Dunkel zu beschleunigen und fand es enttäuschend, wie wenig das Training half. Oder vielleicht wartete auch unmittelbar voraus ein heimliches Ungeheuer, das jede Gruppe leise und rasch aus ihren stygischen Barken zupfte.
    Das Wasser fühlte sich an ihren Fingerspitzen kühl an, als sie sie längs treiben ließ. Es schien auch eine leicht ölige Beschaffenheit zu haben. Sie führte ein paar Tropfen an die Lippen und schmeckte Mineralien. Das war aber nicht unangenehm. Der unterirdische Fluß war klar und frisch. Er wirkte zeitlos.
    »In manchen Jahren steigt das Wasser zu hoch, um Boote passieren zu lassen«, sagte der Führer mit sanfter Stimme. »Und bei Dürren können sie stranden.«
    »Gibt es hier unten Fische ohne Augen?« fragte Teresa. Das leise körperlose Lachen des Eingeborenen schien an den skulptierten Felsen entlangzutanzen. »Natürlich! Welcher unterirdische Fluß würde keine haben? Sie leben von Samen, Pollen und Insektenlarven, die von ki waho, der Außenwelt, hier herunterkommen. Manche dieser Larven überleben auch und werden Fliegen, die ihrerseits…«
    Teresa packte schnell das Schanzdeck, als sie spürte, wie sich etwas Massives von links näherte – Momente, ehe ihr Boot gegen Stein scharrte und leicht kippte. »Nur eine Sekunde«, sagte ihnen die Stimme. »Ich muß aussteigen, um uns um diese Säule herumzuführen. Halten Sie sich fest!«
    Sie spürte das schwache Kratzen eines Bootes auf einer Sandbank. Ohne überhaupt etwas zu sehen, nicht einmal die dunkle Ellipse Manellas vor ihr, fühlte sie nur eine vage Bewegung, als ihr Schiff an einer Sandsteinkante entlangscheuerte und dann um eine Ecke herum in einer bestirnten Nacht herauskam.
     
    Teresa schnappte nach Luft. Sterne? In plötzlich Desorientierung starrte sie verblüfft das brillante Gewölbe über ihrem Kopf an.
    Es war doch aber früher Nachmittag, als wir ankamen. Wieso…?
    Automatisch suchte sie ihre Freunde, die vertrauten Konstellationen, und erkannte keine von ihnen. Alles hatte sich geändert! Es war, als sei sie durch irgendein Science Fiction-Gerät in die Welt einer fernen Galaxie geraten. In weitem, königlichem und völlig fremdem Glanz wölbte sich über ihr ein Strudel von Sternhaufen.
    Teresa blinzelte, weil sie unter gesteigerten Sinneseindrücken litt. Das Gehör sagte ihr, daß sie sich unter der Oberfläche befand. Ihr inneres Gyroskop sagte, daß sie weniger als

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