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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Kontakt mit Personen ihres Volkes oder auch jeder legalen Autorität – und Pedro schlüpfte bestimmt wieder in die Rolle einer Figur mit väterlicher Autorität.
    »Wie Sie wünschen.« Alex Lustig nickte, offenbar unbeeindruckt. »Wenn Sie beide mir folgen wollen, werde ich Ihnen alles erzählen. Aber ich warne Sie, es wird schwer zu glauben sein.«
    Natürlich wollte Pedro niemandem das letzte Wort überlassen, selbst in einer solchen Lage.
    »Von Ihnen, mein Junge, erwarte ich nicht weniger als das völlig Absurde und das äußerst Verhängnisvolle.«
     
    Eine Stunde später fragte Teresa sich, weshalb sie sich nur benommen fühlte, wo sie den Mann eigentlich doch hassen müßte. Selbst wenn er nicht das Monstrum geschaffen hatte, das am Herzen der Erde nagte, so war er noch immer derjenige, welcher ihre Aufmerksamkeit zu diesem Ding geführt hatte.
    Dann war da seine Rolle bei der Auslösung kohärenter Gravitationswellen, die Jason und neun weitere auf ihre Reise ohne Wiederkehr zu den Sternen geschickt hatten. Auch das sollte Grund genug sein, Alex Lustig zu verabscheuen. Und dennoch waren die einzigen Emotionen, zu denen sie sich eben jetzt fähig fühlte, mehr unmittelbarer Natur… so wie das schiefe Vergnügen, Pedro Manella zum erstenmal sprachlos zu sehen.
    Der große Mann saß Lustig gegenüber, die Hände auf einem dunklen Holztisch gefaltet. Sein Notizbuch war völlig vergessen. Pedros Augen schossen immer wieder auf eine große holographische Karte der Erde im Querschnitt, die lebendiger und detaillierter war als alles, was ihre Gruppe in Houston hatte konstruieren können. Zart gezeichnete Feinheiten warfen orange, gelbe und rötliche Farbtöne auf eine Seite von Manellas Gesicht und verliehen seinem fahlen Antlitz falsche heitere Noten.
    Sie waren hier nur zu dritt in einem karg möblierten unterirdischem Raum. Nachdem er seine Gäste mit Erfrischungen versorgt hatte, war Lustig dazu übergegangen, sie zu informieren – ohne Unterstützung, obwohl er zweimal einen Kopfhörer genommen hatte, um jemand außen zu konsultieren. Natürlich hatte der Mann Unterstützung. Trotz seines Rufs als ›einsamer Weiser‹ war es unmöglich, daß er sich das alles allein ausgedacht haben könnte.
    Die Möglichkeit eines Ulks kam Teresa mehrere Male in den Sinn; aber sie erkannte das als Wunschdenken. Lustigs ruhige Gründlichkeit zeugte von Glaubwürdigkeit, wie wahnsinnig oder schrecklich seine Schlußfolgerungen auch sein mochten.
    »…Also war es erst in dieser Woche, daß wir durch Kombinieren von Gravitationssondierungen mit Neutrinobeobachtungen in der Lage waren, endlich genau festzulegen, woher die Energie kommt… der angeregte Zustand, welcher den Gazer-Effekt beliefert. Das ist an der Basis des Mantels, dort wo das geomagnetische Feld Ströme im äußeren Kern anzapft…«
    Technisch war es nicht schwierig, der Story zu folgen. Während sie nach dem Schwarzen Loch von Iquitos suchten, waren Lustig und seine Mitarbeiter auf eine viel gefährlichere Singularität gestoßen, die sich schon im Zentrum der Erde befand. Sie versuchten, mittels Gravitationswellen deren Bahnverlauf und Vorgeschichte zu verfolgen. Aber sie warf innere Reflexe zurück und verstärkte Gravitonen ziemlich so wie Photonen zwischen den Spiegeln eines Lasers. In diesem Fall bestanden die ›Gazerspiegel‹ aus dem mysteriösen Beta selbst plus dem experimentellen Schwarzen Loch an Bord der Erewhon-Station. Was herausschoß, war eine große Welle gefalteter Raum-Zeit, die wie ein Speer in die allgemeine Richtung von Spica stieß.
    Lustig war ein guter Lehrer. Er beschränkte seine Mathematik auf einfache Matrizen und benutzte Figuren, um seine Katastrophengeschichte graphisch zu schildern. Das klang viel zu plausibel – und sie hätte kein einziges Wort geglaubt, wenn sie nicht so viel aus erster Hand selbst erlebt hätte. Zum Beispiel die plötzliche schreckliche Dehnung und Kontraktion von Erewhons Haltekabel. Oder der relativistische Abflug des Farpointlabors. Oder diese Farben.
    Was Teresa in einer emotional toten Zone beruhigte, war die Erkenntnis, daß alle ihre Sorgen ein Ende hatten. Welchen Sinn hatte es, sich über innere Politik bei der NASA Gedanken zu machen oder ihren nächsten Flugplan oder ihre gescheiterte Ehe, wenn die ganze Welt bald ein Ende haben würde?
    Die geheimnisvolle Singularität – Lustigs ›kosmischer Knoten‹ – mußte klein angefangen haben. Aber Beta war gewachsen, bis es jetzt einer

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